Schock nach Gold Für Werth und Bella Rose ist die WM vorbei

Dem großen Triumph folgte drei Stunden später der Schock: Isabell Werth und ihr Pferd Bella Rose fallen für die weitere Dressur-WM in der Normandie aus.

 Dem großen Triumph folgte drei Stunden später der Schock.

Dem großen Triumph folgte drei Stunden später der Schock.

Foto: ap

Die zehn Jahre alte Stute hatte sich eine akute Huflederhautentzündung zugezogen und kann nicht mehr starten. Kurz zuvor hatte Werth noch die deutsche Equipe in Caen zum elften Team-Gold bei einer WM geführt.

"Das trifft uns völlig überraschend, ich bin tief enttäuscht. Aber natürlich wollen wir kein Risiko eingehen, die Gesundheit der Stute hat absoluten Vorrang, deshalb habe ich sie für den Special zurückgezogen", sagte Werth am Abend in einer Stellungnahme der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Auch für die Kür am Freitag steht das Paar nicht mehr zur Verfügung. Für die Reiterin ist die WM ebenfalls beendet.

Bundestrainerin Monica Theodorescu war auch geschockt: "Das tut mir furchtbar leid, die Stute hat sich hier phantastisch präsentiert, ich hätte Isabell Werth den Special und die Kür von Herzen gegönnt." Nur die besten 30 aus dem Grand Prix starten am Mittwoch im Special, die besten 15 aus dem Special wiederum am Freitag in der Kür. Da keine anderen Starter zugelassen sind, darf Werth auch nicht mit einem Ersatzpferd teilnehmen.

Wenige Stunden zuvor hatte es noch "Chapeau Isabell" geheißen. Die 45-Jährige hatte mit Bella Rose im Grand Prix starke 81,529 Prozentpunkte geholt, die deutsche Equipe zum erste WM-Sieg seit 2006 geführt und ist mit nunmehr sieben Titeln alleine WM-Rekordhalterin. Kurz nach ihrem Start fing die Stute im Stall an zu lahmen, sofort wurden Tierärzte herbeigeholt, die die schmerzhafte Hufverletzung diagnostizierten.

Zuvor war alles nach Maß für die deutsche Equipe gelaufen. Schon Stunden vor dem letzten Ritt der Konkurrenz aus Großbritannien und den Niederlanden stand der Sieg der übermächtigen Deutschen fest. Auf der Tribüne wurde der erste Sekt getrunken, bevor die Reiter der anderen Nationen im Ziel waren. Zu souverän war der deutsche Auftritt, als wenn da jemand noch zweifeln konnte. Werth und Co. holten 241,700 Punkte und verwiesen Großbritannien (231,343) und die Niederlande (227,400) auf die weiteren Plätze.

"Besser geht es kaum. Mein Gott, drei Paare um 80 Prozent, das ist stark", hatte sich Theodorescu gefreut. "Die Stimmung im Team ist einfach top. Vom Reiter bis zum Pfleger - alle helfen sich untereinander", sagte Equipe-Chef Klaus Röser.

Trotz aller Geschlossenheit ragte eine Reiterin heraus: Isabell Werth. Gekonnt führte die 45-Jährige Dressur-Queen ihre erst zehn Jahre alte Bella Rose zu 81,529 Punkten und wurde damit in der Einzelwertung als beste Deutsche Zweite. Rang eins ging an Dujardin (85,271). Hinter Werth folgten Helen Langehanenberg (Billerbeck) mit Damon Hill auf Rang drei, Kristina Sprehe (Dinklage) mit Desperados landete auf Platz fünf.

"Ich bin selbst überrascht", hatte Werth nach der Prüfung über den ersten Auftritt ihrer Fuchsstute bei einem Championat gesagt. "Bella Rose ist so ruhig und cool geblieben. Das war erstaunlich." Mit nun siebenmal Gold ist die Juristin vom Niederrhein, die genau vor 25 Jahren bei der EM in Luxemburg ihre Championats-Premiere erlebte, die erfolgreichste WM-Teilnehmerin aller Zeiten.

Doch dann kam der Schock. Werth ist nicht die einzige deutsche Reiterin, die kurzfristig auf ihren Vierbeiner verzichten muss. Kurz vor der WM waren bereits der Millionenhengst Totilas von Matthias Rath (Kronberg) sowie Goldpferd Sam von Vielseitigkeitsreiter Michael Jung wegen Verletzungen ausgefallen.

Ein wenig unglücklich war der Wettbewerb im Grand Prix für Langehanenberg verlaufen. Die deutsche Nummer eins musste sich auf Damon Hill mit 81,357 Punkten knapp hinter Werth einreihen, ein ungewohntes Gefühl. "Ich bin stolz, mit Damon Hill mein viertes Championat zu reiten", sagte die 32-Jährige, deren Hengst wieder einmal auf der Schlusslinie nicht ruhig stehen wollte.

Zuvor hatten die beiden WM-Debütantinnen Sprehe und Fabienne Lütkemeier (Paderborn) mit D'Agostino überzeugt und den Grundstein für den ersten Sieg seit 2006 gelegt. Mit dem Triumph in der Normandie machten die deutschen Reiterinnen auch endgültig die Schlappe von der WM 2010 in Kentucky/USA wett. Vor vier Jahren musste sich das erfolgsverwöhnten Mannschaft mit Rang drei begnügen, nachdem die Equipe zuvor in der Geschichte der WM zehnmal Gold gewonnen hatte.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort