Triathlon Frodeno schnappt sich Weltrekord trotz Fast-Unfall

Roth · Ironman-Weltmeister Jan Frodeno hat die Bestzeit über die Triathlon-Langdistanz pulverisiert. Der Kölner benötigte in Roth 7.35:39 Stunden und unterbot die fünf Jahre alte Bestmarke über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen um 5:54 Minuten.

Ironman Jan Frodeno jetzt auch Weltrekordler
12 Bilder

Ironman Jan Frodeno jetzt auch Weltrekordler

12 Bilder
Foto: dpa, dka fdt

Jan Frodeno drückte seiner Ehefrau Emma einen dicken Kuss auf die Lippen, dann übergoss er sich mit literweise Weißbier: Der neue Rekordmann genoss seinen Erfolg bei der Challenge Roth in vollen Zügen. "Die Leute sind begeistert, die Stimmung war genial. Es hat einfach Spaß gemacht", sagte der Ironman-Weltmeister, nachdem er die Weltbestzeit über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen pulverisiert hatte.

7:35:39 Stunden benötigte der "Eisenmann" aus Köln für die Höllentour durch Franken. Die fünf Jahre alte Bestmarke seines Landsmanns Andreas Raelert unterbot er damit um sagenhafte 5:54 Minuten, "ich wollte es eben bis zum Ende durchziehen. Man weiß ja nie genau, wo man steht", sagte Frodeno im Bayerischen Rundfunk. Der zweitplatzierte Joe Skipper (Großbritannien) und dahinter Nils Frommhold (Berlin) hatten im Ziel mehr als zehn Minuten Rückstand.

Nach dem Olympiasieg bei den Sommerspielen in Peking 2008 über die Kurzdistanz war Frodeno 2014 auf die längste Distanz umgestiegen. Er gönnte sich ein "Schnupper-Jahr" und gewann dann im Sommer 2015 erst die EM in Frankfurt am Main und ein paar Monate später auch die WM auf Hawaii. Die Unterbietung von Raelerts starker Rekordzeit - sie war für Deutschlands Sportler des Jahres Ziel und Ansporn zugleich.

Frenetisch feiern dürfte Frodeno den Sieg allerdings nicht. "Jetzt ist eher eine Stuhlparty angesagt. Das Rennen hat sehr weh getan, aber einen Rekord bekommt man eben nicht geschenkt", sagte Frodeno. Und außerdem steht im Oktober dieses Jahres ja noch ein besonderes Duell an.

Spätestens seit Sonntag spricht nämlich wieder alles für ein WM-Duell zwischen dem aktuell besten Triathleten der Welt und seinem Vorgänger Sebastian Kienle (Mühlacker), der vor zwei Wochen bei der EM in Abwesenheit von Frodeno triumphiert hatte. Außerdem hat Kienle noch eine Rechnung offen, schließlich wurde er im vergangenen Jahr gleich zweimal von "Frodo" entthront.

Der konnte sich unterdessen bereits frühmorgens im Wasser darauf einstellen, dass er an diesem Tag nur gegen die alte Bestmarke von Raelert und nicht gegen die weiteren Konkurrenten im Teilnehmerfeld kämpfen würde. Mit seinen starken 45:22 Minuten lag er mehr als eineinhalb Minuten vor dem Zweiten - aber viel wichtiger: Er unterbot die Schwimmzeit von Raelert um ganze 53 Sekunden. Ein erster Fingerzeig.

Und das Rennen wurde für Frodeno auf dem quälend langen zweiten Teilstück noch deutlich einsamer. Weil er dem teilweise tückischen Gegenwind mit seiner aerodynamischen Haltung aus dem Lehrbuch entging und gleichzeitig wie ein Verrückter in die Pedale trat, belief sich der Vorsprung vor dem abschließenden Marathonlauf auf gewaltige elf Minuten. Im Vergleich zu Raelerts Rekord-Wettkampf hatte Frodeno zu diesem Zeitpunkt bereits etwas weniger als drei Minuten herausgeholt.

Eine kurze Schrecksekunde erlebte Frodeno dennoch, als er beinahe mit einem Auto kollidierte. Der Wahl-Spanier hatte Glück - und er setzte seine Rekordjagd fokussiert fort. Trotz des komfortablen Polsters hielt er das Tempo hoch, Frodeno hatte schließlich angekündigt, "das Schwimmen offensiv angehen und bis zum Finish kämpfen" zu wollen. Die harte Arbeit wurde belohnt.

(jado/sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort