Schwimm-EM in Berlin Mit Reiswaffeln und Erdnussbutter zu Gold

Berlin · Nach seinem Gold-Coup gönnte sich Marco Koch eine kleinen Sünde. "Ich habe abends eine Salami-Pizza gegessen, die erste und die letzte", verriet der Brustschwimmer einen Tag nach seinem 200-m-Triumph in deutscher Rekordzeit bei der EM in Berlin.

Koch holt Gold über 200 Meter Brust
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Foto: afp, IW

Das Mittagessen fiel dagegen schmal aus. Mehr als Wassermelone und Ananas kam nicht auf seinen Teller. Zum Frühstück esse er nach seiner Ernährungsumstellung auch nur Reiswaffeln mit Erdnussbutter: "Das klingt trocken, schmeckt aber ganz gut". Und es macht offenbar schnell. Mit fünf Kilogramm weniger auf den Rippen und mehr Muskelmasse sicherte sich der Vizeweltmeister seinen ersten großen Titel.

Der Sieg brachte ihn jedoch um den Schlaf. "Es war eine kurze Nacht, ich konnte einfach nicht schlafen", sagte der Europameister: "Ich dachte: Mist, du kannst nicht schlafen! Du musst morgen früh aufstehen! Du musst zum Fernsehen mit riesigen Augenringen!"

Mehr Probleme hatte Koch in der Vergangenheit mit seinem nicht ganz austrainierten Körper. Zu einem Schokoriegel konnte der Darmstädter nie nein sagen. Es reichte im vergangenen Jahr zwar zu WM-Silber, der einzigen Medaille für das gesamte deutsche Schwimm-Team. Ein auffälliger Bluttest öffnete ihm aber die Augen: "Ich habe mir gesagt: Du trainierst jeden Tag fünf, sechs Stunden, und dann frisst du solche Sache. Irgendwie ist das grotesk."

Der 20-malige deutsche Meister, der in der aussichtsreichen Lagenstaffel morgen wohl nach dem zweiten Edelmetall greift, verzichtet nun auf alle glutenhaltigen und tierischen Produkte - "außer auf Fleisch", wie er zugibt. Seine geliebten Süßigkeiten ersetzt Koch durch Obst. Nach der EM will er Gerichte aus einem veganen Kochbuch ausprobieren. Seine Kraftwerte seien durch die neue Ernährung "deutlich nach oben" gegangen. Der fitte Koch kürte sich so nicht nur zum ersten Europameister über 200 m Brust seit 37 Jahren, er pulverisierte auch seinen im High-Tech-Anzug geschwommenen deutschen Rekord um 86 Hundertstelsekunden.

Auch der Weltrekord ist nur noch knapp eine halbe Sekunde weg. "Wenn ich auf der letzten Bahn nicht so verrückt gespielt hätte, wäre ich dem noch näher gekommen", sagte Koch. So wie der Brite Adam Peaty - dem gelang gestern im Halbfinale über 50 m Brust in 26,62 Sekunden ein Weltrekord.

(sid)
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