EM in Montpellier Turner erleben ohne Hambüchen eine Bruchlandung

Montpellier · Betretene Gesichter, tiefe Enttäuschung - ohne ihren Vorturner Fabian Hambüchen haben haben die deutschen Athleten bei den Europameisterschaften in Montpellier eine fast komplette Bruchlandung hingelegt.

 Matthias Fahrig erreichte als einziger deutscher Turner ein Gerätefinale.

Matthias Fahrig erreichte als einziger deutscher Turner ein Gerätefinale.

Foto: AFP

Den Totalabsturz verhinderte der achte Platz von Matthias Fahrig aus Halle beim Sprung, der Hallenser erreichte damit die Medaillenentscheidung am Sonntag.

Die fünf Teamkollegen des 29-Jährigen hingegen schieden bereits in der Qualifikation aus und können die Koffer packen. Während Ex-Weltmeister Hambüchen zeitgleich in Köln sein Sportstudium vorantrieb, verhinderten zahlreiche Patzer die erhofften Finaleinzüge. Am dichtesten dran an einem weiteren Finale war noch Fahrig selbst, der Ex-Europameister leistete sich jedoch am Boden gleich zwei Stürze und war damit chancenlos.

"Ich bin nicht wirklich zufrieden, aber ich habe taktisch geturnt und wenigstens ein Finale erreicht", sagte Fahrig, ähnlich angefressen war Bundestrainer Andreas Hirsch: "Da fällt mir nicht so viel ein. Das hat nicht richtig Spaß gemacht und war für alle Beteiligten unlustig."

Auch der einzige deutsche Mehrkämpfer Sebastian Krimmer blieb unter seinen Möglichkeiten und verpasste das Finale am Freitag als 26. Der Stuttgarter wurde dabei besonders von einer verunglückten Bodenkür weit zurückgeworfen. Nicht nur Hambüchen wurde schmerzlich vermisst, auch das Fehlen des verletzten Olympia-Zweiten Marcel Nguyen aus Unterhaching (Kreuzbandriss) war nicht zu kompensieren.

Bereits der Nachmittag war für die deutschen Athleten unschön verlaufen. Schon nach zwei von drei Qualifikationsdurchgängen konnten der Berliner EM-Debütant Philipp Herder, Christopher Jursch aus Cottbus und Waldemar Eichorn (Dillingen) vorzeitig die Heimreise antreten. Den besten Eindruck hatte dabei noch der 21 Jahre alte Herder hinterlassen, aber auch dessen couragierte Übung am Boden reichte nicht zum Einzug in die Medaillenentscheidung am Samstag.

"Die Leistungen entsprachen in etwa den Trainingseindrücken. Die Übung von Philipp am Boden war in Ordnung", sagte Hirsch anschließend voller Nüchternheit.

Ebenfalls eine böse Überraschung erlebte am Reck Olympiasieger Epke Zonderland. Der Welt- und Europameister aus den Niederlanden stürzte in der ParkundSuites-Arena beim Gaylord-Salto (benannt nach dem 84er-Olympiasieger Mitch Gaylord), der langjährige Hambüchen-Rivale verpasste damit an seinem 29. Geburtstag die Medaillenentscheidung am Königsgerät.

Glück im Unglück hingegen hatte Kim Janas. Wegen Kniebeschwerden hatte die 15-Jährige aus Stuttgart am Mittwoch ihren Qualifikations-Wettkampf abbrechen müssen. Bei einer Untersuchung im Krankenhaus konnte aber keine schwerwiegende Verletzung festgestellt werden.

Die Führung im Zwischenklassement übernahm vor 3000 Zuschauern ungeachtet einer Verletzung am Knöchel Oleg Wernjajew aus der Ukraine. Der Welt- und Europameister am Barren lag mit 89,832 Punkten deutlich vor dem Aserbaidschaner Oleg Stepko (86,856) sowie David Purvis aus Großbritannien (86,731).

Die europäischen Titelkämpfe werden am Freitag (14.00 Uhr) mit der Mehrkampf-Entscheidung der Frauen fortgesetzt. Einzige deutsche Starterin ist dabei Pauline Tratz aus Karlsruhe. Auch die Frauen-Riege war stark ersatzgeschwächt in Montpellier angetreten.

(sid)
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