Fecht-WM Duplitzer bleibt nur Zuschauerrolle — Karriereende noch kein Thema

Moskau · Erstmals seit 20 Jahren findet eine Fecht-WM ohne Imke Duplitzer statt. Die streitbare Athletin denkt aber trotz ihres höchstwahrscheinlichen Aus für die Olympischen Spiele in Rio nicht an ein Karriereende - im Gegenteil.

Fecht-WM 2011: Duplitzer wird von der Planche getragen
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Fecht-WM 2011: Duplitzer wird von der Planche getragen

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Für die WM nicht nominiert, die Olympia-Chance nur noch minimal - doch Imke Duplitzer denkt gar nicht an ein Karriereende. "Ich habe es nicht vor. Eine Olympiateilnahme in Rio 2016 wäre meine sechste in Folge. Außerdem haben wir 2017 eine Heim-WM in Leipzig", sagte die 39 Jahre alte zweimalige Fecht-Europameisterin dem SID: "Das finde ich ganz charmant. Dann wären die 25 Jahre in der Nationalmannschaft auch voll."

Die Spiele in Rio sind für die amtierende deutsche Degenmeisterin momentan aber außer Reichweite. Für die am Montag gestartete WM in Moskau ist Duplitzer nicht nominiert worden. Erstmals seit 20 Jahren finden die Titelkämpfe ohne sie statt. Zuletzt war sie 1995 nicht bei einer WM am Start - damals wegen der Zusatzbelastung des Abiturs.

Seit 25 Jahren Fechterin

1995: Miguel Indurain siegt zum fünften und letzten Mal bei der Tour de France, George Foreman gewinnt in Las Vegas umstritten gegen Axel Schulz nach Punkten, und Michael Schumacher wird mit Benetton zum zweiten Mal Formel-1-Weltmeister. Alleine daran sieht man, wie ungewohnt die Situation für die Olympiazweite im Team von 2004 sein muss.

"Ich mache den Sport seit 25 Jahren, das ist mehr als mein halbes Leben - es fühlt sich schon komisch an, nicht eingreifen und helfen zu können", sagte Duplitzer: "Ich liebe Fechten. Ich wünsche meiner Trainingsgruppe und dem gesamten deutschen Team viel Erfolg." Fakt ist: Als Fünfte der internen Nominierungsrangliste schaffte Duplitzer ganz formal nicht den Sprung nach Moskau, ihr bleibt nur die ungewohnte Zuschauerrolle. Auch wenn Langeweile bei ihr dennoch nicht aufkommt.

Ab Mittwoch wird sie in Andalusien einen "Women-Workshop" durchführen und dabei ihre Erfahrung aus dem Fechten weitergeben. "Es geht darum, dass Frauen, die in Führungspositionen sind oder dorthin wollen, etwas über Taktik und Strategie lernen", betont sie: "Da ist Fechten sehr gut für geeignet. Wirtschaft ist ja auch eine Zweikampfsportart."

Ohnehin sei die zeitliche Konstellation Zufall gewesen. "Ich habe mir den Termin nicht ausgesucht, um vor der WM davonzulaufen", sagte sie: "Warum soll ich auch Zuhause rumsitzen? Ich kann eh nicht eingreifen und helfen." Die WM werde sie aber dennoch "mit Interesse" verfolgen.

Alles andere liege ohnehin nicht in ihrer Hand. "Ich kann mich nur sportlich empfehlen, das habe ich bei den letzten Ergebnissen ja auch gemacht", sagte sie. Beim letzten Grand Prix vor der WM in Rio de Janeiro war Duplitzer als 16. beste Deutsche.

(sid)
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