Gold über 200 Meter Brust Weltmeister Koch feiert mit 20 Chicken Nuggets und eine Cheeseburger

Kasan · Nach seinem WM-Triumph über 200 m Brust zählt Marco Koch zu den Olympia-Favoriten. Der 25-Jährige hat vor allem den Weltrekord im Visier.

Marco Koch bejubelt WM-Gold über 200 Meter Brust
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Koch feiert historischen WM-Triumph

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Foto: dpa, msc hak

Nach dem Gold-Jubel kamen die Schmerzen. Als Marco Koch am Morgen nach seinem WM-Triumph von Kasan aufwachte, tat ihm alles weh. "Ich habe gedacht: Welcher Zug hat mich denn überrollt?", erzählte der Schwimm-Weltmeister und gab zu: "Es ist noch nicht vorbei."

Am Essen lag es diesmal nicht — auch wenn sich der 25-Jährige für den ersten deutschen WM-Titel seit sechs Jahren mit Fast Food belohnt hatte. 20 Chicken Nuggets und einen Cheeseburger hatte sich der Darmstädter am Abend nach seinem Sieg über 200 m Brust gegönnt. "Man ist das ganze Jahr über hart zu sich", sagte er, "da genießt man es mal, einfach so einen Dreck zu essen".

Nach dem Frust bei Olympia vor drei Jahren hatte Koch sich noch über 60 Hähnchenstücke einverleibt. Seitdem hat er seine Ernährung radikal umgestellt, mit "vegan plus Fleisch" neue Kraft gefunden und nach WM-Silber 2013 in Barcelona und EM-Gold im vergangenen Jahr in Berlin mit dem Gold-Rennen im Kasaner Fußballstadion den vorläufigen Höhepunkt erreicht. Zum Auftakt seiner WM-Mission hatte er sich noch bei der Anreise den Magen verdorben und "die ganze Nacht durch gebrochen".

Auch nach seinem historischen Sieg, der ihn zum ersten deutschen Weltmeister überhaupt auf seiner Paradestrecke machte, fand er keine Ruhe. "Ich war um drei immer noch wach", berichtete er, "es war wohl ein bisschen viel Adrenalin".

Am Tag danach sah er sich auch endlich seine Goldmedaille ein wenig genauer an. Sie hatte die Nacht im Rucksack verbracht, "den hab' ich in die Ecke geworfen und gar nicht mehr ausgepackt". Ähnlich wenig Beachtung fanden zuletzt seine ersten beiden Medaillen. "Ich könnte gar nicht sagen, wo sie sind", gab Koch zu.

Schon kurz nach dem Rennen hatte der erste deutsche Weltmeister seit Paul Biedermanns Doppel-Triumph 2009 in Rom den Eindruck erweckt, dass ihn die Zeit von 2:07,76 Minuten mehr wurme, als ihn der WM-Titel freue: "Leider war es nicht so schnell, wie ich es gerne gehabt hätte."

Vor dem Finale hatte Koch prognostiziert, dass man für WM-Gold Weltrekord schwimmen müsse. Die Marke des Japaners Akihiro Yamaguchi von 2012 (2:07,01), die 46 Hundertstel unter seinem deutschen Rekord liegt, hat der Darmstädter nun für das nächste Jahr im Visier. Denn für den Olympiasieg, davon ist Koch überzeugt, muss man schneller schwimmen als je zuvor: "Auf jeden Fall."

Dass er als Weltmeister im nächsten Jahr in Rio mehr denn je zu den Favoriten zählt, stört ihn nicht. "Es ist für mich egal, ob ich mit Platz acht oder 15 oder als Weltmeister anreise", sagte er: "Es ändert an meiner Ausgangsposition nichts. Ich will so schnell schwimmen, wie es nur geht." Was die anderen von ihm erwarten, interessiert ihn nicht: "Hauptsache, ich erfülle meine Erwartungen." Und die Schmerzen danach gehen auch wieder vorbei.

(sid)
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