Titel verteidigt Dimitrij Ovtcharov — Europas Tischtennis-König

Jekaterinburg · Titelverteidiger Dimitrij Ovtcharov besiegt den Portugiesen Marcos Freitas in fünf Sätzen. Der 27-Jährige aus Hameln bleibt in Jekaterinburg in 14 Einzeln unbesiegt. Er schönt die in den Individual-Wettkämpfen eher bescheidene Bilanz.

Dimitrij Ovtcharov jubelt oben ohne über Gold
6 Bilder

Ovtcharov jubelt oben ohne über Gold

6 Bilder
Foto: dpa, si mr

Mit Urgewalt und einem unbändigen Siegeswillen hat Europas Tischtennis-König Dimitrij Ovtcharov seine Regentschaft verlängert. Der Titelverteidiger wiederholte durch einen 4:1-Erfolg gegen Marcos Freitas aus Portugal seinen EM-Sieg von 2013. Der Olympia-Dritte sicherte sich in Abwesenheit des verletzten Rekord-Champions Timo Boll (Düsseldorf) sein achtes EM-Gold. "Dima hat sich gut bewegt und das sehr gut gemacht. Er hat stets die Kontrolle behalten", lobte Sportdirektor Richard Prause. Der Weltranglisten-Neunte Freitas forderte Ovtcharov voll, doch der Star des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) hatte mit 14:12, 9:11, 11:9, 11:4, 11:6 das bessere Ende für sich. "Ich war auf dem Zahnfleisch und bin jetzt extrem happy. Freitas hat super stark gespielt, bei 4:7 im dritten Satz wusste ich fast nicht weiter, aber mein Wille war stärker", erklärte Ovtcharov.

Nach dem Matchball sprang "Dima" über die Umrandung, lief auf das Siegerpodest, zog das Trikot aus und posierte in Siegermanier. Die Anspannung eines kräftezehrenden Turniers musste raus. Der 27 Jahre alte Hamelner, der sein Geld beim russischen Club Fakel Orenburg nicht allzu weit entfernt vom EM-Ort (liegt im asiatischen Teil) auf europäischem Gebiet verdient, hatte jede Menge Kraft in die Mission Titelverteidigung investiert.

14 Einzel, davon acht im Teamwettbewerb, absolvierte Ovtcharov an zehn Turniertagen, alle 14 gewann er. Mit der letzten Partie verlängerte das Kraftpaket eine tolle Serie. Zum fünften Mal in Folge seit 2010 stellte der DTTB den Sieger in der Königsdisziplin - Boll (2010, 11, 12), Ovtcharov (2013, 15) -, die Konkurrenz ist aber näher gerückt. Österreich gewann nach Gold im Team (Finalsieg gegen Deutschland) auch den Titel im Männer-Doppel durch Stefan Fegerl an der Seite des Portugiesen Joao Monteiro und lag in der Männer-Wertung vor dem Aufgebot von Bundestrainer Jörg Roßkopf (Gold durch Ovtcharov, Silber durch die Mannschaft).

Ovtcharovs Gala-Show verdeckte auch Schwächen. Mit zweimal Gold und je einmal Silber und Bronze fiel die Bilanz im Vergleich zum EM-Rekord 2013 in Schwechat (4/2/2) bescheidener aus. Am schwarzen Samstag gab es in sieben Viertelfinals fünf Niederlagen. "Da haben wir einige Medaillen liegengelassen", sagte Sportdirektor Richard Prause. "Vor den Olympischen Spielen in Rio werden wir mehr im Athletikbereich arbeiten. Solide spielen reicht selbst bei einer EM nicht."

Groß war die Enttäuschung bei den Frauen. Nach dem souveränen Team-Sieg gab es "nur" Bronze durch das Doppel Han Ying/Irene Ivancan. Bei der Siegerehrung für die neue Europameisterin Elizabete Samara aus Rumänien (4:3 gegen Li Jie aus den Niederlanden) waren die Golden Girls nur Zuschauerinnen. "Unser Anspruch ist es, dabei zu sein", sagte Prause. Die Weltranglisten-Elfte und Topfavoritin Han Ying verlor gegen die 42 Plätze schlechter eingestufte Lokalmatadorin Polina Michaylowa (Russland) mit 2:4 Sätze. Die deutsche Meisterin Petrissa Solja hatte gegen Abwehrass Li Jie in fünf Sätzen das Nachsehen. Der Berlinerin schmerzte der linke Schlagarm. "Ich bin sehr froh, dass in Zukunft Team- und Individal-Europameisterschaft getrennt werden", sagte die 21-Jährige.

Der extreme Zeitplan forderte Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Zuschauer täglich zwölf Stunden.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort