Interview mit dem neuen Poker-Champion Pius Heinz: "Poker ist ein Psychospiel"

Las Vegas · Pius Heinz hat als erster Deutscher das Mainevent der World Series of Poker, dem wichtigsten Turnier in der Poker-Szene, gewonnen und ist in der Nacht zum Millionär geworden. 8,7 Millionen Dollar erhielt der Euskirchener für seinen Sieg in Las Vegas. Im Interview spricht die neue Poker-Legende über sein Spiel, die richtige Strategie und über den Rummel um seine Person.

Pius, wie sind Sie eigentlich zum Pokern gekommen?

Pius Heinz: "Ich habe vor ein paar Jahren ein Pokerspiel im Fernsehen gesehen, ich glaube sogar es war die WSOP. Es hat mich gleich fasziniert. Ich habe dann einfach mit ein paar Freunden angefangen zu Pokern. Irgendwann habe ich auch online gespielt und Turniere und so hat sich das dann weiterentwickelt."

War es von Anfang an klar, dass Sie Talent haben?

Heinz: "Nein, erst mal nicht. Ich war so gut bzw. so schlecht wie meine Freunde, mit denen ich damals angefangen habe zu spielen. Ich hatte immer total Spaß am Pokern und vor rund zwei Jahren habe ich halt gemerkt, was man alles erreichen kann, wenn man sich mehr mit den Grundlagen auskennt, etwa mit Mathematik und Wahrscheinlichkeiten."

Wie wichtig ist die Mathematik beim Pokern?

Heinz: "Naja, Mathe ist nicht alles. Es hilft natürlich ungemein um Karten und Situationen einzuschätzen, aber das meiste kommt eigentlich mit der Praxis, also Erfahrung, die man eben nur beim Spielen sammelt. Pokern ist letztendlich ein Mindgame, eine Art Psychospiel, bei dem es darum geht, die Gegner hinters Licht zu führen und sich gleichzeitig nicht täuschen zu lassen. Man kann ja jedes Blatt repräsentieren, also nur vorgeben, dass man ein bestimmtes Blatt hat und das macht das Ganze so verdammt spannend und vielfältig."

Wie kommt man auf die Idee, beim WSOP anzutreten?

Heinz: "Die WSOP ist natürlich das wichtigste Turnier überhaupt im Poker-Kosmos. Jeder, der ambitioniert Poker spielt, will dort mitspielen und gewinnen. Klar, dass ich also auch hin bin. Man muss sich dafür nicht qualifizieren oder so. Jeder mit gültigem Pass über 21 kann mitspielen. Es ist halt in Las Vegas statt und das Startgeld beträgt 10.000 US-Dollar."

Die WSOP geht über mehrere Tage und ein einziger Turniertag dauert in der Regel bis zu zwölf Stunden. Wie bereiten Sie sich auf so einen Poker-Marathon vor?

Heinz: "Ich mache eigentlich nichts Besonderes. Keine Meditation oder so, versuche aber eine gesunde Portion Schlaf zu bekommen. Während der Turniere muss man die Pausen gut nutzen, was Gesundes zu sich nehmen und die Konzentration hochhalten."

Sie sind mittlerweile auch ein PokerStar Pro und haben einen Vertrag mit Pokerstars. Was bedeutet Ihnen diese Zusammenarbeit?

Heinz: "Ich bin stolz ein Teil von PokerStars zu sein. Meiner Meinung nach ist es das beste Team im Pokerbereich und ich freue mich total auf die Zusammenarbeit."

Überhaupt ist in diesen Tagen der Hype um Ihre Person gewaltig. Wie kommen Sie mit dem ganzen Rummel klar?

Heinz: "Es ist schon krass, was da im Moment an Aufheben gemacht wird. Aber ich versuche, das gelassen zu nehmen. Ich will einfach mein Ding machen, der bleiben, der ich bin. Meine Familie ist mit mir hier in Vegas. Sie helfen mir total, haben immer ein nettes Wort für mich und unterstützen mich bei dem ganzen Rummel. Ich freue mich natürlich auch. Es ist saucool, wie viele Leute mich unterstützen und beim Pokern anfeuern. Diese Unterstützung ist grandios."

Was machen Sie mit dem Geld? Sie könnten Sich fast alles kaufen…

Heinz: "Frauen, Autos und Rauschmittel?… (lacht) Nein, im Ernst das ist nicht meine Welt. Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, aber ich will auf jeden Fall einige Wünsche in meiner Familie erfüllen. Meine Schwester z.B. wünscht sich eine Mini, ich denke, dass wird man irgendwie hinbekommen. Meine Mom überlegt umzuziehen und dabei werde ich sie falls nötig auch unterstützen können. Das ist cool."

Vor dem Finaltag gab es das Gerücht, dass Ben Lamb, einer Ihrer Kontrahenten, mehrere Leute engagiert hat, die in den letzten Tagen Ihren Stil analysiert haben, um Schwachstelle zu finden. Macht Sie so etwas nervös?

Heinz: "Nein, das war nur Show. (lacht) Klar bin ich vor einem Finale aufgeregt, aber ich habe keine Angst. Das ist vielleicht meine größte Stärke. Ich habe keine Angst rauszufliegen, deshalb kann ich auch bei großen Händen bluffen."

Sie wurden von Poker-Kommentatoren schnell zum Most-Aggressive-Spieler gekürt, wirken aber immer sehr gelassen. Wer ist nun der wahre Pius?

Heinz: "Ich bin grundsätzlich eher ruhig und gelassen. Ist einfach meine Art. Mein Spiel ist natürlich anders. Das ist aggressiv. Klar, ich muss meine Gegner in schwierige Situationen bringen, wenn ich sie bezwingen will. In schwierigen Situationen macht man Fehler. Das will ich erreichen."

Haben Sie ein paar wertvolle Tipps für Nachwuchsspieler?

Heinz: Ja, habe ich: 1. Bankroll-Management. Das heißt, dass man das Geld, das man zum Poker spielen einsetzt, gut verwalten sollte. Man sollte sich das Geld gut einteilen, genau überlegen was man damit macht und es nicht verballern. 2. Pokern sollte Spaß machen 3. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, mich mit Freunden über Pokerstrategien auszutauschen. Vielleicht macht man an einer Stelle immer wieder einen Fehler und kommt nicht weiter. Da kann eine andere Perspektive manchmal echt hilfreich sein.

Dieses Exklusiv-Interview wurde vor dem Finaltag von aufgezeichnet.

(seeg/chk)
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