Kein Titel bei Schwimm-Meisterschaft Michael Phelps und der lange Weg zurück an die Spitze

Irvine · Der einstige Dominator kletterte aus dem Becken und war mächtig angefressen. "Ich kann es nicht leiden, zu verlieren", raunte Michael Phelps den wartenden Journalisten zu, nachdem er bei den amerikanischen Schwimmmeisterschaften eine weitere Titelchance hatte liegen lassen.

 Ungewohntes Bild: Verlierer Phelps.

Ungewohntes Bild: Verlierer Phelps.

Foto: afp, hh

Der Rekord-Olympiasieger steht nach seinem Comeback vor der Erkenntnis, dass der Weg zurück in die Weltspitze steiniger ist als gedacht.

Phelps' Licht-und-Schatten-Spiel bekam auch das Publikum im Aquatics Center im kalifornischen Irvine mit: Erst schoss der 29-Jährige im Vorlauf über 100 m Schmetterling mit der Weltjahresbestleistung von 51,17 Sekunden durchs Becken, dann musste er sich im Endlauf in einem Wimpernschlag-Finale dem Sieger Tom Shields (51,29) geschlagen geben - mit einer Hundertstel Unterschied.

"Ich brauche mehr Training, ich brauche mehr Ausdauer, ich brauche mehr Gefühl in meinen Zügen", sagte Phelps und zählte damit seine Schwachpunkte nach der Final-Pleite gegen Shields auf. Der Ärger war verständlich, denn bereits am Vortag war er über die 100 m Freistil beim Sieg von Olympiasieger Nathan Adrian (48,31) in 49,17 nur auf Platz sieben geschwommen.

Nach 18 olympischen Goldmedaillen und insgesamt 39 Weltrekorden hatte Phelps nach den Spielen 2012 in London seinen Rücktritt erklärt, nach 628 Tagen konnte er der Verlockung des Beckens dann aber doch nicht mehr widerstehen. Er trainierte, sammelte erste Erfolge wie den Sieg über seinen Dauerrivalen Ryan Lochte beim Meeting in Athens/Georgia und wähnte sich zurück in der Erfolgsspur.

Phelps schwimmt mit Vollbart zum ersten Sieg seit Comeback
12 Bilder

Phelps schwimmt mit Vollbart zum ersten Sieg seit Comeback

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Foto: ap

"Es ist nicht die Fitness, es ist die Erkenntnis, dass er hier gegen Jungs schwimmt, die brennen", sagte Phelps' Trainer Bob Bowman, der einen sichtlich angespannten Phelps sah. Die ausgegebenen Ziele - die Qualifikation für die panpazifischen Meisterschaften Ende August und die WM 2015 im russischen Kasan - dürften aber nicht in Gefahr geraten. In Irvine tritt Phelps noch über die 100 m Rücken und die 200 m Lagen an.

Die Niederlage über 100 m Schmetterling will Phelps "definitiv in den kommenden Wochen als Motivation nutzen", um sich weiter vorzubereiten. Sieger Shields wusste derweil, was er geleistet hatte. "Mit Michael und der Art, wie er schwimmt, ist es so, dass er dich in jedem Augenblick überholen kann", sagte der 23-Jährige. Für Bowman sind die Niederlagen kein Grund zur Sorge. "Er wird noch besser in den kommenden zwei Wochen", sagte der Trainer: "Er wird jeden Tag besser."

(sid)
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