Schwimm-WM in Barcelona Steffen soll kämpfen - Franklin holt wieder Gold

Barcelona · Die einstige Gold-Schwimmerin Britta Steffen soll kämpfen, nicht kapitulieren, die WM-Versager müssen härter arbeiten: Nach den desolaten Leistungen bei den Weltmeisterschaften von Barcelona erhöht der neue Bundestrainer Henning Lambertz zur Halbzeit den Druck.

 Missy Franklin hat bei der Schwimm-WM die nächste Goldmedaille geholt.

Missy Franklin hat bei der Schwimm-WM die nächste Goldmedaille geholt.

Foto: afp, PIERRE-PHILIPPE MARCOU

"Wir müssen mehr und intensiver trainieren, damit wir da oben mitspielen können", forderte der neue Schwimm-Chef am vierten der acht Wettkampftage im Palau Sant Jordi und stellte fest: "Wir haben keine Kohlen im Kessel."

Für Weltrekordlerin Steffen geht es nach der Staffel-Enttäuschung am Donnerstag über 100 m Freistil nicht mehr um WM-Medaillen, sondern um den Finaleinzug und die Chance, auf der Zielgeraden ihrer Karriere nochmal eine neue Seite von sich zu zeigen. Lambertz erwartet von der Doppel-Olympiasiegerin von 2008 ein positives Signal, "dass sie noch immer eine Führungsfigur im Team ist, dass sie sich ins Semifinale kämpft", sagte der 42-Jährige: "Wir reden jetzt nicht über Medaillen oder Bestzeiten, sondern darüber, dass sie sich bestmöglich verkauft."

Für einen Lichtblick sorgte am Mittwoch die EM-Fünfte Franziska Hentke. Die 23-Jährige verpasste als Halbfinal-Neunte in persönlicher Bestzeit von 2:07,87 Minuten den Endlauf über 200 m Schmetterling nur um eine Hundertstelsekunde. "Das ist eigentlich das Schlimmste, was passieren kann", sagte die Magdeburgerin.

Dem Olympia-Achten Markus Deibler fehlten als Neunter über 200 m Lagen dagegen knapp vier Zehntel zum Endlauf. "Es ist schade, dass es nicht geklappt hat", sagte der Hamburger: "Die anderen sind ganz schön schnell." Hentke war erst der dritte WM-Teilnehmer, der schneller schwamm als bei der DM im April. Die Quote liegt bei knapp 14 statt bei 70 Prozent, wie Lambertz gefordert hatte.

"Viele haben Probleme, einen Basis-Trainingszustand zu erreichen", bemängelte der neue Bundestrainer: "Sie holen es einmal bei der DM aus sich heraus, aber dann nicht nochmal." Man müsse schauen, ob bei den Grundlagen nicht viel zu wenig getan, ob nicht zu spät mit dem Training begonnen und zu viel Wert auf die Kurzbahn-Saison gelegt werde.

Die Glanzlichter am vierten Tag setzten Vierfach-Olympiasiegerin Missy Franklin (USA) mit ihrem dritten WM-Gold über 200 m Freistil, London-Doppelsieger Sun Yang (China) über 800 m Freistil und zwei Südafrikaner. Chad Le Clos trat nach seinem Olympiasieg auch als Weltmeister über 200 m Schmetterling die Nachfolge von Superstar Michael Phelps an. Cameron van der Burgh, vom ehemaligen Bundestrainer Dirk Lange betreut, holte sich über 50 m Brust seinen WM-Titel zurück.

Klippenspringerin Anna Bader darf nach ihrem bronzenen WM-Debüt auf eine Heim-EM im nächsten Jahr hoffen. Denn DSV-Präsidentin Christa Thiel will die Extremsportler in die Europameisterschaften in Berlin (13. bis 24. August 2014) integrieren. "Ich befürworte es auf jeden Fall. Es ist attraktiv für die Zuschauer, nicht nur Zirkus, sondern eine sehr elegante Sportart, die neue Möglichkeiten eröffnet", sagte sie dem SID. Am Mittwoch holte sich der Kolumbianer Orlando Duque aus 27 Metern den ersten offiziellen WM-Titel der Männer.

Einer, der besonders weit hinterherschwamm, war Freistilsprinter Marco Di Carli. "Wer gibt mir eine Knarre?", fragte der Frankfurter gewohnt drastisch nach seinem 36. Platz in induskutablen 50,38 Sekunden über 100 m Freistil und bat: "Erschießt mich, bitte!"

Der Olympia-Staffelsechste von London, vor zwei Jahren vor der WM in Shanghai noch die Nummer eins der Weltrangliste, dachte laut über seinen Abschied nach: "Ich muss mich wirklich drastisch hinterfragen: Wo komme ich noch hin, wie komme ich dahin, oder lasse ich es einfach sein?" Lambertz gab dem 28-Jährigen einen eindeutigen Ratschlag: "Entweder soll er aufhören oder es besser machen als in den letzten Jahren."

Die 16-jährige Selina Hocke (Berlin), nach ihren beiden Titeln bei der DM schon mit Franziska van Almsick verglichen, scheiterte nach ihrem 31. Platz über 100 m Rücken auch auf der halben Distanz als 33. abgeschlagen im Vorlauf. Philip Heintz (Mannheim) blieb als 28. über 200 m Lagen fast vier Sekunden über seiner Saisonbestzeit.

(sid)
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