Schwimm-WM in Barcelona Klippenspringerin Anna Bader holt Bronze

Barcelona · Als Anna Bader nach ihrem freien Fall aus 20 Metern wieder auftauchte, strahlte sie über das ganze Gesicht. Die 29-Jährige hatte zwar bei der spektakulären Premiere der Klippenspringer im Hafen von Barcelona Gold verloren, aber ihre erste offizielle WM-Medaille gewonnen. "Es war fantastisch, super schön", sagte die Serien-Europameisterin. Doch das Lachen täuschte ein wenig: "Ich hätte mir schon Gold gewünscht."

Schwimm-WM 2013: Anna Bader holt Bronze im Klippenspringen
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Schwimm-WM 2013: Anna Bader holt Bronze im Klippenspringen

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Die Extremsportlerin war auf dem Stahlgerüst neben den Segelyachten im Port Vell als Favoritin angetreten. Die ehemalige Wasserspringerin aus Mainz, die sich mangels Konkurrenz seit Jahren mit den Männern misst, musste sich bei ihrem ersten großen Wettbewerb mit weiblicher Konkurrenz mit dem dritten Platz zufrieden geben.

"Nach den ersten beiden Sprüngen sah es gut aus", sagte Bader, die vor zwei Wochen auf der Weltserie eines Getränkeherstellers noch das erste Frauenspringen gewonnen hatte. "Beim letzten habe ich noch mal alles gegeben. Der Absprung ist gelungen, die Schraube war gut, nur am Ende war ich ein bisschen überdreht. Vielleicht war es ein bisschen zu viel Adrenalin."

Die mehreren tausend Zuschauer auf den Tribünen, der Hafenmole und den Booten hatten den Atem angehalten, als Bader vor ihrem ersten Sprung in schwindelerregender Höhe in den Handstand ging. Mit ihrem eineinhalbfachen gestreckten Salto setzte sie sich an die Spitze des Feldes und lachte in die Kamera.

Taucher passen auf die Springerinnen auf

Zwei Taucher begleiteten die Springerinnen unter Wasser, um bei Unfällen sofort eingreifen zu können. Beim Klippenspringen tauchen die Athleten mit den Füßen zuerst ein, weil die einwirkenden Kräfte auf die Nackenmuskulatur bei einem Kopfsprung zu groß wären.

Im zweiten Durchgang übernahm die US-Amerikanerin Ginger Huber die Führung. Für den Schlusssprung wählte Bader den höchsten Schwierigkeitsgrad. Doch es reichte nicht: Mit 203,90 Punkten lag sie am Ende hinter dem US-Duo mit Cesilie Carlton und Huber.

"Ich hoffe, dass es der Kickstart war und es bald eine Revanche gibt", sagte Bader, die vor dem WM-Debüt ihrer Sportart mit Fotos im Playboy auf sich aufmerksam gemacht hatte. Der Weltverband FINA hatte den Trendsport erstmals ins offizielle Programm aufgenommen, weil er die Telegenität nutzen wollte. Das Konzept ging auf: Tausende schauten im Hafen zu, bei jedem Sprung ging ein Raunen durchs Publikum, die Fernsehbilder gehörten zu den spektakulärsten der WM.

Bader hofft nun sogar auf eine olympische Zukunft. "Das wäre der Hammer", sagte sie, "ich glaube, dass es nicht von heute auf morgen passieren wird. Aber es wäre ein Traum." Am Ende ihres WM-Debüts gönnte sie sich eine besondere Belohnung: "Paella und Sangria, zusammen mit den anderen, das muss auf jeden Fall gefeiert werden."

Um WM-Medaillen hätte sie schon eher springen können, wenn sie beim konventionellen Wasserspringen geblieben wäre, zwischenzeitlich gehörte sie zum B-Kader der Nationalmannschaft. Doch sie wollte höher hinaus. In einem Jamaika-Urlaub lernte sie die Faszination des Klippenspringens kennen, als sie sich mit Einheimischen von Felsen ins karibische Meer stürzte.

Die Sprünge vom Zehn-Meter-Turm in den Schwimmhallen reizten sie immer weniger. 2005 wurde sie in der Schweiz "wie aus Versehen Europameisterin", als sie eigentlich "Höhenluft schnuppern" wollte. Sie war in die kleine Gruppe Extremsportler geraten, die sich alljährlich in Ponte Brolla im Maggiatal treffen. Sechs weitere Titel folgten - jeweils ohne Konkurrenz. "Ich bin bei den Männern mitgesprungen."

(sid)
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