Teddy Riner Der beste Judoka der Welt

Düsseldorf · Teddy Riner ist in Frankreich ein Volksheld. Am Sonntag kämpft er beim Grand-Slam in Düsseldorf.

 Teddy Riner

Teddy Riner

Foto: afp

Im September 2010 eröffnet der Film "Black Swan" die Filmfestspiele von Venedig, Thilo Sarrazin tritt als Bundesbank-Vorstand zurück, und die USA schließen mit Saudi Arabien das nach eigenen Angaben größte Rüstungsgeschäft aller Zeiten ab. Teddy Riner verliert im September 2010 einen Judo-Kampf. Das ist eine Erwähnung wert, weil der 28-jährige Franzose seitdem keinen Kampf mehr verloren hat. Siebeneinhalb Jahre lang, mehr als 140 Kämpfe. Nun kämpft Riner nicht etwa auf Bezirksebene in Paris, er ist vielmehr der beste Judoka der Welt. Und als solcher ist er der unumstrittene Star des Grand-Slams, der von morgen bis Sonntag im Düsseldorfer ISS Dome stattfindet.

Auf der Karibikinsel Guadeloupe geboren ist Riner längst ein Volksheld in Frankreich - noch vor den meisten Fußballern, noch vor Stabhochsprung-Weltrekordler Renaud Lavillenie. Weil Riner trotz aller Erfolge ein Mann ohne Skandale geblieben ist. Ohne Allüren. Ein Mann des Volkes. 2,04 Meter groß, 131 Kilogramm schwer. Auf der Matte ist er eine Maschine, an der die Gegner in Scharen verzweifeln. Zehnmal ist er bereits Weltmeister geworden im Schwergewicht (mehr als 100 Kilogramm), zweimal Olympiasieger, in London und Rio. Bei den Spielen 2016 führt er die französische Mannschaft als Fahnenträger an. Im Vorjahr kürte ihn die Sportzeitung "L'Équipe" zum bereits dritten Mal zum Sportler der Jahres. Es gibt auf der Welt viele Menschen, die Fans von Fußball-Superstar Neymar sind - der steht wie Riner bei Paris St. Germain unter Vertrag -, aber wohl nur wenige, die wie Riner von sich behaupten können, Neymar als Fan zu haben. Als dieser Tage der frühere Nordische Kombinierer Jason Lamy-Chappuis beschreiben soll, wie die Olympiasiege von Biathlet Martin Fourcade in Pyeongchang zu bewerten seien, sagt er: "Fourcade ist einer wie Riner." Das reicht in Frankreich als Einordnung.

Riners Erfolgshunger scheint auch nach allen Erfolgen unersättlich. "Der Olympia-Titel ist nun das Wichtigste", betont er mit Blick auf die Spiele 2020 in Tokio: "Ich bin gierig. Wenn ich dreimal Olympiasieger werden könnte, wäre das cool." Dann vor allem in Japan, der Wiege seines Sports. Ein Gold-Hattrick ist vor ihm nur dem Japaner Tadahiro Nomura 1996, 2000 und 2004 im Superleichtgewicht gelungen. Doch nichts deutet darauf hin, dass ihm ein Kontrahent dieses Vorhaben streitig machen könnte.

Judo hat Riner zum Millionär gemacht. Er ist Träger des nationalen Verdienstordens und Teil der erfolgreichen Olympia-Bewerbung von Paris für die Spiele 2024. So gnadenlos Riner auf der Matte ist, so sanft ist der Riese ansonsten. Er gilt als extrem bodenständig und familiär. Als er im November mal wieder Weltmeister wird, will er damit auch seinen drei Jahre alten Sohn Eden beeindrucken: "Ich hoffe, dass er sich später noch an diese Momente erinnern kann", sagt Riner. Er ist Botschafter des Kinderhilfswerks Unicef und engagiert sich als solcher vor allem für Kinder in Afrika. Die Aufgabe liegt ihm am Herzen, erst vor Kurzem besucht er ein Projekt in Togo. Überliefert ist die Geschichte, wie Riner 2006 als 16-Jähriger während der Junioren-WM in der Dominikanischen Republik aus dem Team-Hotel Essen auf die Straße rausbringt und es Kindern gibt, die er in der Hauptstadt Santo Domingo auf Kartons hat schlafen sehen. "Ich konnte einfach nicht akzeptieren, dass sie so leben mussten, dass sie Hunger leiden mussten, dass sie kein Dach über dem Kopf hatten", sagt Riner rückblickend. Und was der Hüne sich in den Kopf gesetzt hat, das verfolgt er auch mit Konsequenz. Das gilt für seinen Sport wie für sein soziales Engagement.

Im Vorjahr hat Riner seine Teilnahme in Düsseldorf noch kurzfristig zurückgezogen. Da war das Turnier auch noch ein Grand-Prix, ausgerichtet in der Mitsubishi-Electric-Halle. Dieses Jahr ist es aber ein Grand-Slam. Der erste, der je in Deutschland ausgetragen wurde, einer von sechs Austragungsorten neben Paris, Tokio, Baku/Aserbaidschan, Jekaterinburg/Russland und Abu Dhabi. Das lockt auch Riner. In Los Angeles bereitet er sich auf das Wochenende vor, seine Gewichtsklasse steht am Sonntag ab 10 Uhr auf dem Programm.

Alles andere als ein Sieg Riners wäre eine Überraschung. Er hat Niederlagen ja quasi abgeschafft.

(RP)
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