Amerikas bekanntester Dopingjäger Jeff Novitzky hat eine neue Mission

Boston · Jeff Novitzky hat bei den US-Untersuchungsbehörden einen ausgezeichneten Ruf. Jahrelang kämpfte er im Dienste der Regierung gegen Doping. Nun hat er einen neuen Job, aber die gleiche Aufgabe.

 Jeff Novitzky will in der Ultimate Fighting Championhship (UFC) aufräumen.

Jeff Novitzky will in der Ultimate Fighting Championhship (UFC) aufräumen.

Foto: dpa, mmd lb nic

Der Mann, der einst den Balco-Skandal aufgedeckt hat, ist wieder da: Jeff Novitzky hatte mit seiner akribischen Arbeit großen Anteil daran, dass Lance Armstrong im US-Fernsehen ein Dopinggeständnis ablegte - nun ist der Glatzkopf erneut Betrügern auf der Spur. Der wohl bekannteste Dopingjäger Amerikas will in der Ultimate Fighting Championhship (UFC) aufräumen, dem mit illegalen Mitteln verseuchten Sport zu einem sauberen Image verhelfen.

Nach 22 Jahren in Diensten diverser US-Behörden arbeitet Novitzky seit April für UFC. Vizepräsident für Gesundheit und Leistung der Athleten, lautet seine offizielle Jobbezeichnung. Novitzky hat ein eigenes Anti-Dopingprogramm zusammengestellt, ein "noch nie dagewesenes", wie er betont. "Es gibt nichts, was auch nur annähernd an das heranreicht, was wir hier haben", versicherte Novitzky.

UFC erfreut sich in den USA steigender Beliebtheit, Athleten wie der Ire Conor McGregor oder die einheimische Ronda Rousey werden als Superstars gefeiert, locken Zehntausende in die Hallen und ein Millionen-Publikum vor die Fernsehgeräte. Doch es ist kein Geheimnis, dass die Kämpfer seit Jahren ein Dopingproblem haben.

Dies will die Organisation nun konsequent mit Frontmann Novitzky angehen. Laut UFC wird seit dem 1. Juli ganzjährig unangemeldet getestet. Es gibt härtere Sanktionen - unter anderem Sperren zwischen zwei und vier Jahren. Um die Werte der Athleten über einen längeren Zeitraum beobachten zu können, beinhaltet das Testprogramm einen biologischen Pass.

Novitzky arbeitet mit der nationalen Anti-Doping-Agentur USADA zusammen. "Die haben das Sagen, entscheiden, wer wann und wo getestet wird. Wir haben unsere Regeln aufgestellt und sie an USADA weitergereicht", erklärt er. Doch genau darin sieht Amerikas führender Anti-Doping-Forscher, Don Catlin, die Schwäche des Programms.

"Ich kenne die USADA ziemlich gut. Um solch ein Programm mit biologischen Pässen durchzuführen, braucht man viele Ärzte - und die hat USADA nicht", sagt Catlin im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Catlin arbeitete mehr als zehn Jahre mit Novitzky zusammen - unter anderem bei der Aufdeckung des Balco-Skandals. Er spricht in höchsten Tönen von seinem einstigen Kollegen, bezeichnet ihn als "ehrlichen Mann". Dass die USADA jedoch für die Dopings-Tests verantwortlich sei, mache ihn sehr skeptisch. Catlin: "Die hatten kürzlich einige Skandale und machen einfach ihre eigenen Regeln."

Er spielt auf die Vorkommnisse im Mai rund um den Boxkampf zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao an. Die USADA hatte Mayweather am Vorabend des Duells erlaubt, sich wegen angeblicher Dehydrierung eine Kochsalzlösung sowie Vitamine intravenös injizieren zu lassen. Laut Richtlinien der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA ist dies jedoch nur in Ausnahmefällen erlaubt - und nur in einer Menge von 50 Millilitern über einen Zeitraum von sechs Stunden. Mayweather indes bekam innerhalb kürzester Zeit 750 Milliliter verabreicht.

Novitzky glaubt trotzdem an den Erfolg des Testprogramms. Dabei war er zunächst skeptisch, als UFC-Präsidentin Dana White ihm den Posten anbot. "Wollen die nur meine Reputation?" oder "Ist das das Richtige für mich?", waren nur zwei von vielen Fragen, die er sich stellte. Doch je mehr er mit den Verantwortlichen sprach, desto mehr spürte er, dass dies eine große Gelegenheit für den Anti-Doping-Kampf sei.

Don Catlin will Novitzkys Schritte - noch mehr aber die der USADA - genau verfolgen. Sein Tipp: "Seid transparent, veröffentlicht eure Daten, zeigt, wer von wem und wie oft getestet wurde."

(dpa)
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