Wunderpferd beim CHIO Totilas 2.0 — Gute Chancen auf erfolgreiche Ära

Aachen · Matthias Rath und Totilas sind zurück in der Weltspitze. Das Dressur-Paar zeigt sich beim CHIO gereift, die Chancen auf eine erfolgreiche Ära stehen nicht schlecht.

Totilas beeindruckt in Aachen
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Totilas beeindruckt in Aachen

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Foto: dpa, ua

Ein gereifter Reiter, ein neuer Trainer und weniger Hype um das Wunderpferd: Die Chancen auf einen gelungenen Neuanfang stehen für Dressur-Reiter Matthias Rath und seinen einstigen Wunderhengst Totilas gut. Das Paar hat aus Fehlern der Vergangenheit gelernt, die Erwartungen sind nicht mehr so groß.

Rath wirkt in diesen Tagen beim CHIO gefasster als vor seiner zweijährigen Pause. Nach seinem überragenden Comeback am Donnerstag im Grand Prix, bei dem er die komplette Weltelite hinter sich gelassen hatte, ging der Kronberger zunächst auf die eigenen Fehler ein. "Wir müssen noch viel arbeiten, vor allem in der Piaffe-Passage", sagte der 29-Jährige.

Totilas gewinnt Grand Prix Special
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Totilas gewinnt Grand Prix Special auf dem Peterhof

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Foto: dpa, odietze jhe

Auch hielt sich dieses Mal die Schwärmerei von der außergewöhnlichen Anmut und Eleganz, mit der sich sein mittlerweile 14 Jahre alter Rapphengst durchs Viereck bewegt, wohltuend in Grenzen. Alles wirkte in Zeiten von "Totilas 2.0" eine Spur normaler, geerdeter - und roch nach viel Arbeit.

Vorerst ausgeschaltet ist auch die große Marketing-Maschinerie, die 2011 um das Wunderpferd angeschmissen worden war. Tassen, T-Shirts und Basecaps - alles war mit dem Konterfei des Rapphengstes bedruckt. Ein Aufschrei ging durch den Reitsport. Drei Jahre später ist davon nichts mehr zu hören und zu sehen.

Das ist Matthias Rath
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Das ist Totilas-Reiter Matthias Rath

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Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Spott und Hohn waren groß, als damals der Erfolg ausblieb. Zwei Jahre musste das Paar wegen Krankheit und Verletzung pausieren, damit entzogen sich Reiter und Pferd - wenn auch ungewollt - einem fast unmenschlichen Druck. Rückblickend bewertet Rath die Zeit allerdings als nicht so schlimm: "Ich habe da nie ans Aufhören gedacht."

Auffallend ist auch, dass Rath selbst nicht mehr alles, was im Sport geschieht, auf sich selbst bezieht und damit Last abgeben kann. Zum Beispiel an seinen Trainer Sjef Janssen. Der frühere Bondscoach und Ehemann der dreimaligen Olympiasiegerin Anky van Grunsven hat großen Anteil am gelungenen Comeback: "Das Training, das wir machen, ist sein Training. Der Erfolg, den wir haben, ist sein Erfolg", sagte Rath nach dem Grand Prix.

Wunderpferd Totilas gewinnt Turnier in München
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Auch Vater Klaus-Martin Rath, der als Trainer in den Hintergrund getreten ist, hat vollstes Vertrauen in Janssen. "Sjef macht Matthias so stark, dass er keine Angst mehr vor Fehlern hat. Bei ihm ist es nicht nur Reiten, und dann ist Schluss. Da ist viel mehr Betreuung", sagte Rath über Janssen. Schließlich habe der Coach seine Frau dreimal zu Einzelgold bei Olympia geführt. "Da muss man auch mental einiges draufhaben", so Rath senior.

Dass Vater Rath von sich aus als Trainer ins zweite Glied gerückt ist und den Erfolg dieses Schrittes als wichtig ansieht, spricht ebenfalls für die neue Gesinnung im Totilas-Lager: "Es ist auch als Vater wichtig, loszulassen. Matthias brauchte unbedingt neue Impulse, die ich ihm nicht so geben konnte."

Vielleicht hat Rath junior aber auch die private Situation reifen lassen. Er hat geheiratet und blickt Vaterfreuden entgegen. Seine derzeit große Unaufgeregtheit im Sport lässt darauf schließen, dass er die Wettkämpfe in der Tat aus größerer Distanz erlebt. Der Eindruck verstärkte sich, als er darauf angesprochen wurde, ob der neue Erfolg auch eine Art Genugtuung sei. "Genugtuung irgendwelchen Menschen gegenüber?", frage Rath: "Ich finde, da gibt es Wichtigeres im Leben."

(sid)
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