Darts-WM in London Die Magie der 180 verzaubert sogar Prinz Harry

Düsseldorf · Die Darts-WM in London begeistert immer mehr Fans – auch in Deutschland. Die Atmosphäre im Londoner Alexandra Palace ist einzigartig und lockt sogar den englischen Prinzen ins Mekka des Darts-Sports.

"Ally Pally" wird zum bunten Tollhaus
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Foto: dpa, nic

Die Darts-WM in London begeistert immer mehr Fans — auch in Deutschland. Die Atmosphäre im Londoner Alexandra Palace ist einzigartig und lockt sogar den englischen Prinzen ins Mekka des Darts-Sports.

Adrian Lewis wirft die ersten drei Pfeile im entscheidenden Leg des ersten Satzes in das Triple-20-Feld. 180 Punkte werden von seinen 501 Zählern abgezogen, mehr kann ein Spieler mit drei Pfeilen nicht erreichen. Als der dritte Dart in dem acht Millimeter großen Feld landet, springen die 3000 meist verkleideten Fans von ihren Sitzen auf und halten die Schilder mit der Aufschrift "180" in die Höhe.

Spielerwechsel. Raymond van Barneveld ist an der Reihe, doch der Niederländer schafft es nicht, die Menge zu begeistern und erzielt nur 58 Punkte. Wieder Spielerwechsel. Die Fans sind nervös, schließlich hat Ex-Weltmeister Lewis die Chanceauf den ersten Neun-Darter dieser WM. Neun Darts für 501 Punkte — besser kann ein Spieler ein Leg nicht bestreiten. Lewis gelang dieses Kunststück als erstem Spieler in einem WM-Finale vor zwei Jahren.

Der vierte Pfeil fliegt in die Triple 20, die Menge jubelt. Allerdings nur kurz, denn niemand will Lewis in seiner Konzentration stören. Der fünfte Pfeil sitzt ebenfalls, das Grölen wird lauter. Kurz bevor Lewis den nächsten Pfeil wirft, verstummen die Fans wieder, um nach dem sechsten perfekten Darts in die Triple 20 noch lauter zu jubeln.

Auf van Barneveld achtet niemand mehr, die 134 Punkte bei seiner zweiten Aufnahme gehen beinahe unter. Lewis tritt wieder an die Scheibe. Triple 20, Triple 19 — mit einem Treffer in die Doppel-12 hätte er das perfekte Leg geschafft. Die TV-Moderatoren werden wie die Fans bei jedem Treffer lauter, die Spannung vor dem entscheidenden Wurf steigt ins Unermessliche. Als Lewis' Pfeil im richtigen Feld landet, explodiert die Masse. Wie ein Vulkan, dessen Lava acht Darts zuvor aufgestiegen war, um dann beim letzten Wurf auszubrechen. Lewis selbst nimmt den Neun-Darter gelassen hin, Konkurrent van Barneveld gratuliert mit einer Umarmung.

Sport1 feiert Traumquoten

Es sind genau diese magischen Momente, die die Darts-WM in London alljährlich zu einem echten Spektakel machen. Auch in Deutschland ist die WM ein voller Erfolg, der TV-Sender Sport1 jubelt über Traumquoten. Das Zweitrunden-Aus des deutschen Teilnehmers Max Hopp gegen den Niederländer Vincent van der Voort am vergangenen Montag sahen mehr als 500.000 Zuschauer, in der Spitze liegen die Einschaltquoten nach Angaben des Senders sogar bei über einer Million. Von solchen Zahlen können andere Randsportarten wie Basketball nur träumen.

LAD: Prince Harry enjoying the World Darts Championship at Ally Pally tonight. pic.twitter.com/roXbvDPUGy

Das Event, das jährlich zwischen den Jahren stattfindet und dadurch ein Alleinstellungsmerkmal hat, lockt auch immer mehr Prominente in den "Ally Pally". Der deutsche Schiedsrichter Wolfgang Stark war da, sein englischer Kollege Howard Webb schaute ebenfalls vorbei. Selbst Prinz Harry machte sich zum wiederholten Male von der Stimmung vor Ort ein Bild und stattete der Darts-WM einen Besuch ab. Harry verzichtete allerdings auf eine Verkleidung, die bei der Darts-WM eigentlich zur Standard-Ausrüstung der Fans gehört.

Anders machte es Steffen Freund, der mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft 1996 in England den WM-Titel gewann und mittlerweile als Co-Trainer des englischen Erstligisten Tottenham Hotspur arbeitet. Freund saß als Teletubby verkleidet mitten in der enthusiastischen Menge und trat als "Tinky Winky" sogar vor die Kamera. Bei Sport1 gab Freund ein Kurz-Interview. "Ich bin schon seit Jahren großer Darts-Fan. Für mich ist heute ein Traum in Erfüllung gegangen. Es ist wirklich überragend hier", sagte Freund, der für seinen Auftritt bei Twitter gefeiert wurde. "Steffen, "the tinky Winky" Freund wird mit Sicherheit bei der nächsten WM spielen. Ein legendäres Foto", twitterte Lewis Holtby vom Hamburger SV.

180!!!!!!!!! Steffen "the tinky Winky" Freund will play the next World Champs, for sure!!!!! Hahaha legendary pic http://t.co/dMfA2N9JMf

Auch Adrian Lewis wird bei der nächsten WM sicher wieder dabei sein — der Engländer ist trotz seines Neun-Darters im Achtelfinale ausgeschieden. Die Magie ist aber natürlich nicht verflogen aus dem "Ally Pally". Wenn Phil Taylor am Freitag unter den Klängen von Snaps "The Power" zu seinem Viertelfinale auf die Bühne marschiert, seine erste 180 wirft und die Fans den Klassiker "Walking in a Taylor-Wonderland" singen, ist er wieder da, einer dieser besonderen Momente der WM der Kneipensportler.

(seeg)
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