Sportvermarkter Michael Mronz "Jede Sportart muss ihre Events schaffen"

Köln · Vergangene Woche stand Michael Mronz beim Tennisturnier in München in der Verantwortung. Gestern kümmerte sich der Sportvermarkter um die Reit-Europameisterschaften, die im August in Aachen stattfinden. Und das Weltfest des Pferdesports Ende dieses Monats hat er als Geschäftsführer auch im Blick. Der 48-Jährige gehört zu den wichtigsten Sportvermarktern Deutschlands.

Fröhliche Rheinländer: Schmecklecker Reiner Calmund (l.), Michael Mronz und Aachens Pferdesportmaskottchen Karli bei der Präsentation des Events "Aachen Gourmet", bei dem Spitzenköche in die Soers kommen.

Fröhliche Rheinländer: Schmecklecker Reiner Calmund (l.), Michael Mronz und Aachens Pferdesportmaskottchen Karli bei der Präsentation des Events "Aachen Gourmet", bei dem Spitzenköche in die Soers kommen.

Foto: Imago

Michael Mronz, Sie haben einen Mangel an Spitzensportveranstaltungen im Rheinland beklagt. Was könnte in der Region mehr passieren?

Mronz Die Leichtathletik geht zum Beispiel komplett an der Region vorbei. Sie fehlt in der Konzeption der Städte. Das gilt für Welt- und Europameisterschaften in der Halle wie im Freien. Es gibt keine Stadien mit entsprechenden Bahnen. Auch die großen Events im Schwimmen gehen an uns vorbei. Eine Ausnahme sind die Europameisterschaften der Reiter in diesem Jahr in Aachen. Dort bringt sich das Land NRW auch entsprechend ein. Es beteiligt sich mit drei Millionen Euro an den Investitionskosten von acht Millionen.

Welche Großveranstaltungen kommen für die Region in Frage?

Mronz Es muss nicht immer Fußball sein. Eine Beachvolleyball-WM wäre ein großes Ereignis. Es ist eine originelle Form der Darstellung, bei der ein Lifestyle präsentiert wird.

Die Tischtennis-WM 2017 in Düsseldorf reicht nicht?

Mronz Timo Boll ist ein Superspieler. Tischtennis hat jedoch nicht diese Faszination. Aber schauen Sie auf Tennis. Es gibt in London die ATP-Weltmeisterschaft. Warum geht man in Düsseldorf nicht hin und verfolgt den Gedanken, so ein Turnier in der Esprit-Arena auszurichten? Ob man eine Chance hätte, weiß ich nicht. Aber man muss solche Dinge zumindest mal denken. Bin ich eine Spitzensportstadt, oder bin ich eine Sportstadt? Köln ist eine Sportstadt, Düsseldorf ist eine Sportstadt. Aber man muss für sich die Frage beantworten, ob ich auch den Spitzensport haben will. Wenn ich zu dem Ergebnis komme, dass ich das nicht möchte, dann kann ich wunderbar damit leben. Aber dieses "halbschwanger" mag ich nicht.

Vor Jahren hat sich Düsseldorf um den Start der Tour de France bemüht. Sollte das wieder ein Thema werden?

Mronz Das kann ein Thema sein. Ich glaube, der Sport hat sich gereinigt. Von außen betrachtet sieht es so aus, als habe die Vernunft gesiegt.

Was ändert sich bis 2025 oder 2030 in der deutschen Sportlandschaft?

Mronz Eine klare Abgrenzung muss sein: zwischen den rein regionalen Veranstaltungen, die für eine Kommune oder eine Region ein tolles Event sind, die aber nicht die Ambition haben, bundesweit bedeutend zu sein. Man muss sich - wenn es nicht um Fußball geht - als Event positionieren: ob es Reiten ist oder Leichtathletik oder Tennis. Die Leute müssen hingehen, weil sie das Ereignis fasziniert.

Aachen liefert das Beispiel.

Mronz Die Reiterei steht im Mittelpunkt. Doch hinzu kommt die Möglichkeit, spannende Menschen zu treffen, ein gutes Glas Wein zu trinken oder ein Bier von guter Qualität, in einem sauberen, kühlen Glas. Wir schaffen eine Erlebniswelt und die Leute sagen, dass sie Spaß haben. In Aachen hatten wir Ende der 1990er-Jahre 200 000 Zuschauer, jetzt haben wir 350 000. Die Gruppe der Hardcore-Reitfans ist seitdem aber nicht so stark angestiegen. Nein, der Eventzuschauer ist hinzugekommen.

Was macht der Reitsport anders?

Mronz Jede Sportart muss sehen, wie sie Events kreiert. Daniel Deußer zum Beispiel ist die Nummer eins der Reitwelt, er ist ein fantastischer Sportler, aber niemand kennt ihn. Jetzt könnte ich sagen: Daniel Deußer, du musst mehr PR machen, damit wir als Event profitieren. Oder ich ziehe das Event so populär auf, dass der Zuschauer kommt, Teil des Erlebnisses wird und Deußer dort als Nummer eins kennenlernt. Pointiert gesagt: Ob in Aachen geritten wird, gefochten oder Jojo gespielt wird, muss egal sein. Der Zuschauer soll Teil des Events sein will. Natürlich kommt er auch, weil der beste Sport der Welt geboten wird.

MARTIN BEILS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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