Taylor trifft auf van Barneveld "Wie Holland gegen Deutschland im WM-Finale"

London · Einen Tag vor Silvester hat die Darts-WM in London einen echten Leckerbissen zu bieten. Im Viertelfinale am Freitagabend trifft Phil Taylor auf seinen ewigen Rivalen Raymond van Barneveld. Es ist das 77. Aufeinandertreffen der beiden Darts-"Opas", zum fünften Mal treffen sie bei einer WM aufeinander. Und oft ging es heiß her – einmal auf abseits des Sports.

 Am Freitagabend kommt es im "Ally Pally" zum Duell zweier Darts-Legenden: Phil Taylor (l.) trifft auf Raymond van Barneveld.

Am Freitagabend kommt es im "Ally Pally" zum Duell zweier Darts-Legenden: Phil Taylor (l.) trifft auf Raymond van Barneveld.

Foto: dpa, Kombo rpo

Einen Tag vor Silvester hat die Darts-WM in London einen echten Leckerbissen zu bieten. Im Viertelfinale am Freitagabend trifft Phil Taylor auf seinen ewigen Rivalen Raymond van Barneveld. Es ist das 77. Aufeinandertreffen der beiden Darts-"Opas", zum fünften Mal treffen sie bei einer WM aufeinander. Und oft ging es heiß her — einmal auf abseits des Sports.

Wer an Phil Taylor und Raymond van Barneveld denkt, dem fällt sofort ein Match aus dem Jahr 2007 ein. Am 1. Januar ist es in der Circus Tavern im Nordosten Londons brüllend heiß. Über 40 Grad herrschen in der Spielstätte, in der seit 1994 die Darts-WM ausgetragen wird und in der nun das letzte Match ansteht, bevor die Professional Darts Corporation (PDC) im kommenden Jahr in den Alexandra Palace umziehen wird. Und genau an diesem Montag erleben die 600 Zuschauer das wohl beste Darts-Match aller Zeiten. Die Protagonisten: Taylor und van Barneveld. Es ist die erste WM, bei der die beiden Kontrahenten gemeinsam spielen, und sofort kommt es im wichtigsten Darts-Match des Jahres zum Showdown. Nur zehn Monate vorher war der Niederländer van Barneveld von der BDO zur PDC gewechselt, um sich mit den Besten messen zu können. Und den Besten aller Zeiten trifft er 2007 im WM-Finale.

Taylor und van Barneveld liefern sich einen echten Krimi, der erst zum dritten Mal in der Geschichte der WM im Sudden-Death-Leg entschieden wird, einem allerletzten, entscheidenden Durchgang. 6:6 steht es nach Sätzen, 5:5 nach Legs. Vor dem Sudden-Death-Leg wird durch einen Wurf auf das Bullseye in der Mitte der Scheibe entschieden, wer beginnen darf und dadurch einen Vorteil hat. Van Barneveld trifft, wenige Minuten später holt er sich seinen ersten WM-Titel, Dominator Taylor ist geschlagen.

2013 gibt es einen Eklat

Es ist bis heute eine der bittersten Niederlagen in Taylors Karriere. Neben dem verlorenen Finale ist den Fans vor allem das Duell im WM-Halbfinale 2013 in Erinnerung, als es auf der Bühne zu einem Disput zwischen den Rivalen kommt. Als van Barneveld Taylor zu dessen 6:4-Erfolg gratulieren will, schüttelt der Brite noch brav die Hand. Die beiden kennen und schätzen sich seit Jahrzehnten, dennoch ist die Gratulation kalt. Taylor dreht sich sofort weg, van Barneveld hält ihn fest, um seinem Kumpel richtig zum Einzug ins Finale zu gratulieren. Taylor findet das gar nicht lustig, gibt "Barney" ein paar unschöne Worte mit auf den Weg und wendet sich ab. Van Barneveld zeigt mit einem kleinen Schubser, was er davon hält. Ein Security-Mitarbeiter muss schlichten.

Was den Ausschlag für diesen Disput gab, will Taylor nach dem Match nicht verraten und spielt die Szenerie herunter. "Es ist alles in Ordnung. Er wollte gratulieren, aber ich war nicht so gut drauf. Aber alles ist vergessen und wir sind wieder Freunde", sagt Taylor damals.

Am Freitag kommt es zum insgesamt 77. Duell der beiden Erzrivalen. Taylor hat mit einer Bilanz von 56-16 (bei vier Remis) deutlich die Nase vorn. Und dennoch wird es sehr wahrscheinlich ein ausgeglichenes Match. Taylor spielt bei der WM bislang eher durchwachsen, van Barneveld setzte sich im Achtelfinale 4:3 gegen den zweimaligen Weltmeister Adrian Lewis durch und wird von Spiel zu Spiel besser.

Taylor vs. van Barneveld — ein Klassiker

"Das ist ein Klassiker. Das ist so, als würden Holland und Deutschland im Fußball im WM-Finale aufeinandertreffen", sagt Taylor: "Im Darts gibt es kein größeres Match." Seinen Kontrahenten hat er natürlich beobachtet und lobt van Barneveld in den höchsten Tönen. "Er hat brillant gespielt. Er hat zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Felder getroffen." Vor allem imponiert Taylor van Barnevelds Glaube an sich selbst. "Er glaubt, er kann hier einen weiteren Titel gewinnen", sagt der 16-fache Weltmeister: "Das tue ich allerdings auch", schiebt Taylor hinterher.

Für die Darts-Fans im Alexandras Palace sowie an den Bildschirmen zu Hause gibt es kein größeres Spiel, auch wenn beide nicht mehr zur absoluten Weltspitze gehören. Taylor ist bei der WM nur an Position vier gesetzt, van Barneveld auf Position zwölf. Und dennoch ist es das letzte Match des Abends, der krönende Abschluss der Viertelfinals. Die Darts-Welt wartet jetzt nur auf zwei Worte: Game on!

(seeg)
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