Tischtennis Boll holt sich Bronze im Heim-Weltcup

Düsseldorf · Tischtennis-Altmeister Timo Boll hat bei seinem Weltcup-Heimspiel in Düsseldorf eine Kampfansage an die übermächtigen Chinesen und seinen deutschen Rivalen Dimitrij Ovtcharov geschickt.

 Sechste Weltcup-Medaille für Timo Boll.

Sechste Weltcup-Medaille für Timo Boll.

Foto: dpa, hka hak

Mit seinem dritten Platz beim drittwichtigsten Turnier der Welt unterstrich der 33 Jahre alte EM-Rekordsieger seine Ansprüche für die Olympischen Spiele in zwei Jahren in Rio. Im Viertelfinale hatte Boll seine "schwarzen Serie" gegen Europameister Ovtcharov (4:0) beendet und im Halbfinale Chinas Weltmeister Zhang Jike (3:4) einen großen Kampf geliefert.

"Platz drei ist nach so vielen Jahren und auch in meinem Alter eine tolle Sache. Sicher hätte ich auch gerne das Endspiel gespielt, aber Zhang hatte immer auf alles eine Antwort. Ich bewundere ihn dafür seit langem, er ist für mich der Beste der Welt. Ich habe aber auch gesehen, dass ich mithalten kann", sagte Boll nach seinem 4:2 im "kleinen Finale" gegen den Japaner Jun Mizutani.

Gegen Zhang hatte Boll einen 1:3-Satzrückstand wettgemacht, am Ende aber doch das Nachsehen. Sein Bezwinger wiederholte im Finale durch ein 4:3 im chinesischen Duell gegen den Weltranglistendritten Ma Long seinen Triumph von 2011 und hält nun wieder alle drei großen Titel.

Boll hatte sein achtes Weltcup-Halbfinale als Titelgewinner von 2002 und 2005 durch einen auch in der Höhe unerwarteten Erfolg gegen seinen nationalen Widersacher Ovtcharov erreicht. Sein erster Sieg gegen den sieben Jahre jüngeren Weltranglistenfünften und Olympiadritten nach zuvor fünf Pleiten in Serie belebt den Konkurrenzkampf der beiden deutschen Top-10-Asse noch einmal. Vor Jahresfrist hatte Ovtcharov Linkshänder Boll als Nummer eins der Tischtennis-Welt außerhalb Chinas Grenzen abgelöst.

"Auch wenn mir sein System nicht so gut liegt, habe ich in Spielen gegen 'Dima' immer eine Chance. Ich bin froh, dass es nach zwei Jahren einmal wieder auch gereicht hat", sagte der mit einem 4:1 gegen Adrien Mattenet (Frankreich) in den bedeutendsten Wettbewerb nach Olympia und WM gestartete Lokalmatador zu seinem Überraschungssieg.

Der Vorjahres-Dritte Ovtcharov, dem schon zu Beginn des 150.000-Dollar-Turniers bei seinem 4:3-Zittersieg im Achtelfinale gegen den Inder Sharath Kamal Achanta die gewohnte Souveränität gefehlt hatte, haderte nach der "Klatsche" gegen seinen Freund und Trainingspartner mit seinem Auftritt: "Ich bin nie in meinen Rhythmus gekommen."

Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig vom Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) wertete insbesondere Bolls Halbfinal-Leistung als Mutmacher für Olympia: "Die entscheidenden Monate bis Rio fangen jetzt an. Das Turnier und vor allem Timos Riesenspiel haben gezeigt, dass wir auf dem Niveau um Medaillen und mit den Chinesen auf Augenhöhe mitspielen können, denn Timo war dran und hatte Chancen auf den Sieg."

Unterdessen nahm Bundestrainer Jörg Roßkopf, vor 16 Jahren erster deutscher Weltcupsieger, Ovtcharov gleichermaßen in Schutz und in die Pflicht: "Nach seiner Urlaubspause und der Zahn-OP hat er noch nicht zur Form gefunden, auch weil er wenig trainiert hat. Darauf muss er wieder achten und sich reinbeißen, Ich erwarte von ihm auch, dass er in der Box zeigt, dass und warum er die Nummer fünf der Welt ist."

(sid)
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