Phil Taylor zum 15. Mal Darts-Weltmeister Der König der Kneipensportler

London (RPO). 131 Punkte stehen noch auf dem Konto von Phil Taylor. Der 49-Jährige ist drei Darts vom Titel entfernt. Als er an die Scheibe tritt, nimmt er nur das Board wahr. Wie immer. Die gröhlende Menge in seinem Rücken bringt Taylor nicht aus der Ruhe. Nicht ihn, den 14-fachen Darts-Weltmeiser, der seinen nächten großen Titel bereits vor sich sieht.

Darts-WM 2010: Das Finale
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Taylor reißt die Augen kurz auf, als er den ersten Pfeil wirft. "The Power", wie sich Taylor selbst nennt, trifft in die dreifache 20. 71 Punkte Rest bei zwei Darts. Der nächste Pfeil bleibt in der dreifachen 13 stecken. Genau so, wie Taylor es haben wollte. Mit dem letzten Versuch muss er nun in die Doppel-16 treffen, das von den Darts-Profis so geliebte, acht Millimeter große Feld. Ein letztes Mal konzentriert sich "The Power" — und trifft auch diesmal. Das Spiel ist aus, Taylor springt wie ein kleines Kind durch den Londoner Alexandra Palace. Sein 15. WM-Titel, und immer noch freut er sich, als wäre es sein erster.

"Unglaublich, einfach genial"

"Es ist unglaublich, einfach genial", sagt er wenige Minuten später im ersten Interview als alter und neuer Weltmeister des Verbandes PDC. In der Stunde seines Erfolges vergisst er aber seinen Gegner nicht. "Simon hat großartig gespielt", sagt Taylor aus Respekt. Und er meint es auch so.

Und er hat recht. Taylors Finalgegner Simon Whitlock hat ein großartiges Turnier gespielt, schaltete im Viertelfinale die Nummer drei und im Halbfinale die Nummer zwei der Setzliste aus. Im Endspiel schaffte es der Australier in den ersten Sätzen, Taylor zumindest ein bisschen zu ärgern, führte mit 2:1. Doch dann drehte "The Power" auf, fand seinen Rhythmus und verbesserte seine Quote auf die Doppelfelder, mit denen ein Leg gewonnen werden muss. Gewinnt ein Spieler drei Legs, gehört der Satz ihm.

Whitlock schaffte es als einziger Spieler, Taylor mehr als einen Satz abzunehmen. Am Ende war das 7:3 dennoch eine klare Angelegenheit. Die wenigen Chancen, die Taylor seinem Kontrahenten ließ, konnte Whitlock nicht nutzen. Und das ist gegen einen Phil Taylor fatal. Als Trost streicht Whitlock 100.000 Pfund ein. Taylor kassiert für seinen Sieg die Rekord-Siegprämie von 200.000 Pfund (rund 225.000 Euro).

Die Suche nach dem perfekten Spiel

Eines blieb Taylor aber auch in diesem Jahr verwehrt: Das perfekte Spiel bei einer WM. Noch nie hat es der Profi geschafft, bei einer Live-Übertragung der Weltmeisterschaft die 501 Punkte, die pro Leg auf Null heruntergespielt werden müssen, mit neun Darts auszuwerfen. Nur ein kleiner Makel in Taylors einzigartiger Karriere.

Nachdem Taylor 1990 im Alter von 30 Jahren seinen ersten WM-Titel gewonnen hatte, war er nicht mehr zu stoppen. 18 Finalteilnahmen, 15 Siege, ab 1995 acht Titel in Serie — Taylor ist der beste Darts-Spieler aller Zeiten und wird diesen inoffiziellen Titel auch so schnell nicht verlieren. Taylor, am 13. August 1960 in Burslem geboren, lebt für den Kneipensport. Mehrere Stunden am Tag wirft er die knapp 20 Gramm schweren Pfeile auf das Brett. Nur, um noch besser zu werden, als er ohnehin schon ist. "Darts ist mein Leben. Ich will weitermachen und weiter siegen", hatte Taylor einmal gesagt. Sein Leitspruch gilt immer noch.

"Walking in a Taylor Wonderland"

In Großbritannien ist Taylor ein Volksheld. Immer, wenn er spielt, sind die Fans auf seiner Seite. "There is only one Phil Taylor. Walking along, singing this song, walking in a Taylor Wonderland" hallte es auch bei der abgelaufenen WM wieder aus den 7000 bierseligen Kehlen der fanatischen Fans.

"The Power" ist eine Legende aus der Mitte des Volkes. Einer, der es mit seinem Hobby zum Multimillionär geschafft hat und Vorbild für alle ist, die täglich in den Kneipen Englands Darts spielen. Sein Können hat sich mittlerweile sogar bis zu den reichen Scheichs aus dem nahen Osten herumgesprochen. Taylor soll im Januar die besten Darts-Spieler zu einem Turnier nach Dubai führen, um den Sport im Land der Scheichs bekannter zu machen.

Wahrscheinlich heißt der Sieger in Dubai wieder Philip Douglas Taylor — der König der Kneipensportler.

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