Schwimmen Paul Biedermann verzockt sich bei EM-Auftakt

Berlin · Gerade hatte Paul Biedermann noch erwartungsfroh vom Finale geplaudert, da versteinerte seine Miene. Auf dem Bildschirm sah der Weltrekordler, wie er in letzter Sekunde aus dem Endlauf purzelte. Gleich zum Auftakt der Heim-EM hatte sich der deutsche Schwimmstar gewaltig verzockt und über 400 m Freistil um sieben Hundertstelsekunden seine erste Chance auf eine Medaille verspielt.

 Schwacher EM-Auftakt für Paul Biedermann.

Schwacher EM-Auftakt für Paul Biedermann.

Foto: dpa, han nic

Geschockt und sprachlos flüchtete der 28-Jährige aus dem Berliner Velodrom. Erst eine halbe Stunde später ließ er über den DSV-Pressesprecher ausrichten: "Ich bin selber schuld. Ich habe das Rennen falsch eingeschätzt." Als am Abend sein Teamkollege Clemens Rapp beim Sieg des Serben Velimir Stjepanovic als Fünfter Edelmetall verpasste, war Biedermann nicht einmal Zuschauer. Der entthronte Titelverteidiger blieb enttäuscht im Teamhotel. Am Morgen hatte er an der Seite des Doppel-Olympiasiegers Yannick Agnel in seinem hochkarätig besetzten, aber langsamen Vorlauf nach 3:50,42 Minuten den dritten Platz belegt - 39 Hundertstel vor seinem französischen Rivalen. "Ganz zufrieden" sei er damit, "ich will im Finale meine beste Leistung zeigen", sagte er, ehe im letzten Vorlauf noch sechs Schwimmer schneller waren. "Fehlende Wettkampfkilometer und fehlende Sicherheit" machte sein Heimtrainer Frank Embacher aus, "dadurch ist es passiert, dass er seine Geschwindigkeit nicht richtig einschätzen konnte."

Auch Bundestrainer Henning Lambertz gab zu, dass Biedermann sich "ein bisschen verschätzt" habe. Eine dreiwöchige Krankheitspause in der EM-Vorbereitung hatte den Doppel-Weltmeister von 2009 aus dem Tritt gebracht. Viel Zeit, über den Fehlstart nachzudenken, hat der Hallenser nicht.

Bereits heute geht er über seine Lieblingsstrecke, 200 m Freistil, an den Start, ebenfalls als Titelverteidiger und als Medaillenkandidat. "Ich konzentriere mich jetzt ganz auf die 200", ließ Paul Biedermann ausrichten. Und Henning Lambertz riet ihm: "Alle Körner reinlegen und dann Vollgas." Eine ähnliche Enttäuschung wie zum Auftakt erwartet Heimtrainer Embacher dann nicht: "Alle Paramater zeigen: Da geht noch was."

(sid)
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