Springreiten Eckermann siegt 19 Stunden nach Sturz beim CHIO

Aachen · Bundestrainer Otto Becker eilte von der Tribüne des Springstadions herunter. Doch Marcus Ehning war schneller. Der Springreiter legte den Arm um seine Kollegin. Er sorgte sich um sie, wie die 40.000 Zuschauer in der Aachener Soers. Katrin Eckermann und ihr Pferd Firth of Lorne waren am Wassergraben gestürzt.

 Katrin Eckermann hat sich von ihrem Sturz gut erholt.

Katrin Eckermann hat sich von ihrem Sturz gut erholt.

Foto: dpa, ve lre

Ihr roter Rock war braun vom Dreck des Geläufs, eine Träne kullerte ihre Wange hinab, der Schreck war ihr ins Gesicht geschrieben. Reiterin und Pferd begaben sich in ärztliche Behandlung. "Es tut nichts weh", sagte die 24-Jährige.

Eckermanns Sturz hatte die Chancen der deutschen Equipe beim Nationenpreis geschmälert. Mit ihrer Aufgabe lieferte sie das Streichergebnis im zweiten Umlauf. Das hieß, dass die mit jeweils vier Fehlerpunkten belegten Ritte von Ludger Beerbaum und Marcus Ehning in die Wertung kamen, genau wie Daniel Deussers makellose Runde. Belgien setzte sich vor den USA, den Niederlanden und den Gastgebern durch.

Gestern, nur 19 Stunden nach ihrem Sturz, gewann sie den mit 130 000 Euro dotierten NRW-Preis. Eckermann absolvierte mit Pferd Carlson im Stechen in 45,11 Sekunden den schnellsten Nullfehler-Ritt. "Ein Wahnsinn nach dem Sturz. Aber so ist der Sport", sagte Eckermann. Dass sie so schnell nach dem Sturz wieder auf den Beinen war, wunderte sie nicht. "Ich habe nicht viel darüber nachgedacht. Neuer Tag, neuer Start. Wir haben den Schrecken gut überstanden."

"Eine starke Vorstellung. Das spricht für ihre großartige Verfassung", lobte Bundestrainer Otto Becker sein "Küken" im Team. "Ich habe ihr gesagt, sie soll nach dem Sturz weiter nach vorne reiten." Eckermann ist die Aufsteigerin der Saison. Ende Mai gewann sie überraschend den Großen Preis von Hamburg. Dank einer Wildcard war sie ins Feld gerutscht. Im schwedischen Falsterbo leistete sie vergangene Woche ihren Beitrag zum deutschen Sieg im Nationenpreis. Am Donnerstag war sie in die Mannschaft gekommen, weil Embassy, das Pferd von Hans-Dieter Dreher, wegen eines Infekts geschont wurde.

Eckermanns Karriere hat etwas Zwangsläufiges. Ihre Eltern betreiben in Kranenburg einen Ausbildungs- und Verkaufsstall. Bei Junioren und jungen Reitern reihte sie Erfolg an Erfolg. 2011 wechselte sie als Bereiterin zu Altmeister Henrik Snoek nach Münster. Dort bildete sie ihr aktuelles Erfolgspferd Firth of Lorne aus. Dem geht es nach dem Sturz auch wieder gut.

(RP)
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