Fechterin holt einzige WM-Einzelmedaille Heidemann bleibt eine Klasse für sich

Kasan · Ohne Britta Heidemann wären die deutschen Fechter bei der WM in Kasan ohne Einzelmedaille geblieben. Wie so oft bei Großereignissen war auf die Peking-Olympiasiegerin Verlass.

 Britta Heidemann mit ihrer Silbermedaille.

Britta Heidemann mit ihrer Silbermedaille.

Foto: dpa, si mr

Nicht nur die Fecht-Welt verneigt sich vor Britta Heidemann, nach dem erneuten Gala-Auftritt gehörte auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zu den ersten Gratulanten. "Er hat mir bereits eine SMS geschickt", erzählte die Peking-Olympiasiegerin mit einem strahlenden Lachen. Mit Silber bei der WM in Kasan fügte Deutschlands Degen-Star seiner beeindruckenden Erfolgsbilanz eine weiteres Kapitel hinzu - eine im Vorfeld eigentlich nicht für möglich gehaltene Leistung.

Schließlich hatte Heidemann im Vorfeld mehrere Wochen als Fernsehreporterin und Botschafterin der Bundesliga-Stiftung bei der Fußball-WM zugebracht. Doch die nach eigener Aussage "Vorbereitung im Schnelldurchgang" war eher Vor- als Nachteil, der Gewinn ihres elften WM-Edelmetalls der gerechte Lohn.

"Ich glaube, es hat mir sehr gut getan, in Brasilien zu sein. Bei uns kommt sehr viel auf die Psyche an. Da hilft vielleicht eine Trainingseinheit weniger, als wenn man eine gute Stimmung mitbringt", erklärte Heidemann: "Es hat mich sehr motiviert, die Jungs Weltmeister werden zu sehen."

So ließ sich die 31-Jährige auch eine kleine Feier nicht nehmen. Nach dem obligatorischen Sektempfang im Mannschaftshotel ging es noch einmal in die Innenstadt der russischen Millionenmetropole. Die Enttäuschung über die 11:15-Niederlage im Finale gegen die Italienerin Rosella Fiamingo war zu diesem Zeitpunkt - wenn überhaupt vorhanden - schon längst vorbei.

Denn wieder einmal bewies Heidemann bei einem Großereignis ihre ganze Klasse. Gewohnt nervenstark lieferte sie in Kasan einen über weite Strecken dramatischen Wettkampf ab. Auf dem Weg zu Silber brachte bei ihren Gefechten dreimal der letzte Treffer die Entscheidung - dreimal setzte ihn Heidemann.

"Ich liebe den Hang zur Dramatik überhaupt nicht", sagte Heidemann lachend: "Ich glaube, dass die Zuschauer häufig dem Herzinfarkt nahe sind. Das ist nicht meine Absicht." Zeitweise wurden auch Erinnerungen an ihr Halbfinalgefecht bei Olympia in London wach - auch dort hatte sie erst in letzter Sekunde gewonnen. Ihre damalige Gegnerin Shin A Lam aus Südkorea zog auch in Kasan gegen Heidemann den Kürzeren: 11:10 siegte die Deutsche im Achtelfinale.

"Ich habe einfach bei einer WM immer Lust, zu zeigen, was ich kann. Immer schön, wenn das dann auch klappt", sagte Heidemann. "Britta ist einfach ein positiver Mensch. Das hilft", befand ihr langjähriger Trainer Manfred Kaspar. Der zweite Platz in Kasan war bereits die dritte Medaille in Folge bei einem Großereignis: Bei Olympia 2012 gab es Silber, im vergangenen Jahr bei der WM Bronze - besonders bei der engen Weltspitze im Degenfechten eine Ausnahmeleistung.

Für das deutsche Fechten ist Heidemann seit Jahren ohnehin ein Glücksfall. Ihre Silbermedaille war der erste zählbare Erfolg des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB) bei den Titelkämpfen in Kasan. "Britta ist für uns unglaublich wichtig. Sie repräsentiert uns nicht nur auf der Fechtbahn, sondern auch medial", sagte DFeB-Vizepräsident Dieter Lammer. "Sie ist als Typ sensationell. Ein echtes Goldstück für uns", ergänzte Sportdirektor Sven Ressel. Immerhin noch mindestens zwei Jahre können sich die deutschen Fechter auf Heidemann verlassen. Die Olympischen Spiele in Rio will sie noch einmal in Angriff nehmen.

(sid)
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