Mehr als sieben Stunden sitzen die beiden letzten von insgesamt 6865 Spielern am Tisch im Rio Hotel in Las Vegas. Pius Heinz, der deutsche Überflieger, und der Tscheche Martin Staszko hatten bis dahin die besten Nerven und das glücklichere Händchen. Als es zum letzten, entscheidenden Showdown kommt, halten die Zuschauer in der Poker-Arena die Luft an, die Spannung ist kaum auszuhalten. Staszko schiebt seine letzten Chips in die Mitte und hofft, dass Heinz seine Karten wegwirft und er die Blinds, den Mindesteinsatz, abkassieren kann. Aber Heinz überlegt nicht lange und geht mit.

Als beide ihre Karten auf den Tisch legen, steht fest: Heinz hat die besseren Chancen, diese Hand und damit das Turnier zu gewinnen. Der Student der Wirtschaftspsychologie hält Ass König - eben besagte "Anna Kurnikowa". Für Heinz war die hübsche Tennisspielerin ein Glücksfall. Da beide Spieler mit den fünf vom Dealer aufgedeckten Karten kein Blatt formen können, gewinnt Heinz, weil er mit dem Ass die höchste Karte auf der Hand hält.

Ein Platz in der Ruhmeshalle

Nachdem die letzte Karte, die Karo Vier, umgedreht wird, beginnt Heinz seinen Jubellauf. Der neue Weltmeister rennt zu seinen zahlreichen Fans in der Halle und feiert mit ihnen den größten Erfolg seiner Karriere, den größten Erfolg eines deutschen Poker-Spielers überhaupt. Noch nie konnte ein Deutscher das Mainevent der World Series of Poker gewinnen. Der Lohn: 8,7 Millionen Dollar (rund sechs Millionen Euro) und der Ruhm einer Poker-Legende. Das Turnier ist im Kalender der Poker-Profis das wichtigste überhaupt, wer hier gewinnt macht sich unsterblich.

"Von diesem Tag habe ich mein ganzes Leben geträumt", sagte Heinz direkt nach seinem Sieg, den er so schnell noch gar nicht realisieren konnte: "Ich kann es immer noch nicht wirklich fassen, dass ich für Deutschland den Titel geholt habe. Wahnsinn! Ich bin einfach da rausgegangen und hab mein Ding gemacht."

Nur Minuten nach seinem überragenden Triumph am Finaltisch "November Nine", den er als Siebtplatzierter betrat und als Sieger verließ, postete er den Sieg auf seiner Facebook-Seite. "Ich habe es für Deutschland getan", schreibt Heinz unter ein Foto von sich und dem Siegerarmband, dass jeder Weltmeister als Erinnerung erhält. Mehr als 3000 Usern "gefällt" das, über 900 Fans gratulierten Heinz unter dem Eintrag.

Ein paar Auszüge: "Herzlichen Glückwunsch zu diesem unbeschreiblichen Sieg !!! Du hast dich "unsterblich" gemacht !!!"; "Ein großer Schritt für Dich und ein noch größerer für Poker in Deutschland und Europa. Dieser rollende Stein ist nicht mehr aufzuhalten. Meinen Glückwunsch."; "Du bist der Mann der Stunde!".