Aus der Masse zum Snooker-Weltmeister Stuart Binghams unverhoffter Aufstieg

Sheffield · Als Snooker-Legenden wie Ronnie O'Sullivan und Stephen Hendry Titel um Titel sammelten, war Stuart Bingham meist als Nebendarsteller dabei. Mit 38 schaffte es der Brite nun ganz nach oben.

Stuart Bingham ist neuer Snooker-Weltmeister
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Foto: afp, pe/dec

20 Jahre lang mischte Stuart Bingham im Schatten anderer auf der Snooker-Profitour mit. Er verdiente gutes Geld mit ansehnlichen, aber kaum herausragenden Leistungen - bis jetzt. Fast aus dem Nichts katapultierte sich der unscheinbare 38-Jährige in der Nacht zum Dienstag auf den Thron seines Sports: Im Crucible Theatre von Sheffield bezwang er im WM-Finale seinen favorisierten Landsmann Shaun Murphy - und bekam neben einem Preisgeld von 300.000 Pfund (408.000 Euro) auch jede Menge Anerkennung von der Konkurrenz.

"Es gibt keinen Spieler auf der Welt, der diesen Titel mehr verdient hätte als Stuart", befand Murphy, der Bingham in einem Endspiel voller Spannung und Dramatik mit 15:18 unterlag. Einmal mehr bewies der Brite in der Endphase des Spiels Cleverness, bereits zuvor hatte er in Ronnie O'Sullivan und Judd Trump zwei englische Titelfavoriten aus dem Turnier geworfen. Die Zeit nach dem Titel werde nun "sicher hart", erkannte der älteste Snooker-Weltmeister seit 1978 sofort.

"Aber ich werde dieselbe Person bleiben. Ich werde in all den Turnieren spielen und hoffentlich ein gutes Vorbild als Champion abgeben", kommentierte Bingham. Der Aufstieg aus der Masse zur Nummer eins im Snookersport werde "sein Leben komplett ändern", prognostizierte auch Finalgegner Murphy. Der 32-Jährige gestand: "Er hat wie ein Champion gespielt. Als ich 8:4 geführt habe, war er nicht beunruhigt und hat einfach wie ein Gewinner weitergemacht."

Ein Prototyp für moderne Sportvermarktung ist Bingham keineswegs. Statt laut, attraktiv und präsent wirkt er leise und passiv, fast ein wenig scheu. Den Weg in die Öffentlichkeit sucht er selten. Andererseits sind das genau die Attribute, die einen guten Snookerspieler ausmachen. Denn bei der populären Billard-Variante kommt es wie kaum anderswo vor allem darauf an, die Ruhe und den Überblick zu behalten, sich bloß nicht verrückt machen zu lassen.
Gerade natürlich bei der WM, dem jährlichen Saisonhöhepunkt des Präzisionssports, der sich durch seine üppigen Tischmaße auszeichnet.

(dpa)
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