Sieg im Nationenpreis Totilas' triumphales CHIO-Comeback

Aachen · Stiefmutter Ann Kathrin Linsenhoff fiel Ehemann Klaus-Martin Rath um den Hals, Mit-Besitzer Paul Schockemöhle nickte anerkennend: Nach dem glanzvollen Comeback von Matthias Rath und Totilas beim CHIO in Aachen mit dem Doppelsieg im Grand Prix herrschte beim Anhang riesige Freude. Mit 82,300 Prozent ließ das Dressur-Paar die komplette Weltspitze hinter sich und führte die deutsche Ergebnis zum Sieg im Nationenpreis.

 Totilas überragte beim CHIO-Nationenpreis.

Totilas überragte beim CHIO-Nationenpreis.

Foto: dpa, ve hak

"Ich bin glücklich, obwohl noch nicht alles perfekt war. Wir haben noch viel Arbeit vor uns", sagte Rath, der riesigen Druck verspürte. "Aachen ist ähnlich wie eine WM oder EM. Die Erwartungen waren gewaltig."

Der Kronberger siegte nach zweijähriger Pause überraschend vor Teamkameradin Helen Langehanenberg (Billerbeck/81,220) mit Damon Hill und der Niederländerin Adelinde Cornelissen (80,980). Olympiasiegerin Charlotte Dujardin (Großbritannien/76,900) stürzte bei der Totilas-Show mit Valegro sogar auf Rang sechs ab und kassierte die schlimmste Schlappe seit Jahren. Isabell Werth (Rheinberg/79,580) kam mit Bella Rose auf Rang vier.

Schockemöhle war mit dem Auftritt von Totilas mehr als zufrieden. "Nach der lange Pause war es sehr gut, auch wenn es noch Steigerungen bei den Piaffen gibt", sagte Europas größter Pferdehändler, der das Wunderpferd 2010 für geschätzte zehn Millionen Euro nach Deutschland geholt hatte. "Es ist toll, wir sind wieder da!", jubelte Linsenhoff. Die Dressur-Olympiasiegerin von 1988 hält die Sportrechte an dem 14 Jahre alten Rappen.

Rath selber reckte nach dem Gala-Ritt im Aachener Glutofen vor 6300 jubelnden Zuschauern beide Siegerfäuste die Höhe und verschwand anschließend samt Hengst in den Stallungen. "Er arbeitet mit seinem Trainer Sjef Janssen sofort den Ritt nach, auch das ist neu", sagte Vater Klaus-Martin Rath. Nach der Enttäuschung im Jahr 2011 ohne Medaille bei der EM in Rotterdam hofft man nun auf eine neue Ära, deren vorläufiger Höhepunkt die WM Ende August in der Normandie werden soll.

Grund zum Jubeln hatte auch Werth. Die fünfmalige Olympiasiegerin zeigte im Sattel ihres neuen Top-Pferdes Bella Rose ebenfalls eine starke Vorstellung und kam auf 79,580 Punkten. "Ich war zu Tränen gerührt", sagte die 45 Jahre alte Juristin. Auch der Applaus habe ihrer erst zehn Jahre alten Stute nichts ausgemacht.
"Sie hat es genossen. Das entspricht ihrer Diven-Mentalität."

Das ist Matthias Rath
13 Bilder

Das ist Totilas-Reiter Matthias Rath

13 Bilder
Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Werth zeigte mit dem braunen Fuchs eine reife Vorstellung. Nur bei den Wechseln und im starken Trab gab es ein paar Wackler. Besonders stark war die schwierige Piaff-Passage-Tour. "Dieses Pferd ist komplett. Es ist das beste Pferd, das ich je geritten habe. Noch besser als Gigolo oder Satchmo", schwärmte Werth und fügte selbstbewusst an: "Diese Piaff-Passage-Tour ist das Beste, was derzeit in der Weltspitze geritten wird."

Wenig Grund zur Freude hatte indes Kristina Sprehe. Die zweifache Deutsche Meisterin zeigte im Sattel von Desperados Schwächen bei den Wechseln und stürzte mit 73,960 Punkte auf Rang elf ab. "Das waren zu viele Fehler", sagte die 27-Jährige aus Dinklage im Oldenburger Land. "Draußen, auf dem Abreiteplatz, war er noch gut drauf, doch im Stadion wurde es schwieriger. Über das viele Klatschen hat er sich aufgeregt", sagte Sprehe, die den Hengst nicht mehr sicher in den Griff bekam und am Ende das schlechteste deutsche Ergebnis ablieferte.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort