Kurzbahn-WM in Doha Deibler holt Gold in Weltrekord-Zeit

Doha · Nach dem Rennen seines Lebens blickte Markus Deibler ungläubig zur Anzeigetafel, riss die Arme hoch und schrie seine Freude hinaus. Weltmeister in Weltrekordzeit: Der Olympiaachte war am Schlusstag der Kurzbahn-WM in Doha über 100 m Lagen sensationell allen davongeschwommen – so schnell wie niemand zuvor.

 Steffen Deibler hat Gold über die 100 Meter Lagen gewonnen.

Steffen Deibler hat Gold über die 100 Meter Lagen gewonnen.

Foto: dpa, tmn mr

Nach dem Rennen seines Lebens blickte Markus Deibler ungläubig zur Anzeigetafel, riss die Arme hoch und schrie seine Freude hinaus. Weltmeister in Weltrekordzeit: Der Olympiaachte war am Schlusstag der Kurzbahn-WM in Doha über 100 m Lagen sensationell allen davongeschwommen — so schnell wie niemand zuvor.

"Mein Ziel war eine Medaille und noch mal deutscher Rekord", sagte der 24-Jährige nach seinem Triumph in 50,66 Sekunden vor dem Russen Wladimir Morosow und Doppel-Olympiasieger Ryan Lochte aus den USA: "Jetzt ist es Gold und Weltrekord. Damit hatte ich nie gerechnet. Ein geiler Erfolg." Als bei der Siegerehrung die deutsche Hymne erklang, wich das Grinsen nicht mehr aus seinem Gesicht.

Eine halbe Stunde später polierte Freistilsprinterin Dorothea Brandt mit Bronze über 50 m die deutsche Bilanz beim Weltrekordfestival im Hamad Aquatic Centre weiter auf. Mit vier Medaillen - einmal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze - schnitten die DSV-Schwimmer auch ohne ihren Star Paul Biedermann, der wegen Trainingsrückstands fehlte, besser als erwartet ab.

"Unfassbar" fand Bundestrainer Henning Lambertz Deiblers Coup und lobte den ersten deutschen Lagen-Sieger bei einer Kurzbahn-WM seit Christian Keller 1993 in den höchsten Tönen: "Er hat sich von Rennen zu Rennen gesteigert. Alle Topschwimmer waren am Start, und er hat alle bezwungen."

Brandt, die in 23,77 Sekunden ihren fünf Jahre alten deutschen Rekord nur um fünf Hundertstel verpasste, war überglücklich: "Ein schöner Gänsehautmoment. Es war eine sehr große Belohnung auf dem Weg nach Rio." Lediglich die niederländische Doppel-Olympiasiegerin Ranomi Kromowidjojo und die Australierin Bronte Campbell waren schneller als die 30-Jährige aus Essen.

Die Lagenstaffeln schwammen zum Abschluss deutlich an einer weiteren Medaille vorbei: Zusammen mit Vize-Europameister Christian Diener (Potsdam), Vize-Weltmeister Marco Koch (Darmstadt) und seinem Bruder Steffen landete Markus Deibler nach erneutem deutschen Rekord (3:23,37) auf dem achten Platz - ebenso wie Jenny Mensing (Wiesbaden), Vanessa Grimberg (Stuttgart), Franziska Hentke (Magdeburg) und Annika Bruhn (Saarbrücken), die die Bestzeit vom Morgen in 3:55,29 noch einmal verbesserten.

So viele Weltrekorde wie in Doha waren noch bei keiner Kurzbahn-WM gefallen: 23 Bestmarken standen am Ende zu Buche - sechs mehr als 2008 in Manchester, als die High-Tech-Anzüge die Schwimmwelt revolutionierten. Ungarns Vielstarterin Katinka Hosszu schwamm allein vier.

Neben Deiblers Weltrekord verbuchten die Deutschen acht weitere nationale Bestzeiten. Am Schlusstag trugen sich die beiden Lagenstaffeln in die Rekordlisten ein - insgesamt viermal. Sieben Finalplätze bei den Einzelstarts und sechs von acht Staffeln in den Endläufen ließen Lambertz ein positives Fazit ziehen. "Die Weltspitze entwickelt sich weiter, wir aber auch", sagte der Cheftrainer und verwies auf "die vielen persönlichen Bestzeiten" und "die mit 50 Prozent gute Quote von Steigerungen gegenüber der DM".

Diener war dagegen am Ende "einfach platt", als er überraschend als Elfter das Finale über 200 m Rücken verpasste. "Das war eine lange Kurzbahnsaison", sagte der 21-Jährige aus Potsdam, der nach sieben Siegen und 16 Medaillen in der Weltcupsaison als Weltranglistenzweiter an den Start gegangen war.

Sportgeschichte schrieb im Hamad Aquatic Centre Alia Atkinson. Die Jamaikanerin schnappte Olympiasiegerin Ruta Meilutyte (Litauen) über 100 m Brust in exakt deren Weltrekordzeit Gold weg und krönte sich zur ersten schwarzen Schwimmweltmeisterin. "Ich konnte es nicht glauben", sagte die 25-Jährige: "Es hat ein bisschen gedauert, bis es klick gemacht hat."

(dpa)
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