Dressur-WM Deutsche Reiter klagen über fehlende TV-Präsenz

Caen · Die deutschen Dressurreiterinnen sind wieder Medaillen-Garanten, aber im Fernsehen gibt es keine Live-Bilder von der WM. ARD und ZDF weichen auf das Internet aus und werden dafür kritisiert.

 Isabell Werth und ihre Dressur-Kollegen klagen über die fehlende Berichterstattung im TV.

Isabell Werth und ihre Dressur-Kollegen klagen über die fehlende Berichterstattung im TV.

Foto: dpa, ve jai

Wer den Kampf um die Dressur-Medaillen live im TV sehen will, der zappt in dieser Woche vergeblich durch die Fernsehkanäle. Für Deutschlands erfolgreichste Gold-Sammler bei Olympischen Spielen ist trotz der Weltmeisterschaften kein Platz im Programm der Rechteinhaber ARD und ZDF. "Das ist wirklich sehr traurig", klagte die sechsmalige Dressur-Weltmeisterin Isabell Werth in Caen. "Das ist nicht schön", sagte eher vorsichtig Breido Graf zu Rantzau, der Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN).

Nur an vier Tagen der zweiwöchigen WM in acht Pferdesport-Disziplinen in der Normandie senden die beiden öffentlich-rechtlichen Sender im Fernsehen live. "Wir haben ein Jahr mit vielen sportlichen Großveranstaltungen, wir können nicht zu oft das Regelprogramm unterbrechen", erklärte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Daher gibt es nur die Live-Übertragungen der Vielseitigkeit am Samstag und Sonntag innerhalb der ARD-Sportsendungen.

Dressur wird im Internet gezeigt

"Wir haben uns entschieden, die Dressur im Internet zu streamen", erläuterte Balkausky. Die Dressur wird komplett auf "sportschau.de" gezeigt, allerdings ohne Interviews. Ähnlich macht es das ZDF, das in der zweiten WM-Woche senden darf und sich im traditionellen TV auf die beiden Entscheidungen im Springreiten beschränkt und ein zusätzliches Internet-Angebot hat.

"Die Einschaltquoten sind nicht mehr so gut, wie sie schon waren", erklärte Balkausky die TV-Beschränkung. Damit trifft er beim Verbandspräsidenten sogar auf Zustimmung. Die Zuschauerzahlen "für die Reiterei sind leider nicht so, wie wir sie uns wünschen", sagte Rantzau. "Wir können es nicht zwingen." Der FN-Chef plädierte aber für mehr Höhepunkt-Sendungen. "Wenn man die breite Masse der Zuschauer sieht, ist ein Zusammenschnitt besser", sagte Rantzau: "Das ist interessanter und knackiger."

Der Reit-Verband registriert seit Jahren eine Reduzierung der TV-Übertragungen. Die FN ist daher selber aktiv geworden, hat gemeinsam mit Turnierveranstaltern die Deutsche Reitsport Vermarktungs GmbH gegründet und sich mit dieser am Internetanbieter ClipMyHorseTV.Deutschland GmbH beteiligt. "Für uns ist das wahrscheinlich der Kanal der Zukunft", sagte der Verbandschef.

Die FN habe "einen wichtigen Schritt getan, unseren Sport medial abzusichern und die Präsenz der Veranstaltungen in den digitalen Medien zu erhöhen", sagte FN-Vize Axel Milkau. Auch bei der WM können deutsche Pferdesport-Fans über clipmyhorse.de einige Wettbewerbe sehen, die nicht live im Fernsehen gezeigt werden.

Dass die FN trotz des schmalen TV-Programms bei der nur alle vier Jahre stattfindenden WM nicht allzu zu laut über ARD und ZDF schimpft, hat einen einfachen Grund. "Der Pferdesport braucht insbesondere das öffentlich-rechtliche Fernsehen auch weiterhin als Partner", sagte Georg Ettwig, der Marketingchef des Verbandes. Allein aufs Internet will sich der Verband nicht verlassen.

(dpa)
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