Rugby-WM England nach Aus bei Rugby-WM geschockt

London · Kapitän Robshaw nach dem 13:33 gegen Australien: "Wir haben unsere Nation im Stich gelassen."

England unterliegt Australien und scheidet aus
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Prinz Harry brüllte und zerzauste auf der Ehrentribüne seinen royalen Bart, ein Schrei des Entsetzens aus Tausenden Kehlen rollte durch die Pubs rund um Londons Rugby-Tempel Twickenham. Doch das eigentlich Unfassbare geschah. Nach dem 25:28 zum Auftakt gegen Mit-Ausrichter Wales bedeutet das 13:33 gegen Mitfavorit Australien das Aus für die englischen Rugbyprofis schon in der Vorrunde der 8. WM. Erstmals scheiterte ein Gastgeber so früh.

Die Zeitung "The Sun" schrieb von der "Nacht der Verzweiflung". Nationaltrainer Stuart Lancaster trat leichenblass vor die Presse, "reduziert auf die leere Hülle eines stolzen Mannes in unendlicher Qual", wie der "Sunday Mirror" bemerkte. "Es tut mir leid. Ich bin entsetzt, am Boden zerstört. Ich weiß, wer die Verantwortung trägt", sagte der 47-Jährige, mehr stammelnd als mit fester Stimme. Das letzte, sportlich bedeutungslose Gruppenspiel gegen Uruguay wird sein letztes im Amt sein, obwohl sein Vertrag noch bis 2020 datiert ist. Rechts neben Lancaster saß Chris Robshaw, sein Kapitän. "Wir haben unsere Nation im Stich gelassen", sagte er halbwegs gefasst, "unsere Kabine ist gerade ein sehr, sehr stiller Ort".

"England 2015" haben sie ihre Weltmeisterschaft genannt, obwohl auch Spiele in Wales stattfinden - und nun ist die WM vorbei. 2003 hatte England den WM-Titel geholt - in Australien! Das sechswöchige Spektakel in diesem Jahr sollte ähnlich enden, nun aber sind die Tage bis zum Finale am 31. Oktober aus englischer Sicht fast sinnlos. Es ist, als hätte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der Heim-Weltmeisterschaft 2006 nach zwei von drei Gruppenspielen schon keine Chance mehr auf das Achtelfinale gehabt. Pub-Besitzer und Brauereien befürchten bereits Millionen-Verluste.

Trainer Lancaster hatte eine filmreife Kabinenansprache gehalten. "Siegt für die Vereine, die Mütter, die Väter, die Kinder, die Rugby spielen! Siegt für eure Familien, für die früheren Spieler, und, nicht zuletzt: Siegt für euch selbst!", schärfte er seinen Stars ein. Vergeblich.

"Falls sie gestern zu viel getrunken haben: Wir sind draußen", stand am Tag danach auf der Internetseite der Zeitung "Telegraph". Die Sport-Nation England muss bereits die dritte große Enttäuschung hintereinander in einem Nationalsport verarbeiten. Zuvor war auch für die Fußballer und das Cricket-Team bei ihren WM-Turnieren jeweils schon in der Vorrunde das Aus gekommen.

(SID)
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