WM beginnt am Donnerstag Karneval am Dartboard

Düsseldorf · In London beginnt am Donnerstag die Darts-WM. Drei Deutsche sind beim weihnachtlichen Wahnsinn im "Ally Pally" dabei.

"Ally Pally" wird zum bunten Tollhaus
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Die Darts-Weltmeisterschaft ist schrill wie der Karneval im Rheinland, so verrückt wie der Ballermann, so alkohollastig wie das Oktoberfest. Die Profis haben sich daran längst gewöhnt, weil die WM ihnen eine einzigartige Bühne bietet - gerade dank der Unmengen junger Leute. "Dartsspieler sind Typen aus allen Klassen, mit denen man auch mal ein Bier trinken kann. Und die werden da begrüßt wie Popstars", sagt Tomas Seyler, einer der besten deutschen Darts-Profis und Teilnehmer an vier Weltmeisterschaften.

Am Donnerstag beginnt die jährliche Darts-Ausnahmezeit in England. Sie geht bis zum 3. Januar, dann ist im "Alexandra Palace" der Weltmeister ermittelt. Die Favoriten im legendären "Ally Pally" heißen Phil Taylor, 16-maliger Titelträger aus England, oder Gary Anderson, aktueller Champion. Auch drei deutsche Spieler gehen an den Start. Den unerfahrensten Deutschen, Rene Eidams, hat es bei der Auslosung knüppeldick erwischt: Der WM-Debütant muss in der ersten Runde gegen den Weltranglisten-Ersten und Topfavoriten Michael van Gerwen aus den Niederlanden antreten. Deutschlands größte Hoffnung Max Hopp (19) trifft auf van Gerwens Landsmann Benito van de Pas. Hopp ist amtierender U21-Weltmeister. Jyhan Artut bekommt es mit Stephen Bunting aus England zu tun.

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Mit wilden Schweinwerfer-Schwenks durch die abgedunkelte West Hall und wuchtiger Einlaufmusik, die aus den lärmenden Boxen tief in die Gehörgänge jedes Zuschauers dröhnt, geht es los. Wie beim Boxen werden die Dartsspieler von Hostessen auf die Bühne begleitet. Und oben räkeln sich dünn bekleidetete Cheerleader vor den Massen der Partyfreunde. Wenn die Darts fliegen, hält der Hallensprecher alle, die nicht hingucken wollen oder es nicht mehr können, mit heiserer Stimmen im Fünf-Sekunden-Abstand auf dem Laufenden: "What a great performance!" Ähnlich häufig werden Partyhits wie Scooters "J'adore Hardcore" gespielt, und nicht wenige der Zuschauer grölen mit. Dazu ist es Tradition, dass die Fans DIN-A3 Pappschilder in die Fernsehkameras halten; gesponsert von William Hill, einem der führenden Wettanbieter Englands. Mit reichlich Platz, um irgendetwas zu kritzeln - ob jugendfrei oder nicht. Eben alles, was den feierwütigen Anhängern im "Ally Pally" so einfällt.

In England hat der Sport eine große Tradition und ein weitaus besseres Image als hierzulande. "Leider Gottes werden wir in Deutschland immer noch als Kneipensport wahrgenommen. Das ist aber gar nicht der Fall: Wir haben eine Bundesliga, eine nationale Rangliste, alles außerhalb von Kneipen", sagt Claudia zum Felde, Präsidentin des Deutschen Darts-Verbandes. Zwischen Weihnachten und Silvester aber, wenn die üppigen Festessen mit der Familie verdaut werden müssen, die Fußball-Bundesliga pausiert und überhaupt Sport-Notstand im TV herrscht, steigt auch in Deutschland das Darts-Interesse. Wegen der großen Nachfrage hat der Spartensender Sport1 sein Angebot ins Free-TV ausgeweitet und erfreut sich guter Einschaltquoten. Die Zuschauer hatten im vergangenen Jahr noch einen Grund mehr zu feiern: Erstmals erreichten in Max Hopp und Sascha Stein deutsche Teilnehmer die zweite WM-Runde.

Sport1 überträgt auch in diesem Jahr live. Dann wird sich neben Taylor und van Gerwen auch der bunteste Vogel der Szene, Peter Wright, mit seiner neuesten Frisur präsentieren.

Ob es deutsche Erfolge gibt, wird sich auch zeigen. Sicher ist: Die Fans werden ihren Spaß haben.

(RP)
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