CHIO in Aachen Wie der Sturz seiner Frau zum Comeback von Markus Beerbaum führte

Aachen · Viele Jahre war er als Trainer und Ehemann der weltweit erfolgreichsten Reiterin mit dem Turnier-Zirkus unterwegs. Jetzt erlebt der jüngere der Beerbaum-Brüder in Aachen eine bemerkenswerte Rückkehr.

 Das Ehepaar Beerbaum beobachtet gemeinsam das Treiben im Spring-Parcours (Archiv).

Das Ehepaar Beerbaum beobachtet gemeinsam das Treiben im Spring-Parcours (Archiv).

Foto: dpa

Das Personal im größten Reitstadion der Welt kennt ihn seit Jahren. "Die Ordner am Einritt haben schon jedes Jahr gefragt, wann ich wieder selber reite", berichtet Markus Beerbaum vergnügt. Jetzt, nach zwölf Jahren gibt der jüngere der Beerbaum-Brüder ein verblüffendes Comeback beim bedeutendesten Turnier der Welt - und tritt beim CHIO in Aachen auch gegen seine eigene Frau an.

Beerbaum war viele Jahre vor allem als Trainer tätig. Der 47-Jährige aus dem niedersächsischen Thedinghausen coachte seine Frau Meredith Michaels-Beerbaum bei EM, WM, Olympia oder auch in Aachen. Als Reiter hielt er sich lange Zeit zurück.

Erfolgreichste Zeit in den Neunzigern

"Das hat sich so ergeben", sagt Beerbaum: "Ich hatte nicht die richtigen Pferde". Die hatte hingegen seine Frau. Michaels-Beerbaum sammelte Medaillen, war monatelang die Nummer eins der Weltrangliste. "Ich habe dann mehr trainiert und junge Pferde ausgebildet." 2012 ritt Beerbaum nur zwei internationale Turniere, 2013 drei.

"Es war nie so, dass ich keine Lust mehr hatte", erklärt Beerbaum, der seine besten Jahre Ende der 90er erlebte: Im Sattel von Lady Weingard wurde er mit dem deutschen Team Welt- und Europameister. Zu den größten Einzelerfolgen gehört der dritte Rang beim Weltcup-Finale vor zehn Jahren in Las Vegas, 23 Plätze besser als seine in Kalifornien geborene Frau.

Zudem trainierte Beerbaum US-Amerikanerinnen wie Alice Firestone, Audrey Coulter oder bis zum Vorjahr Lucy Davis. Die Reiterin gewann dank ihres deutschen Privatcoaches in Rio Olympia-Silber mit dem US-Team und war damit sogar einen Platz besser als seine Ehefrau mit dem deutschen Team.

Seit ein, zwei Jahren sitzt der erfolgreiche Trainer wieder selber vermehrt im Sattel. 2016 gewann er drei Große Preise bei Zwei-Sterne-Turnieren. Doch seinen ersten Start in Aachen nach zwölf Jahren Pause verdankt er kurioserweise einem Unfall seiner Frau.

Anfang Februar stürzte Michaels-Beerbaum in Wellington (USA) mit Comanche und brach sich zwei Rippen. Der Ehemann übernahm das Pferd. "Ich habe es nach dem Sturz probiert, aber es klappte nicht sofort." Inzwischen läuft es hervorragend. So gut, dass Bundestrainer Otto Becker ihn für das schwedische Nationenpreis-Turnier vergangene Woche in Falsterbo nominierte. Erstmals nach 13 Jahren ritt das Paar wieder zusammen in der Nationalmannschaft und belegte den zweiten Platz.

EM ist das Ziel

Der 47-Jährige blieb mit Comanche ebenso in beiden Runden des Normalparcours ohne Fehler wie seine gleichaltrige Frau mit Daisy. Nebenbei coachte Beerbaum die 20 Jahre alte US-Reiterin Chloe Reid, die ebenfalls fehlerfrei ritt. "Sechs Null-Runden für den Stall Beerbaum", kommentiert der Reitertrainer zufrieden.

Auch der Bundestrainer ist begeistert. "Es ist erstaunlich, dass er auf diesem Niveau sofort wieder so mitreiten kann", sagt Becker: "Er ist stark zurückgekommen. Es wird interessant, ihn in Aachen zu sehen."

Beerbaums Ziel? "Ich will zeigen, dass es noch geht", sagt der Reiter verschmitzt. Nicht auszuschließen ist, dass er bei erfolgreichem Abschneiden in Aachen noch ein anderes Comeback erlebt - bei der EM im August in Göteborg.

(dpa)
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