Ungewöhnlicher Partner für Galopprennpferd Nicht ohne mein Pony

Düsseldorf/Chantilly · Izzo ist ein angespanntes Galopprennpferd im Besitz des Kölners Eckhard Sauren. Also stellt ihm seine Trainerin in Frankreich zur Beruhigung ein Shetlandpony in die Box. Fortan sind beide unzertrennlich. Selbst bei Siegerehrungen.

 Siegerbild in Auteuil: Wallach Izzo mit Pony Gribouille.

Siegerbild in Auteuil: Wallach Izzo mit Pony Gribouille.

Foto: Eckhard Sauren

Dass das siegreiche Pferd eines Galopprennens mit Jockey, Trainer und oft auch Eigentümer zum Foto posiert, ist gängige Praxis. Dass auf einem solchen Bild ein Pony auftaucht, nicht. Es sei denn, das Siegerpferd heißt Izzo. Denn der fünfjährige Wallach geht nirgendwo hin ohne seine Freundin. Die heißt Gribouille, ist 23 und ein Shetlandpony. Izzo und Gribouille - das ist die Geschichte einer tierischen Beziehung, die als Therapie angedacht war und in einer unzertrennlichen Freundschaft mündete.

"Gribouille folgt Izzo überall hin", erzählt Trainerin Carina Fey. "Auf Rennstrecken wird allerdings dann auch von ihr ein aktueller Impfpass verlangt." Dass das ungleiche Paar im Stall bei Chantilly, nördlich von Paris, in einer gemeinsamen Box landete, war Feys Idee. Am Anfang stand Izzos innere Unruhe. "Izzo ist ein tolles Pferd, er ist ein Power-Paket, er hat Charakter, er ist nicht böse. Er versteht sich mit anderen Pferden. Aber er ist ein Boxenläufer, das ist ein Tick, so wie Menschen mit den Fingerknöcheln knacken", sagt Fey. Ein Begleiter in der Box kann in solchen Fällen Abhilfe schaffen. Also versuchte es Fey erst einmal mit einer Ziege. "Die war greifbar, aber es hat nicht funktioniert." Denn statt den einen Boxenläufer zu beruhigen, brachte das Experiment zwei Boxenläufer hervor. "Am Ende sind beide voreinander weggerannt", erzählt Fey.

Izzo wurde zunächst in Krefeld trainiert und gehört dem Kölner Eckhard Sauren. Der 46-Jährige ist Fondsmanager, sitzt im Beirat des 1. FC Köln und ist Präsident des Kölner Galopprenn-Vereins. "Izzo ist ein tolles, schönes Pferd und ein Kämpfer, mit dem wir schon viel erlebt haben", sagt er. "Auf der flachen Bahn leider auch die ein oder andere Enttäuschung, aber 2016 auch einen schönen Sieg in Baden-Baden." Doch erst, als sie Izzo auf die in Frankreich populären, kürzeren Hindernisrennen umstellten, wurde dessen echte Qualität sichtbar. Er gilt im Nachbarland als einer der Aufsteiger der vergangenen Monate. "Die Umstellung hat Izzo sehr gut getan. Er konnte dort sein Leistungsvermögen deutlich steigern", sagt Sauren. 181.920 Euro hat der Wallach bis heute an Preisgeld erlaufen.

Trotzdem galt es weiter, Izzos Unruhe in der Box in den Griff zu bekommen. Also ging Trainerin Fey, die aus Hessen stammt und seit 2007 in Frankreich Pferde ausbildet, auf die Suche. Nach einem Pony, das in Rente gegangen war. Und die Welt kosten sollte es auch nicht. Irgendwann fand Fey Gribouille. Und Gribouille zog bei Izzo in die Box ein. Ein Volltreffer. "Es hat mit den beiden sofort gepasst", sagt die 31-Jährige. Im Alltag in Chantilly sind beide Pferde bis mittags draußen, sie haben auch eine Koppel, auf die sie beide gehen können. "Es macht Spaß, die beiden zu sehen, besonders im Stall, wenn Gribouille aufsteht, um Izzos Hafer wieder in die Krippe zu bekommen."

Es passte mit den beiden sogar so gut, dass Izzo jetzt nur noch unruhig ist, wenn Gribouille nicht in seiner Nähe ist. "Und das ist sie nur beim Training nicht. Sie käme ja auch gar nicht hinterher. Sie ist dann so lange im Paddock", sagt Fey. "Zu den Rennen kommt das Pony aber mit, beide stehen dann zusammen in einem Transporter. Neulich waren wir sogar in England." Und wenn Izzo gewinnt, ist Gribouille mit auf dem Foto. Wie in Compiègne oder Fontainbleau - oder wie bei seiner Hindernis-Premiere im Prix de Maisons Lafitte im vorigen September in Auteuil. "Wir haben Izzo mit Gribouille mehrfach im Stall und bei seinen Rennen besucht, diese Begleitung ist einmalig", sagt Sauren. Und so kann sich Fey dann auch des Eindrucks nicht erwehren, "dass Izzo einen besonderen Platz in Eckhard Saurens Herzen hat."

In diesem Jahr stehen große Rennen für Izzo auf dem Plan, in die kleinen kommt er wegen seiner Verdienstsumme auch gar nicht mehr rein. Mitte April beim Rennen im englischen Hindernis-Mekka Aintree bei Liverpool musste sich Izzo aber erst einmal klar geschlagen geben und wurde als 510:10-Außenseiter Siebter von sieben Pferden. Das Foto mit Gribouille musste da also leider ausfallen.

(klü)
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