Kurzbahn-EM in Israel Terrorangst schmälert Vorfreude der deutschen Schwimmer

Netanja/Berlin · Bei der Kurzbahn-EM in Israel wollen sich die deutschen Spitzenschwimmer weiteres Selbstvertrauen für Olympia holen. Doch die Sicherheitsdebatte hat einigen die Freude am Wettkampf genommen.

 Paul Biedermann geht auf Medaillenjagd.

Paul Biedermann geht auf Medaillenjagd.

Foto: dpa, bt pzi

Als die deutschen Schwimmer um Paul Biedermann und Marco Koch am Montagmorgen in den Flieger Richtung Israel stiegen, mischte sich in die Vorfreude auf die Kurzbahn-EM die Sorge um die eigene Sicherheit. "Man fühlt sich nicht ganz so frei, als ob man nach Italien oder England reist. Aber wir müssen das aus unseren Köpfen verdrängen und uns auf die Rennen konzentrieren", sagte Bundestrainer Henning Lambertz dem SID.

Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) hatte seinen Athleten freigestellt, bei den kontinentalen Titelkämpfen auf der 25-m-Bahn in Netanya (2. bis 6. Dezember) teilzunehmen. So verzichtete unter anderem die zweimalige Kurzbahn-Europameisterin Dorothea Brandt (Essen) aufgrund der zumindest potenziellen Terrorgefahr auf einen Start in der Stadt am Mittelmeer, rund 30 Kilometer von Tel Aviv entfernt. Auch einige Teambetreuer traten die Reise nicht an. Der DSV steht in der Sicherheitsfrage mit dem Auswärtigen Amt und der deutschen Botschaft in Tel Aviv in Kontakt.

Weltrekordler Biedermann und Weltmeister Koch machen sich dagegen keine Sorgen und sehen das erste internationale Kräftemessen in der Olympiasaison vor allem als sportliche Herausforderung auf dem Weg nach Rio. "Die Sicherheitsvorkehrungen in Israel werden gut sein. Ich find's blöd, sich von ein paar Eierköppen Angst machen zu lassen", sagte Koch.

Neun Nachwuchsschwimmer dürfen bei ihrem EM-Debüt derweil wertvolle Erfahrungen sammeln. "Wir schicken eine buntgemischte Truppe an den Start", sagte Lambertz. Ein konkretes Medaillenziel gibt der Bundestrainer nicht vor: "Sie sollen möglichst schneller schwimmen als bei den deutschen Meisterschaften, dann wäre die ein oder andere Medaille normal." Außerdem stecke "ab jetzt in jedem Wettkampf auch ein bisschen Rio".

Für Podestplätze sollen vor allem die Vorschwimmer Biedermann, Koch und Franziska Hentke sorgen. Brustschwimmer Koch geht auf seiner Paradestrecke über 200 m als Weltranglistenerster (2:02,49 Minuten) ins Rennen. Der Darmstädter, der bei der Langbahn-WM in Kasan mit seiner Goldmedaille endgültig aus Biedermanns Schatten geschwommen war, will an seinem "deutschen Rekord kratzen" und der starken europäischen Konkurrenz erneut davonschwimmen.

Auch Biedermann sieht sich nach seinen nationalen Titeln Nummer 42 und 43 bei der Kurzbahn-DM vor eineinhalb Wochen in Wuppertal gerüstet. Da der Hallenser bei der Langbahn-EM im kommenden Jahr in London zugunsten einer besseren Olympiavorbereitung wohl auf einen Start verzichtet, ist der Wettkampf in Netanya die letzte internationale Meisterschaft für den WM-Dritten, der im Sommer seine Karriere beenden wird. "Natürlich ist es die letzte, aber ich sehe es nicht mit Wehmut", sagte der 29-Jährige: "Ich freue mich, dass es dort noch mal zur Sache geht."

Darauf freut sich auch Franziska Hentke. Schneller als die Magdeburgerin (2:03,86) war auf der 25-m-Bahn über 200 m Schmetterling in diesem Jahr noch keine Europäerin, auch ihr eigener deutscher Rekord ist nur noch vier Zehntelsekunden entfernt. "Dafür brauche ich aber einen Tag", sagte Hentke, "an dem alles passt."

(ems/sid)
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