Doppel mit Topstar Ma Long Boll und die zweite einmalige Chance

Düsseldorf · Im Doppel mit Chinas Topstar Ma Long kämpft Timo Boll bei der WM in Düsseldorf ab Dienstag um seine vermutlich letzte Chance auf einen Titel. Reif für Gold ist das "Legenden-Doppel" in jedem Fall.

 Timo Boll und Ma Long.

Timo Boll und Ma Long.

Foto: dpa, crj hak nic

Über Nacht war bei Timo Boll die Enttäuschung dem Kampfgeist gewichen. "Wenn man es nüchtern betrachtet, müssen die beiden Chinesen doch sowieso irgendwann geschlagen werden, wenn wir ganz nach oben wollen", sagte Boll über die für ihn überaus ungünstig verlaufene Auslosung für die Tischtennis-WM in Düsseldorf. Ab sofort liegt der Fokus auf dem Einstieg in sein Heimspiel am Dienstag im Doppel mit Chinas Superstar Ma Long.

Keine Frage, die Gefahr eines frühen Aus im Achtelfinale gegen Chinas hochfavorisiertes Spitzendoppel ist groß, doch Bangemachen gilt nicht für den Rekordeuropameister. Nach dem Fehlversuch bei der WM 2015 in Mas Heimat (Zweitrunden-Aus gegen Chinas spätere Titelgewinner) und insgesamt bisher 16 vergeblichen Anläufen will der 36-Jährige in seiner sportlichen Wahlheimat die zweite "einmalige" Chance an der Seite des Olympiasiegers und Weltmeisters nutzen: Wenigstens ein WM-Titel in seiner großen, aber unweigerlich auch allmählich ausklingenden Karriere soll es werden. Für den früheren Weltranglistenersten käme ein solcher Triumph auch einer Vollendung gleich - und dafür will Boll bis zum letzten Punkt fighten.

"Wir sind sicherlich ein starkes Doppel und sind vielleicht gegen alle außer die beiden Chinesen Favorit. Verstecken müssen wir uns aber auch gegen sie nicht, obwohl ich lieber erst im Bereich der Medaillen auf sie getroffen wäre", sagte Boll auch etwas demonstrativ mit Selbstbewusstsein. Verglichen mit Chinas Titelverteidiger Xu Xin und dem WM-Dritten Fan Zhendong dürften die ungarischen Nobodys Tamas Lakatos/Krisztian Nagy für das deutsch-chinesische "Legenden-Doppel" im Auftaktmatch kaum mehr als Sparringspartner sein.

Bolls "Feind und Helfer", auf den der deutsche Rekordmeister im Einzel-Viertelfinale um eine Medaille als Gegner treffen würde, ließ zu Wochenbeginn ebenfalls ernsthaftes Interesse am Erfolg des neuerlichen Experimentes erkennen. "Wir werden auf jeden Fall vor unserem ersten Spiel auch einmal zusammen trainieren", sagte der beinahe schmächtig wirkende, doch sehr wohl bärenstarke "Dominator". Die Entscheidung gegen eine gemeinsame Übungseinheit schon am Sonntag hätte kein Zeichen mangelnden Interesses sein sollen.

Bundestrainer Jörg Roßkopf, mit Steffen Fetzner seit dem gemeinsamen WM-Triumph 1989 in Dortmund bislang einziger Tischtennis-Weltmeister aus Deutschland in der Nachkriegsgeschichte, hofft schon seit der Ankunft der Chinesen in der WM-Stadt am vergangenen Wochenende auf die Gelegenheit zu wenigstens einem Testlauf für Boll und Ma: "Fast jede Minute ist für die beiden wertvoll. Trotz ihrer Einzel-Klasse ist das Doppel für die beiden ja kein Selbstläufer. Je mehr Zeit sie gemeinsam am Tisch stehen, desto größere Chancen können sie im Achtelfinale gegen die Chinesen haben."

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort