Erstmals kein Remis bei Schach-WM Carlsen geht Risiko und wird von Karjakin bestraft

New York · Titelverteidiger Magnus Carlsen aus Norwegen hat in der achten Partie der Schach-WM in New York gegen seinen russischen Herausforderer Sergei Karjakin durch Aufgabe die erste Niederlage erlitten.

 Sergej Karjakin ist gegen Magnus Carlsen in Führung gegangen.

Sergej Karjakin ist gegen Magnus Carlsen in Führung gegangen.

Foto: ap, RED

Nach acht Begegnungen liegt Karjakin dadurch gegen den Weltmeister mit 4,5:3,5 Punkten in Führung. Die neunte Partie findet nach einem Ruhetag am Mittwoch statt. Die WM ist auf zwölf Partien angesetzt. Wer zuerst 6,5 Punkte erreicht, krönt sich zum Weltmeister. Bei Gleichstand folgt ein Tiebreak.

Nach den Remis in den sieben vorherigen Partien ging Carlsen mit den weißen Steinen hohes Risiko und wollte den Sieg mit mehreren Bauernopfern erzwingen. Karjakin nutzte jedoch nach der Zeitkontrolle im 40. Zug seine Chance und gewann dank eines weit vorgerückten Freibauern auf der a-Linie.

"Offenbar hat Magnus seine Stellung überschätzt. Er hätte auf Unentschieden spielen sollen, stattdessen wollte er auf Sieg gehen. Das hat ihn in Schwierigkeiten gebracht, er hätte sich besser verteidigen sollen", sagte Karjakin: "Ich weiß sehr wohl, dass noch immer vier Partien zu spielen sind." Carlsen wollte sich nach der bitteren Niederlage nicht äußern, schwänzte das übliche Interview nach der Partie und blieb auch der Pressekonferenz fern.

Carlsen hatte mit einem seltenen Damenbauernspiel begonnen. Karjakin reagierte solide, und nach der Eröffnung stand eine symmetrische Struktur auf dem Brett. Die Spieler lavierten ihre Figuren, und die Partie kam nur langsam in Schwung.

Vor der ersten Zeitkontrolle im 40. Zug erhöhte der WM-Champion in beiderseitiger Zeitnot das Risiko. Carlsen opferte gleich zwei Bauern, um Angriff gegen den schwarzen König zu erhalten. Beide Spieler übersahen, dass Karjakin mit einer einfachen Wendung alle Drohungen abwehren und den Materialvorteil hätte wahren können. Stattdessen ließ der Herausforderer aus Russland einen Gegenschlag zu. Sein Materialvorteil war weg und sein König entblößt.

Im resultierenden Endspiel hielten sich die Chancen die Waage, doch die Stellung war für Karjakin wegen eines starken Freibauern auf der a-Linie einfacher zu spielen. Carlsen ließ in der letzten Phase der Partie jegliche Zähigkeit vermissen, konnte den Vormarsch des a-Bauern nicht verhindern und gab auf, weil zusätzliche Drohungen gegen seinen König nicht mehr abzuwehren waren.

(seeg/sid)
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