Judoka Miryam Roper Neustart für Panama

Düsseldorf/Budapest · Dem Deutschen Judo-Bund war Miryam Roper zu alt fürs Nationalteam. Nun startet die 35-Jährige bei der WM für ihre zweite Heimat Panama.

 Judoka Miryam Roper.

Judoka Miryam Roper.

Foto: Schießl

Aufhören hätte sich wie aufgeben angefühlt. Und aufgeben ist für Miryam Roper noch nie eine Option gewesen. Also hörte sie nicht auf, als sie der Deutsche Judo-Bund (DJB) nach den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro aus dem Nationalkader und aus der Sportförderung strich. Mit dem Hinweis auf ihr Alter von damals 34 und nach zehn Jahren im Nationalteam. Ropers Glück: Es gab einen Weg, ihre Karriere fortzusetzen. Für Panama, das Geburtsland ihres Vaters. Und so steht sie mit nun 35 für den Staat aus Mittelamerika bei der WM in Budapest als Medaillenkandidatin auf der Matte.

Morgen beginnen die Kämpfe in Ropers Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm. Als Nummer fünf der Weltrangliste bescherte ihr die Auslosung zum Start ein Freilos. "Lasst die Party beginnen", schrieb sie bei Facebook. Ihre Gegnerinnen dürfen das durchaus als Warnung verstehen, Roper ist ja nun auch keine Unbekannte in der Szene. 2013 gewann sie WM-Bronze, 2015 EM-Bronze, 2012 und 2016 nahm sie an Olympia teil. Jahrelang kämpfte sie für den TSV Bayer Leverkusen und danach auch für den 1. JC Mönchengladbach. Roper weiß, dass sie die Bühne Budapest nutzen muss, denn der Wechsel nach Panama besitzt bei aller sportromantischen Komponente auch eine finanzielle. Schließlich musste sie aus der Sportfördergruppe der Bundeswehr ausscheiden. Unterstützt wird Roper seitdem vor allem vom Weltverband, aber Sponsoren stehen nicht gerade Schlange.

Immerhin darf Roper weiterhin in Köln am deutschen Olympiastützpunkt trainieren, und sie misst sich regelmäßig mit den niederländischen Kaderathleten, weil die von Ropers früherem Bundestrainer Michael Bazynski betreut werden. Gute Kontakte sind momentan so wertvoll wie wohl nie zuvor für Roper. Zumindest half der Verband seiner langjährigen Vorzeigekämpferin dadurch, dass er dem Wechsel nach Panama zustimmte, statt sie für drei Jahre zu sperren - auch wenn es rund um ihre Nicht-mehr-Berücksichtigung durch den DJB böses Blut gab, weil diese ihr am Telefon übermittelt wurde.

Zweimal war Roper seitdem in ihrer zweiten Heimat, bei ihren Verwandten und im Kreis der anderen Athleten des kleinen Judo-Nationalteams. "Im Trainingszentrum sind alle Kampfsportarten zusammen in einer Halle untergebracht. Da sind dann zum Beispiel Löcher in den Matten", erzählte sie, die 2013 Deutschlands erste Weltranglistenerste war.

Im Wesentlichen ist Roper auf sich allein gestellt. Doch das bewerkstelligte sie in den Monaten vor der WM so gut, wie sie es selbst nicht erwartet hatte. So gewann sie ohne Begleitung eines Trainers im Mai den Grand Slam im russischen Jekaterinenburg. Da flossen dann auch ein paar Tränen, als die Nationalhymne Panamas gespielt wurde. Es war ein emotionaler Erfolg, für ihren neuen Verband zugleich der erste dieser Größenordnung, erkämpft von der ältesten Grand-Slam-Siegerin. Seit Jekaterinenburg ist sie ein kleiner Star für die vier Millionen Panamaer.

In Budapest würde Roper die Hymne nur zu gerne ein weiteres Mal hören. Das würde ihr maximale Aufmerksamkeit garantieren. Aufmerksamkeit, wie sie ihr eben auch die Geschichte vom Neustart für Panama zusicherte. "Judo ist meine Leidenschaft, aber ich werde nie damit aussorgen können", sagte Roper schon vor einigen Jahren. "Ich versuche mich darzustellen, ich bin ein extrovertierter Typ." Und so spielt sie gerne mit verschiedensten Frisuren, inszeniert sich über Outfits oder bei Medienterminen. "Aber ich würde nie versuchen, die Lachnummer der Nation zu werden, nur, um bekannter zu sein", stellte sie klar.

Ein Gefühl will Roper übrigens in Budapest ausklammern. Das, dem DJB etwas beweisen zu wollen, zu müssen. "Ich habe weder Wut noch Ärger. Es war vielleicht nicht das Beste, was mir passieren konnte, aber schon ziemlich nah dran."

(klü)
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