WM im Ally Pally beginnt Nur Fußball hat bei Sport1 bessere Quoten als Darts
London/Köln · Verkleiden, grölen, mitfiebern: Die Kombination aus Sport und Party bei der Darts-WM zieht ab Donnerstag wieder die Zuschauer in ihren Bann – und erreicht immer bessere Einschaltquoten.
Die Darts-WM von A bis Z
Verkleiden, grölen, mitfiebern: Die Kombination aus Sport und Party bei der Darts-WM zieht ab Donnerstag wieder die Zuschauer in ihren Bann — und erreicht immer bessere Einschaltquoten.
Sie nennen sich Zauberer, Schlangenbiss oder Kuchenmann und versetzen gestandene Männer in Ekstase. Bei der Darts-WM verwandeln ab Donnerstag wieder meist untersetzte Herrschaften mit ruhiger Hand den Saal im altehrwürdigen Londoner Alexandra Palace in ein kostümiertes Tollhaus. Und das, obwohl sie eigentlich "nur" Pfeile ins richtige Feld einer Scheibe aus gepressten Pflanzenfasern werfen.
Fragen und Antworten zur Darts-WM
Was macht diese Faszination aus? "Darts ist eine Mischung aus Karneval und Sport", sagt Darts-Experte Elmar Paulke: "Es wird bewusst mit Kontrasten gespielt." Vorne das Duell zweier hochkonzentrierter Spieler, in dem alle paar Minuten eine Entscheidung fällt. Hinten grölende Marienkäfer, Superhelden oder wandelnde Bierkrüge, die volltrunken und lautstark ihre Helden wie Popstars huldigen. "Irgendwann bleibst du hängen", so der 45-Jährige.
Viele sportbegeisterte Zuschauer sind hängengeblieben. Für den TV-Kanal Sport1 kommentiert Paulke mittlerweile rund 100 Tage im Jahr Darts-Events und die WM bereits zum zwölften Mal. Mit stets steigenden Quoten. War Darts im Dezember 2004 noch unter Aufmerksamkeit von rund 250.000 Zuschauern vom dartsbegeisterten Großbritannien nach Deutschland geschwappt, haben sich die Einschaltquoten im Laufe der Jahre mehr als versechsfacht.
Beim WM-Finale zwischen Gary Anderson und Darts-Legende Phil Taylor schalteten Anfang dieses Jahres im Schnitt 1,36 Millionen ein, in der Spitze waren es sogar knapp zwei Millionen. Taylor gehört neben Anderson und dem Niederländer Michael van Gerwen wieder zu den Favoriten. Für "The Power" wäre es der 17. WM-Titel.
Gary Anderson triumphiert im "Ally Pally"
Deutsche Protagonisten spielten bislang höchstens eine Nebenrolle. In diesem Jahr sind drei Deutsche dabei: Jyhan Artut (39, Hannover), WM-Debütant Rene Eidams (26, Hagen) und U21-Weltmeister Max Hopp (19) aus Idstein, der als Riesentalent gilt und beim letzten Mal zumindest den Sprung in die zweite Runde schaffte.
Sollte sich Hopp, derzeit Nummer 45 der Welt, in den kommenden Jahren weiterentwickeln, sei das Ende der Fahnenstange in Sachen Quoten noch lange nicht erreicht, so Paulke. Hinter König Fußball ist Darts für den Münchner Sender aber jetzt schon Zuschauermagnet Nummer zwei. In diesem Jahr berichtet Sport1 92 Stunden live von der Darts-WM. Rekord.
Auch ohne deutschen WM-Favoriten wollen sich viele deutsche Fans die Sport-Party "zwischen den Jahren" nicht entgehen lassen und pilgern zu Hunderten - wenn nicht Tausenden - mit schwarz-rot-goldenen Fahnen in den Alexandra Palace. Darunter im vergangenen Jahr auch Fußball-Europameister Steffen Freund - im passenden Teletubbie-Kostüm. Dieses Jahr setzt der Veranstalter vor Ort deshalb erstmals eine deutsche Security ein.
Auf der Insel füllt Darts ganze Hallen, demnächst kommt der Großteil der Darts-Elite von der Insel. Doch auch hierzulande sind für Turniere in Deutschland zu diesem Zeitpunkt bereits mehr Tickets abgesetzt als je zuvor, der Shop im Internet verzeichnet Rekordgewinne beim Verkauf von Dartsscheiben und -Pfeilen und Kneipen feiern wilde Darts-Partys.
Wie die täglich rund 3000 Zuschauer im Ally Pally im Norden der englischen Hauptstadt, der seit 2007 Stamm-Auftragungsort der WM ist. In bunten Kostümierungen. Mit viel Bier. Alle Jahre wieder.
