Abwärtstrend gestoppt Galopper starten wieder durch

Düsseldorf · Die Konkurrenz durch die Buchmacher im Internet hat der Vollblutzucht viel Geld weggenommen. Dieser Trend ist zumindest teilweise gestoppt. Sportlich genießen die deutschen Pferde weltweit ein sehr hohes Ansehen.

Galopp-Derby 2012: Pastorius siegt überlegen
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Anfang September findet unweit der Galopprennbahn von Baden-Baden Deutschlands größter Markt für einjährige Vollblüter statt. Die Käufer kommen aus aller Welt, aus Australien, den USA und dem Mittleren Osten. Sie lassen sich auch von sechsstelligen Preisen nicht abschrecken. Vier Wochen später wird wohl in Paris im Prix de l'Arc de Triomphe, dem wichtigsten Pferderennen der Welt, ein deutsches Pferd als Mitfavorit antreten - der aktuelle Derbysieger Sea The Moon.

Deutsche Galopprennpferde stehen sportlich auf Augenhöhe mit der internationalen Konkurrenz, sie sind weltweit gefragt. Doch im eigenen Land ist das Produkt Pferderennen manchmal nur schwer zu vermitteln. Die Vollblutzucht tut sich wirtschaftlich schwer. "Die Talsohle ist durchschritten, es geht wieder aufwärts", sagt allerdings Albrecht Woeste, Düsseldorfer Unternehmer und als Vorsitzender des Dachverbandes der Patriarch der Turfszene.

Der Grund für die Baisse liegt rund ein Dutzend Jahre zurück und hat auch andere Branchen gehörig durcheinandergewirbelt: Das Internet entzog dem Rennsport die Finanzierungsgrundlage, das Wettgeschäft. Von den Einsätzen werden in der Regel rund 75 Prozent an die Tipper zurückgezahlt, vom Rest werden die Veranstaltungen durchgeführt. Statt in den Kassen der Rennvereine landete das Geld aber bei den Buchmachern im Internet. Nach einigen geschickten Schachzügen des Verbandes ist dieser Abfluss zumindest teilweise gestoppt, auch wenn die großen Jahre des Turfs, wirtschaftlich gesehen, Historie sind. Aber es gibt mehr Rennveranstaltungen als noch vor zwei, drei Jahren, weil das Geld wieder bei den Vereinen landet. Ganz allmählich steigt auch die Zahl der Vollblüter.

Die Klasse der deutschen Pferde zeigt sich auch morgen, wenn in Düsseldorf mit dem Henkel-Preis der Diana (Distanz: 2200 Meter) eines der wichtigsten Rennen des Jahres ansteht. Obwohl 500 000 Euro Preisgeld für die Prüfung, die ausschließlich von dreijährigen Stuten bestritten wird, ausgelobt sind, werden die einheimischen Pferde wohl unter sich bleiben - ihre Klasse könnte abschreckend sein.

Dabei ist mit dem Sieg eine enorme Wertsteigerung verbunden. Vor drei Jahren etwa gewann die aus England angereiste Dancing Rain den Preis der Diana, der erstmals 1857 in Berlin-Tempelhof ausgetragen worden war und der seit 2006 in Düsseldorf-Grafenberg stattfindet. Als einjähriges Pferd hatte sie 200 000 Euro gekostet, ein relativ hoher Preis. Doch als sie im vergangenen Dezember in England bei einer Auktion in den Ring kam, wurde sie für umgerechnet fünf Millionen Euro an den Herrscher von Dubai, Scheich Mohammed Al Maktoum verkauft. Der "Diana"-Sieg war sicher nicht entscheidend für den hohen Preis, aber ein Baustein dazu.

Der Besitzer der Gewinnerin darf sich morgen nicht nur über ein üppiges Preisgeld freuen. Er weiß auch, dass sein Pferd innerhalb von gut zwei Minuten seinen Wert in siebenstellige Regionen katapultiert hat.

(RP)
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