Rekordweltmeister War das der letzte WM-Auftritt von Darts-Legende Taylor?

London/Köln · Phil Taylor ist bei der Darts-WM in London im Viertelfinale ausgeschieden. Nicht wenige glauben, dass es für "The Power" der letzte Auftritt auf der ganz großen Bühne war.

Phil Taylor – Rekordweltmeister und Darts-Legende
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Das ist Phil Taylor

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Foto: dpa, dul kno

Phil Taylor schlurfte durch den Funkenregen des Ally Pally auf seinen jubelnden Dauerrivalen Raymond van Barneveld zu, gratulierte dem Niederländer mit einem knappen, aber höflichen Handschlag zum Einzug ins WM-Halbfinale - und verließ das ohrenbetäubend laute Darts-Mekka quasi durch die Hintertür. Dem leisen Abschied des 16-maligen Weltmeisters nach der 3:5-Niederlage im 77. Vergleich der Darts-Ikonen haftete etwas von Endgültigkeit an.

Doch ausgerechnet van Barneveld, der durch seinen WM-Sieg 2007 über Taylor zum großen Gegenspieler des Größten der Darts-Geschichte avancierte, mag nicht so recht an einen gänzlichen Rückzug des immerhin 56 Jahre alten Rekordchampions glauben. "Nächstes Jahr wird er bei der WM dabei sein, da bin ich ganz sicher. Phil wird vielleicht einige kleinere Turniere auslassen", sagte "Barney" am Sport1-Mikrofon, fügte aber an: "Ich weiß nicht, was diese Niederlage mit ihm macht."

Taylor selbst äußerte sich nicht öffentlich nach der erst 17. Niederlage (bei 56 Siegen) gegen den sieben Jahre jüngeren van Barneveld - und öffnete damit den Raum für Spekulationen. Vor der WM in London hatte Taylor bereits angekündigt, sich künftig rarer an der Scheibe zu machen. "Ich will das jetzt alles genießen und es langsamer angehen", sagte er dem Guardian in einem Interview.

Konkret bedeute das, er wolle nur noch die Events spielen, "für die ich über die Rangliste qualifiziert bin und zu denen ich eingeladen werde". Er, der geschätzt zehn Millionen Euro schwere Darts-Pionier, der in den letzten Jahren kaum einen lukrativen Termin ausgelassen hat, freut sich "auf ein Leben, in dem ich nicht mehr jede Woche auf der Autobahn bin und ständig in irgendwelchen Hotels übernachten muss".

Kein Engländer im Halbfinale

Taylors Pleite im "El Dartico", zu dem englische Medien das WM-Viertelfinale gegen van Barneveld erhoben hatten, markiert in jedem Fall einen Einschnitt nicht nur in der Laufbahn des erfolgverwöhnten und von seinen Konkurrenten weiterhin gefürchteten Taylor, sondern auch in der Darts-Geschichte. Erstmals seit der WM-Premiere nach Version des Verbandes PDC im Jahr 1994 steht kein Engländer im Halbfinale.

Vier Jahre nach dem bislang letzten Titelgewinn von "The Power" machen Titelverteidiger Gary Anderson aus Schottland und sein schriller Landsmann Peter "Snakebite" Wright am Sonntag (20 Uhr/Sport 1) den ersten Teilnehmer des Finals am Montag unter sich aus. Das nächste Highlight erwartet die Fans beim rein niederländischen Semifinale zwischen Top-Favorit Michael van Gerwen (Weltmeister 2014) und van Barneveld.

Gegen den 22 Jahre jüngeren Branchenprimus "Mighty Mike" wird van Barneveld ziemlich sicher eine bessere Leistung bieten müssen als gegen Taylor. Mit einem Durchschnitt von gerade mal 96,3 und einer Doppel-Quote von unter 40 Prozent konnte der 49-Jährige die lebende Legende Taylor besiegen.

"Ich habe mich nie gut gefühlt", sagte van Barneveld nach der Partie. Um Taylor in einem Nervenspiel auf beiden Seiten zu besiegen, reichte es aber aus. Auch wenn es wohl kein Abschied für immer war: Taylors große Zeit ist spätestens seit Freitag vorbei.

(sid)
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