Ringer-Weltmeisterschaft Krefelderin Aline Focken holt überraschend Gold

Taschkent · Das Zunehmen im Kampfgewicht hat sich für Ringerin Aline Focken endlich ausgezahlt. Erst 59 Kilogramm, dann 63 sowie 67 und nun den ersten WM-Titel ihrer Karriere im Limit bis 69 Kilogramm. Für den Deutschen Ringer-Bund war es in Taschkent die erste WM-Plakette.

Ringer-Weltmeisterschaft: Krefelderin Aline Focken holt überraschend Gold
Foto: dpa, zk mr

Aline Focken wurde nach ihrem Gold-Coup von Papa Georg noch auf der Matte fast erdrückt. Die 23 Jahre alte Krefelderin feierte am Mittwoch bei der Ringer-WM mit ihrem überraschenden Sieg in der Kategorie bis 69 Kilogramm den größten Erfolg ihrer Karriere und sicherte dem deutschen Verband im "Gymnastics Palace" von Taschkent gleichzeitig das erste WM-Gold seit 2002.

Im entscheidenden Duell setzte sich die Blondine mit 5:3 gegen die Japanerin Sara Dosho durch - und das, obwohl sie zehn Sekunden vor dem Ende noch einen Punkt Rückstand hatte. "Was soll ich sagen, ich muss das Ganze erst einmal verarbeiten und setzen lassen", sagte Focken nach dem Kampf, noch völlig überwältigt von den Gefühlen. Ihr Vater hatte Tränen in den Augen.

"Diese Emotionen sind einfach Wahnsinn, doch der Papa, der einen Riesenanteil hat, hatte den Vortritt", erklärte DRB-Sportdirektor Jannis Zamanduridis. Bereits als Fünfjährige hatte die neue Weltmeisterin dank ihrer Familie mit dem Ringkampfsport begonnen - und jetzt die Krönung. Damit holte Focken am dritten Wettkampftag die erste Medaille für den Deutschen Ringer-Bund (DRB), nachdem Jaqueline Schellin (48 kg) am Mittwoch frühzeitig scheiterte. "Wir sind alle so glücklich und stolz auf diese Leistung. Ich kann nur den Hut ziehen vor Aline. Aber auch das Trainerteam hat unglaublich gute Arbeit geleistet", lobte Zamanduridis.

Allen voran Bundes- und Stützpunktrainer Patrick Loes sowie Papa Georg, der als Heimtrainer seine Tochter betreut. Und weil die angehende Fitness- und Rehabilitationstrainerin Focken nicht ohne Ringen kann, geht auch Freund Jan Rotter mit auf die Matte. Bei der Europameisterschaft im Frühjahr im finnischen Vantaa gehörte er noch zur Nationalmannschaft, diesmal verpasste er jedoch die WM-Teilnahme.

"Dieser Titel ist sehr wichtig für uns und kommt genau zur richtigen Zeit. Ich hoffe, diese Leistung gibt den deutschen Athleten, die noch auf die Matte müssen, noch einmal einen ordentlichen Motivationsschub", sagte DRB-Präsident Manfred Werner, der wegen einer Zahnoperation nicht nach Usbekistan reisen konnte. Er wurde vertreten von Generalsekretär Karl-Martin Dittmann, der ausgerechnet am Mittwoch seinen 54. Geburtstag feierte. "Ein wunderschönes Geburtstagsgeschenk", meinte der Funktionär.

Focken hatte ihre starke Form schon mit dem Sieg in der Vorbereitung bei den Klippan-Lady-Open in Schweden angedeutet. Die WM-Fünfte und EM-Dritte aus dem Vorjahr besiegte im WM-Halbfinale die Lettin Laura Skujina mit 3:1, nachdem sie im Achtelfinale die Kasachin Elmira Syzdykowa mit 8:5 bezwang. Zum Auftakt hatte die fünffache deutsche Meisterin die Mexikanerin Diana Gonzales vorzeitig geschultert. "Das war eine taktische Meisterleistung", meinte Zamanduridis.

Der Erfolg gewinnt sogar noch an Bedeutung, denn Focken kämpfte erstmals bei Titelkämpfen im Limit bis 69 Kilogramm. "Dort ist es derzeit sehr schwer, weil viele Ringerinnen von der 72 Kilo-Klasse abtrainieren, umso stärker ist die heutige Leistung zu bewerten", betonte Loes. Focken hatte nach überaus erfolgreichen Jahren bei den Juniorinnen und dem EM-Titel 2010 eine Krise zu bewältigen und kam bei den Frauen zunächst nicht so klar. Dann wechselte sie von der 63er in die 67er Klasse und nach der Neuordnung ging es abermals einige Kilos hoch. Diese Entscheidung war Gold wert.

(dpa)
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