Fecht-EM Hartung gewinnt Gold mit dem Säbel

Mit einem lauten Schrei riss sich Max Hartung die Fechtmaske vom Kopf, reckte die Faust in die Höhe und nahm mit einem breiten Grinsen die Glückwünsche seines Gegners entgegen.

 Der deutsche Säbelfechter Max Hartung (Archivfoto).

Der deutsche Säbelfechter Max Hartung (Archivfoto).

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Mit einer verblüffenden Leichtigkeit war der Säbelspezialist aus Dormagen bei den Fecht-Europameisterschaften in Tiflis zum Titel und dem größten Einzel-Erfolg seiner Karriere geeilt. Hartung trat die Nachfolge seines Teamkollegen Benedikt Wagner an, der 2016 den EM-Titel in der Säbel-Konkurrenz gewonnen hatte.

"Wenn man gegen Szilagyi gewinnt, ist das schon ein gutes Gefühl. Er ist vielleicht momentan der beste Fechter der Welt, ihn zu besiegen, ist einfach unglaublich. Das gibt viel Selbstvertrauen", sagte Hartung unmittelbar nach der Siegerehrung.

Nur wenige Minuten zuvor hatte Degen-Fechterin Alexandra Ndolo (Leverkusen) ihr Finale gegen die Russin Wioletta Kolobowa 10:15 verloren. Für den von Skandalen und Enttäuschungen gebeutelten deutschen Fechtsport war dieser Doppelschlag wenige Wochen vor der Heim-WM in Leipzig eine echte Erlösung.

"Wenn man gegen Szilagyi gewinnt, ist das schon ein gutes Gefühl. Er ist vielleicht momentan der beste Fechter der Welt, ihn zu besiegen, ist einfach unglaublich. Das gibt viel Selbstvertrauen", sagte Hartung unmittelbar nach der Siegerehrung. Zumal der 27-Jährige nach Niederlagen im Finale der EM 2015 und bei Olympia 2012 in London noch eine Revanche mit dem zweimaligen Olympiasieger Aron Szilagyi offen hatte. Nun behielt der Deutsche mit 15:11 die Oberhand.

Der frühere Mannschafts-Weltmeister Hartung hatte sich souverän bis ins Halbfinale vorgekämpft und dort den georgischen Lokalmatador Sandro Bazadze 15:11 besiegt. "Ich wusste, dass es nicht leicht wird mit den Zuschauern, aber besser, es ist Stimmung in der Halle, als dass sie leer ist - auch wenn die Stimmung für den Gegner ist", sagte Hartung, der die Atmosphäre locker zur Kenntnis nahm.

Nach den medaillenlosen Olympischen Spielen in Rio und dem Skandal um Belästigungsvorwürfe am Fechtzentrum Tauberbischofsheim lechzte der Deutsche Fechter-Bund (DFeB) geradezu nach sportlichen Erfolgen. Umso wichtiger war Hartungs Triumph nach den zuvor erfolglosen ersten drei Wettkampftagen und kurz vor der Heim-WM in Leipzig (19. bis 26. Juli).

"Wir wollen uns wieder auf die sportlichen Belange konzentrieren. Was in Tauberbischofsheim passiert ist, war schon belastend. Nebenkriegsschauplätze wollen wir nicht mehr haben. Da würde die eine oder andere Medaille schon gut tun", hatte DFeB-Sportdirektor Sven Ressel dem SID vor dem Turnier gesagt.

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hatte Anfang April berichtet, mehrere Sportlerinnen am Fechtzentrum seien von einem Trainer zwischen 2003 und 2016 belästigt worden. Die Staatsanwaltschaft Moosbach leitete nach Prüfung des Vorfalls jedoch kein Ermittlungsverfahren gegen den nun ehemaligen Fecht-Trainer ein.

Hinzu kam der Ärger um die Kündigung von Damen-Florett-Bundestrainer Andrea Magro. Der Italiener geht vor dem Arbeitsgericht noch gegen die Entlassung vor, auch die Sportlerinnen hatten sich für einen Verbleib ausgesprochen.

Nun retteten Hartung und Ndolo das deutsche Fechten vor einer schlechten EM-Bilanz und weiteren Negativmeldungen. Ressel hatte vor dem Turnier inoffiziell zwei Medaillen als Ziel ausgegeben. Diese Vorgabe wurde nun per Doppelschlag erfüllt.

(sid)
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