"Der Bär von Bellenberg" Gewichtheber-Legende Mang verstorben

Berlin/Bellenberg · Bei den Olympischen Spielen in München bot Rudolf Mang dem russischen Riesen die Stirn, nun hat das starke Herz des "Bären von Bellenberg" für immer aufgehört zu schlagen. Die deutsche Gewichtheber-Legende ist tot.

 Rudolf Mang bei den Olympischen Spielen 1972.

Rudolf Mang bei den Olympischen Spielen 1972.

Foto: dpa, fd fdt

Mang, der Anfang der 70er Jahre zu den stärksten Männern der Welt zählte, erlag am Montag im Alter von 67 Jahren in seinem Fitnessstudio im schwäbischen Bellenberg einem Herzinfarkt.

"Er war eines der Gesichter des Gewichthebens und ein ganz, ganz Großer", sagte Peking-Olympiasieger Matthias Steiner dem SID: "Als ich mit dem Gewichtheben angefangen habe, hingen bei meinem Trainer im Keller Plakate von den allergrößten Athleten. Auch von Rudolf Mang war eines dabei. Er war mit seinen Strubbel-Haaren sehr markant."

In der Welt der Superschwergewichts-Kolosse war 130-Kilo-Mann Mang einer der stärksten. Seine große Zeit erlebte Mang, der mit seinen Locken wie eine muskelbepackte Version Art Garfunkels wirkte, Anfang der 70er Jahre. Bei den Europameisterschaften 1971 in Sofia stieß er als 21-Jähriger in den legendären und nur fünfköpfigen "Klub der 600" vor, als er im heute nicht mehr durchgeführten Dreikampf aus Drücken, Reißen und Stoßen insgesamt 602,5 kg zur Hochstrecke brachte.

Ein Jahr später zeigte er bei der EM in Constanta seinen besten Wettkampf: Im Drücken (230,0 kg) und Reißen (177,5 kg) bezwang er den als unbesiegbar geltenden Sowjet-Athleten Wassili Alexejew. Dreikampf-Gold verpasste Mang um nur 2,5 Kilo.

Alexejew gegen Mang, Mang gegen Alexejew. Das legendäre Duell elektrisierte auch bei den Sommerspielen in München wenige Monate später. Gegen den übermächtigen Russen blieb der Deutsche auf der größten Bühne aber chancenlos.

Mang ärgerte sich noch lange über die wohl schmerzhafteste Niederlage seiner Karriere. "Ich hab' halt den Russen nicht geschlagen damals", sagte der Schwabe, der es nach eigenen Worten nicht ertragen konnte, "wenn einer besser ist als ich".

Letzter Höhepunkt in Mangs Karriere war erneut Platz zwei im Zweikampf und Gold im Reißen bei den Titelkämpfen 1973 in Havanna auf Kuba. Wegen anhaltender Schmerzen in einem Rückenwirbel verließ er wenig später die Gewichtheber-Bühne und zog sich in seinen Geburtsort Bellenberg zurück.

Mang, der insgesamt vier Welt- und 42 deutsche Rekorde aufstellte, war stets heimatverwachsen. "Ich könnte vielleicht auch zehn Kilometer außerhalb leben, aber viel weiter möchte ich nicht weg", hatte er der Augsburger Allgemeinen anlässlich seines 65. Geburtstags vor zwei Jahren gesagt. Er schaffte nach seiner aktiven Zeit den Übergang ins Berufsleben. In Bellenberg betrieb der gelernte Radiotechniker ein Fachgeschäft für Fitnessgeräte sowie ein Fitnessstudio. Dort fand das Leben der Gewichtheber-Legende am Montag sein Ende.

(sid)
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