"Die Größten der Welt" All Blacks versetzen Neuseeland in Ekstase

Sie waren die Favoriten, und sie haben geliefert: Die All Blacks bleiben im Rugby das Maß aller Dinge, Neuseeland steht vor Freude Kopf. Nach sechs turbulenten WM-Wochen in England ist der Weltverband mehr als zufrieden - und die Gastgeber seufzen mal wieder.

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Helden sind eben zu ganz großen Gesten fähig: In der historischen Stunde für Neuseelands All Blacks schenkte Rugby-Star Sonny Bill Williams einem Jungen einfach das just gewonnene Weltmeister-Gold. Ein Ordner hatte den voller Euphorie auf den Platz stürmenden Burschen namens Charlie Lines zuvor umgerissen. Williams stand daneben, half ihm auf, führte ihn zurück zur Tribüne - und hängte ihm kurzerhand seiner Sieger-Medaille um den Hals.

Die Szene passte zum außergewöhnlichen Triumph einer außergewöhnlichen Mannschaft. In den sechs Wochen einer berauschenden Rugby-WM bewiesen Neuseelands Recken, warum sie nun zurecht einen festen Platz in den Geschichtsbüchern ihres Sports haben. Als erste Rugby-Nation wurde das Team durch das 34:17 gegen den alten Rivalen Australien zum dritten Mal Champion und verteidigte dabei den vor vier Jahren gewonnenen WM-Titel - auch das eine Premiere. "Das beste Weltmeisterschaftsfinale, nach dem besten Turnier, dass das größte Team gewonnen hat", bilanzierte die BBC treffend.

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Mit kühler Präzision, spielerischer Überlegenheit und Stars auf dem Höhepunkt ihres Schaffens marschierten die Neuseeländer auf beeindruckende Art durch das Turnier. Diese Coolness und Konzentration aufs Wesentliche zeigte sich auch in dieser kleinen Szene nach dem Ende des Finales. "Ich dachte einfach, ich mache das zu einem Abend für ihn, an den er sich erinnert", sagte der 30-Jährige Williams später zu seinem Geschenk an den kleinen Rugby-Fan. "Sie hängt besser um seinen Hals als an meiner Wand."

Auch in der Heimat, wo Tausende Fans wegen der Zeitverschiebung mit Bier frühstücken mussten, war keine Huldigung zu groß für die Nationalhelden. "Man sagt, dass es für Gefühle im Profisport keinen Platz gibt, aber die All Blacks haben das Schlusskapitel des Märchens von Richie McCaw, Dan Carter und den zurücktretenden Legenden einer goldenen Rugby-Generation geschrieben", schrieb der "New Zealand Herald" am Tag nach dem Endspiel. Naja, ob er wirklich aufhören wird, ließ Kapitän McCaw dann doch ein bisschen offen: "Ich bin so stolz. Wenn man solche Momente erlebt, warum sollte man jemals aufhören?"

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Nach Champagnerduschen und Feuerwerk im Twickenham-Stadion am Samstagabend warten zu Hause auf McCaw und seine Kumpels laut "New Zealand Herald" gleich drei Siegesparaden. Wie die Zeitung erfuhr, darf sich das All-Blacks-Team am Mittwoch zuerst in Auckland, am Donnerstag in Christchurch und am Freitag in der Hauptstadt Wellington feiern lassen. Wie auch immer: Die Partys werden dem historischen Sieg mit Sicherheit in nichts nachstehen.

Im unterlegenen Australien haderten die Sportkommentatoren mit Schiedsrichter Nigel Owens aus Wales, dem sie fragwürdige Entscheidungen unterstellten. Allerdings erkannte der "Sydney Morning Herald" auch an: "Die All Blacks haben sich als ganz besonderes Team präsentiert und eine Leistung gezeigt, die der Rest der Welt erreichen muss."

Insgesamt boten beide Teams eine Leistung, die auch im Königshaus Anerkennung fand: Prinz Harry war das Vergnügen anzusehen, das beste Rugby-Team der Welt zu beglückwünschen. Harry trug neutrales Blau beim Spiel der Commonwealth-Staaten Neuseeland und Australien, er hätte wohl lieber England zugejubelt.

Der Enkel der Queen wie auch die anderen englischen Rugby-Fans mussten ein frühes Aus ihrer Mannschaft ertragen. "Sie waren schrecklich, wie wir hier 2011 und seitdem immer vorhergesagt haben", resümierte die "Times" trocken. Die Rugby-Weltmeister von 2003 scheiterten in der Gruppenphase und müssen sich - wie im Fußball auch - mal wieder fragen, was sportlich schief läuft.

Für den Rugby-Sport war das Turnier gelungene Werbung und auch ein gutes Geschäft: Mehr als 2,4 Millionen verkaufte Tickets, umgerechnet voraussichtlich rund 200 Millionen Euro Gewinn - der Weltverband kann zufrieden sein mit diesem achten Championat. Das "größte und beste aller Zeiten", nennt sie denn auch Verbandschef Brett Gosper.

(old/dpa)
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