Bilanz der Schwimm-EM Koch und Biedermann wecken Olympia-Hoffnungen

Berlin · Für Marco Koch gab es keine Verschnaufpause. Der Brust-Europameister stieg am Montag in den Flieger nach Katar. Beim Kurzbahn-Weltcup in Doha startet der Vizeweltmeister als neuer deutscher Vorschwimmer. "Ausruhen gibt's nicht, es geht sofort weiter", sagte der 24-Jährige, der bei der Heim-EM aus dem Schatten von Paul Biedermann getreten ist.

Koch holt Gold über 200 Meter Brust
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Koch holt Gold über 200 Meter Brust

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Im letzten Rennen im Velodrom war die neue Rangordnung noch einmal deutlich geworden: Koch, seit WM-Silber vor einem Jahr in Barcelona ein Muster an Beständigkeit auf allerhöchstem Niveau, brachte die deutsche Lagenstaffel als Zweiter auf Medaillenkurs. Biedermann, nach fast einem Jahr Zwangspause auf dem Weg zurück zu alter Stärke, gab als Schlussschwimmer Bronze noch aus der Hand.

Koch, der am Donnerstag in deutscher Rekordzeit zu EM-Gold über 200 m Brust und bis auf vier Zehntelsekunden an den Weltrekord herangeschwommen war, war mit seiner Leistung im letzten Rennen hochzufrieden: "Die Zeit war sehr gut zum Abschluss." 59,43 Sekunden fliegend auf den eher ungeliebten 100 m waren - mit der üblichen Reaktionszeit beim Start addiert - nah dran an seiner Bestzeit aus der Ära der High-Tech-Anzüge (59,80). Nur der britische Weltrekordler Adam Peaty war im Finalfeld schneller.

Biedermann Zweiter über 200 Meter Freistil
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Biedermann Zweiter über 200 Meter Freistil

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Biedermann dagegen wäre "gerne schneller geschwommen". In 48,41 Sekunden fliegend war er nur der fünftschnellste Schlussschwimmer - gut eine halbe Sekunde über seiner Bestzeit. Dem 28-Jährigen, der am Samstag noch mit einem famosen Finish die 4x200-m-Freistilstaffel zu Gold gezogen hatte, fehlten am Ende die Kräfte - nicht zuletzt wegen seiner dreiwöchigen Krankheitspause in der EM-Vorbereitung.

Für Bundestrainer Henning Lambertz sind Koch und Biedermann die einzigen Schwimmer, die mit Blick auf die WM 2015 in Kasan/Russland und Olympia 2016 in Rio de Janeiro Medaillenhoffnungen wecken. "Drei Leistungen hätten Bestand auf Weltniveau", resümierte der Chefcoach nach insgesamt sechsmal Edelmetall bei der Heim-EM und meinte damit Kochs 200-m-Triumph, Biedermanns Silber über 200 m Freistil und dessen Staffel-Gold.

Freistil-Staffel mit Biedermann holt Gold
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Freistil-Staffel mit Biedermann holt Gold

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Mit ihren Zeiten von Berlin hätten die beiden einzigen deutschen Weltklasseschwimmer bei den parallel ausgetragenen Pan-Pazifik-Meisterschaften mit den Stars aus den USA, Australien und Asien Gold gewonnen. Die anderen EM-Medaillengewinner Philip Heintz (200 m Lagen), Christian Diener (200 m Rücken) und Jan-Philip Glania (100 m Rücken) wären in Gold Coast/Australien deutlich hinterher geschwommen.

Die zweite Garde will Lambertz bis Rio in einem neuen Olympia-Team verstärkt fördern - in der Hoffnung, dass der eine oder andere doch noch den Sprung in die Weltspitze schafft. Der Bundestrainer ist aber Realist: "Um Spitzenschwimmer auszubilden, braucht man 10.000 Trainingsstunden. Das holt man nicht in zwei Jahren auf."

Heintz holt Silber über 200 Meter Lagen
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Heintz holt Silber über 200 Meter Lagen

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Enttäuscht haben in Berlin vor allem Steffen und Markus Deibler. Die Hamburger Brüder, die als Medaillenaspiranten gestartet waren, gingen leer aus. Das könnte Konsequenzen haben: Bislang gehörten sie neben Biedermann und Koch zum besonders geförderten Eliteteam. "Da wird es Veränderungen geben", kündigte Lambertz an, "es ist teuer und kein Selbstläufer."

(sid)
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