Grand Prix in Düsseldorf Das deutsche Judo steckt im Umbruch

Düsseldorf · Olympia-Frust und Reformen: Vor dem Grand Prix in Düsseldorf muss sich die Sportart neu aufstellen.

 Judoka Karl-Richard Frey kniet auf der Matte.

Judoka Karl-Richard Frey kniet auf der Matte.

Foto: Imago

Peter Frese ist zufrieden. Es sei ein bisschen stressig alles, sagt der Präsident des Deutschen Judo-Bundes (DJB), aber das sei es ja jedes Jahr, wenn der Grand Prix in Düsseldorf vor der Tür stehe. Und der steht vor der Tür: Von morgen bis Sonntag trifft sich die internationale Judo-Elite in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle zum einzigen Halt der Turnierserie des Weltverbandes IJF auf deutschem Boden. Für die Gastgeber ist es jedes Jahr aufs Neue ein mit Spannung erwarteter Gradmesser für den eigenen Leistungsstand. In diesem Jahr ganz besonders, denn das deutsche Judo steckt nach nur einer Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Rio und in Zeiten von Spitzensportreform und verändertem Förderkonzept der Stiftung Deutsche Sporthilfe im schwierigsten Umbruch seit Jahren.

Das finanziell relevante Förderkonzept konzentriert sich seit 1. Januar nur noch auf Athleten, die eine Perspektive nachweisen können, die da heißt: Platz eins bis acht bei WM oder Olympia. Für eine Individualsportart wie Judo bedeutet das: Athleten wie Miryam Roper (34), die diese Perspektive nicht mehr bieten, fallen als dringend benötigte Trainingspartner aus. Gleiches gilt für Talente, die noch keine Top-8-Perspektive vorweisen können. Ein großes Problem. "Wir brauchen drei oder vier adäquate Trainingspartner pro Athlet. Ich kann einen Karl-Richard Frey nicht gegen einen unserer Junioren antreten lassen", sagt Frese mit Blick auf seinen Leverkusener Top-Athleten in der Klasse bis 100 Kilogramm. In dieser Woche sind die Georgier vor Ort und bieten sich als Trainingspartner an.

Doch Frese ist niemand, der sich lange mit Wehklagen aufhält. Er sucht nach Lösungen - und er weiß, wo er sie findet. Einmal im Ausland. "Wenn wir Trainingspartner hier nicht mehr finden, müssen wir ins Ausland gehen oder Ausländer zu uns einladen", sagt er. "Denn wir dürfen nicht mehr vom hohen Ross aus ins Ausland blicken, dort haben sie einige Sachen verbessert - teilweise mit deutschen Trainern." Zudem sieht Frese einen Weg im Austausch mit anderen Einzelsportarten. "Wir müssen gucken, was wir sportartübergreifend voneinander lernen können", sagt er. So wurde dann die "AG Zweikampfsport" ins Leben gerufen, um als gemeinsame Stimme von Judo, Ringen, Fechten, Karate, Taekwondo und Boxen auftreten zu können.

Die niederländischen Judokas profitieren künftig von der Erfahrung des langjährigen deutschen Frauentrainers Michael Bazynski, der wie Männer-Kollege Detlef Ultsch im November von den Juniorentrainern Richard Trautmann und Claudiu Pusa ersetzt wurde. Die beiden sollen neue Impulse setzen und schicken am Wochenende in Düsseldorf ein 52-köpfiges Team aus Erfahrenen und jungen Wilden auf die Matten. Ziel sind nicht zwangsläufig Medaillen, die gab es auch beim Grand Slam in Paris Anfang des Monats nicht. Und das ist auch nicht schlimm, findet Frese. "Es geht um langfristige Arbeit, das Ziel heißt Olympia 2020 in Tokio."

In Tina Trstenjak (Slowenien), Emilie Andeol und Teddy Riner (beide Frankreich) haben auch drei Olympiasieger von Rio für den Grand Prix in Düsseldorf zugesagt. Aus deutscher Sicht sind Vize-Weltmeister Frey und der WM-Dritte Dimitri Peters (Hannover), der im vergangenen Jahr in Düsseldorf die Klasse bis 100 Kilogramm gewonnen hatte, die klangvollsten Namen.

(klü)
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