Countdown für Rio beginnt Deutsche Schwimmer fiebern DM entgegen

Acht Monate nach der gelungenen Heim-EM kehren die deutschen Schwimmer mit neuem Selbstvertrauen nach Berlin zurück. Bei der DM kämpfen sie um die WM-Tickets.

 Paul Biedermann will bei der DM ein Ausrufezeichen setzen.

Paul Biedermann will bei der DM ein Ausrufezeichen setzen.

Foto: Getty Images

Die DM vor der Brust, die WM vor Augen, Olympia im Hinterkopf: Für die deutschen Schwimmer beginnt ab Donnerstag schon so etwas wie der Countdown für Rio. Bei den nationalen Meisterschaften in Berlin kämpft das DSV-Team mit Paul Biedermann und Marco Koch an der Spitze um die Tickets für die WM in Kasan, dem letzten großen Kräftemessen der Weltelite vor den Sommerspielen 2016 am Zuckerhut.

Neuen Schub erhielten die deutschen Schwimmer durch die gelungene Heim-EM in Berlin im vergangenen Sommer mit sechs Medaillen. "Ich kann mir vorstellen, dass die Athleten diese Welle mitgenommen haben", sagte Verbandspräsidentin Christa Thiel dem SID: "Berlin ist für alle Schwimmer eine Reise wert, das Becken hier ist schnell - ich bin hoffnungsfroh."

Auch Bundestrainer Henning Lambertz spürt den EM-Effekt: "Die Tage von Berlin haben jeden positiv beeinflusst." Das lasse sich auch an den nackten Zahlen ablesen. "Ich habe mich über die guten Vorleistungen gefreut, aber wir wissen auch, dass wir uns noch strecken müssen", sagte Lambertz und verwies auf die zuletzt starken Auftritte der Niederländer, Franzosen und Australier.

Die hat auch Weltrekordler Biedermann verfolgt. Doch der Staffel-Europameister, der nach seinem Verzicht auf die Kurzbahn-WM die Vorbereitung ohne größere Erkrankungen durchgezogen hat, will bei der DM auch ein Ausrufezeichen setzen. "Er muss nicht in der Form seines Lebens schwimmen. Aber ich habe das Gefühl, Paul will einen Gruß an seine Konkurrenten schicken", sagte Lambertz.

Dafür verzichtet der Doppel-Weltmeister von 2009 auch auf einen Start auf seiner Weltrekordstrecke über 400 m Freistil, die er auch nicht bei der WM schwimmen wird. "Dieses Jahr möchte ich mich mal nur auf die 100 und 200 Meter konzentrieren", erklärte Biedermann.

Der Lebensgefährte von Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen geht in Berlin auch in der Lagenstaffel seines Vereins SV Halle an den Start. Heimtrainer Frank Embacher hatte seinen Schützling mit einer ungewöhnlichen Prämie geködert: Siegt die Staffel, gibt Embacher für alle Döner und einen Kasten Bier aus.

Döner steht für Europameister Koch nach seiner Ernährungsumstellung auf dem Index. Der Darmstädter braucht keine Extra-Motivation, er liefert auch in dieser Saison konstant starke Leistungen und führt die Weltrangliste über 200 m Brust (2:10,10) an. "Er ist ein Vorzeigeathlet, an dem sich die jungen Schwimmer orientieren sollen", schwärmte Lambertz über den einzigen deutschen Medaillengewinner der WM 2013 (Silber).

Für des Großteil des Perspektivteams des Deutsche Schwimm-Verbandes (DSV) kommt die WM in Kasan derweil noch zu früh. Aber zwei, drei Youngsters könnten den Sprung ins Team schaffen, meinte der Bundestrainer, "aber das ist nicht das primäre Ziel. Wir haben den Kader so sehr verjüngt, dass der Fokus komplett auf Olympia 2020 liegt."

Lambertz rechnet mit etwa 25 Athleten, die in Berlin die WM-Normkriterien erfüllen und auf die sogenannte "Longlist" für Kasan kommen. Danach müssen die DSV-Schwimmer bei einem weiteren Wettkampf einen Leistungsnachweis erbringen und bei den German Open in Essen (1. bis 4. Juli) an den Start gehen. Kurzbahn-Weltrekordler Steffen Deibler, der seinen DM-Start wegen eines Infekts abgesagen musste, ist als Mitglied des Eliteteams bereits vornominiert.

"Am Ende werden wir vielleicht 20 Leute nach Kasan mitnehmen", sagte Lambertz: "Das WM-Team wird zu 80, 90 Prozent aus der Mannschaft bestehen, die auch bei der Heim-EM dabei war." Und die dort neuen Schub bekommen hat.

(sid)
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