Schwimm-WM Biedermann: "Ich muss jetzt in die Puschen kommen"

Zuerst verblüffte Paul Biedermann mit einem merkwürdigen Selbstinterview die Presse, dann ließ der Weltrekordler im Wasser Zweifel an seiner Medaillenform aufkommen: Der Hallenser zog bei der Schwimm-WM in Kasan auf seiner Paradestrecke 200 m Freistil zwar als Sechster des Halbfinals in den Endlauf am Dienstagabend ein, doch wirklich überzeugen konnte er nicht.

 Paul Biedermann hat als Halbfinal-Sechster das WM-Finale über seine Spezialstrecke 200 Meter Freistil erreicht.

Paul Biedermann hat als Halbfinal-Sechster das WM-Finale über seine Spezialstrecke 200 Meter Freistil erreicht.

Foto: dpa, msc fpt

Der 28-Jährige blieb in 1:46,20 Minuten über seiner Saisonbestzeit (1:45,60) und klar hinter dem Halbfinalsieger Ryan Lochte (1:45,36) zurück. "Ich hätte schon gedacht, dass ich schneller bin", sagte Biedermann im ZDF: "Man muss wesentlich schneller als meine Saisonbestzeit schwimmen, um in die Medaillen zu kommen. Deswegen muss ich jetzt mal richtig in die Puschen kommen."

Acht Stunden zuvor war der Doppel-Weltmeister von 2009 noch deutlich selbstbewusster aufgetreten. Nach seinem dritten Platz im Vorlauf hatte Biedermann, der im Staffelrennen am Sonntag über 4x100 m Freistil enttäuscht hatte, ein 49 Sekunden langes Selbstinterview geführt, das Erinnerungen an eine legendäre Pressekonferenz von Klaus Augenthaler als damaliger Trainer des VfL Wolfsburg weckte.

"Hallo, ich gebe Antworten, und die Fragen stelle ich auch selber", hatte der Freund von Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen den verdutzten Journalisten entgegengeworfen: "Wie war das Rennen? Das Rennen war okay. Jetzt wird's umso spannender im Semifinale, und da freue ich mich jetzt drauf. Wie hat sich das Wasser angefühlt? Immer noch nass, aber schon etwas besser. Ich brauche immer einen Wettkampf, um reinzukommen."

Bader springt um Medaille

Nach einer Medaille greift schon am Dienstagmittag (13.00 Uhr) Klippenspringerin Anna Bader. Die Mainzer Extremsportlerin stürzt sich aus 20 Metern in die Kasanka und hat dafür extra ihr Referendariat unterbrochen. "Ich habe versucht, sesshaft zu werden. In den Sommerferien habe ich aber entschieden, dass ich für den Sport nochmal alles geben will", sagte die angehende Lehrerin für Englisch und Erdkunde. Bei der WM-Premiere vor zwei Jahren in Barcelona gewann Bader Bronze, diesmal zählt sie wieder zu den Favoriten. Gar aus 27 Metern Höhe springen die Männer, der britische Weltseriensieger Gary Hunt führt nach drei von fünf Durchgängen und hat Gold vor Augen.

Im Kasaner Fußballstadion hatten Hendrik Feldwehr und Alexandra Wenk derweil Probleme, in ihren WM-Finals die starken Zeiten aus der Runde zuvor zu bestätigen. Der Essener Feldwehr wurde über 100 m Brust Achter (1:00,16), die Münchnerin Wenk, die im Halbfinale deutschen Rekord geschwommen war, belegte bei ihrer WM-Finalpremiere über 100 m Schmetterling Rang sieben (57,94). Gold ging in Weltrekordzeit an die schwedische Titelverteidigerin Sarah Sjöström (55,64). Auch Ungarns Schwimmstar Katinka Hosszu stellte bei ihrem Sieg über 200 m Lagen einen Weltrekord (2:06,12) auf - der vierte bei der WM.

"Es war einfach nur cool, sich mit den Besten zu messen. Ich habe es genossen", sagte Wenk dennoch zufrieden. Den Endlauf über 100 m Rücken verpasste dagegen der EM-Dritte Jan-Philip Glania (Frankfurt) als Halbfinal-13., Clemens Rapp (Heidelberg) war einen Tag nach seinem siebten Platz über 400 m Freistil über die halbe Distanz als 21. im Vorlauf gescheitert.

Biedermanns Rivale Sun Yang hatte nach seinem Sieg über 400 m für Wirbel gesorgt, als er allergisch auf Dopingfragen reagierte. "Es gibt keinen Grund, an unseren Leistungen zu zweifeln. Das ist respektlos", sagte der chinesische Schwimm-Riese, der im vergangenen Jahr rückwirkend für drei Monate gesperrt worden war, nachdem eine verbotene Substanz in seinem Körper gefunden worden war.

(sid)
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