Angelique Kerber Für die Nummer eins ist im Achtelfinale Endstation

Melbourne · Angelique Kerber hält dem Druck nicht stand und scheidet als Titelverteidigerin bei den Australian Open früh aus.

Australian Open: Angelique Kerber scheitert an Coco Vandeweghe
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Kerber scheitert an Coco Vandeweghe

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Foto: afp

Angelique Kerber stopfte ihre Sachen in die Schlägertasche und verließ um fünf Minuten nach Mitternacht fluchtartig den Ort einer ganz bitteren Niederlage. In ihrem ersten Grand-Slam-Turnier als Weltranglisten-Erste schied die Kieler Titelverteidigerin bei den Australian Open sang- und klanglos durch ein 2:6, 3:6 gegen die US-Amerikanerin Coco Vandeweghe (Nummer 35 der Weltrangliste) bereits im Achtelfinale aus.

"Ich bin enttäuscht. Das war ein schlechter Tag von mir, ich habe den Ball nicht richtig gefühlt und hatte keinen Rhythmus", klagte Kerber, die sich trotzdem kämpferisch gab: "Ich habe viel gelernt und neue Erfahrungen gesammelt. Es kann immer noch ein gutes Jahr werden. Ich werde versuchen, stärker zurückzukommen."

Das wird nötig sein, denn so reicht es nicht. "Das war nicht die Angie, die sich zur Nummer eins gemacht hat. Sie hat sich im gesamten Turnier nie wirklich freispielen können", sagte Bundestrainerin Barbara Rittner, "jetzt soll sie ein bisschen abschalten und sich Zeit für sich nehmen, um in Ruhe zu trainieren." Zunächst einmal haben die Skeptiker Recht behalten, die Kerber ein sehr schweres Turnier vorausgesagt hatten. Unter ihnen war der frühere Branchenprimus John McEnroe.

In ihr Achtelfinale kam die deutsche Nummer eins nie. Auch eine 2:0-Führung im zweiten Satz konnte Kerber, die beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres viele Pflichttermine zu absolvieren hatte, nicht nutzen. Die Siegerin der Australian Open und der US Open würde den Platz an der Spitze der Weltrangliste verlieren, wenn Serena Williams den Titel in Australien gewinnen sollte.

Es war das früheste Scheitern einer Titelverteidigerin in Melbourne seit zehn Jahren. Damals hatte Amelie Mauresmo (Frankreich) das Viertelfinale verpasst.

Kerber und Vandeweghe, der 30 direkte Gewinnpunkte gelangen, mussten in den Katakomben lange auf ihren Einsatz in der Night Session warten. Erst um 22.45 Uhr Ortszeit betraten die beiden den Centre Court in der Rod-Laver-Arena, nachdem sich zuvor Roger Federer und Kei Nishikori (Japan) ein 3:24-Stunden langes Duell mit besserem Ausgang für den Schweizer geliefert hatten.

Zwei Tage nach ihrem glatten Sieg gegen Kristyna Pliskova aus Tschechien fand Kerber kein Mittel gegen die aggressive Spielweise der 1,85 Meter großen Vandeweghe. Vor allen Dingen mit ihrem Aufschlag punktete die Nummer 35 der Welt immer wieder. Ihren dritten Breakball nutze Vandeweghe zur 4:2-Führung.

Auch in der Folge leistete sich Kerber ungewohnte Fehler und konnte sich nicht auf das risikoreiche Spiel von Vandeweghe einstellen. Symptomatisch, dass ein Rückhandfehler der Titelverteidigerin, die am vergangenen Donnerstag ihren 29. Geburtstag gefeiert hatte, den ersten Satz nach 33 Minuten beendete.

Kerber startete mit neuer Konzentration in den zweiten Durchgang und nahm der Amerikanerin gleich im Auftaktspiel zum ersten Mal den Aufschlag ab. Doch selbst die folgende 2:0-Führung ließ die Linkshänderin nicht sicherer werden. Coach Torben Beltz versuchte seinen Schützling aus der Box heraus immer wieder zu ermutigen - vergeblich.

Kerber musste das Rebreak zum 3:3 hinnehmen und gab kurz darauf erneut ihren Aufschlag ab, mit dem sie zu wenig Druck erzeugen konnte. Zudem ließ sich Vandeweghe gegen die Nummer eins, die bereits in den ersten beiden Runden jeweils drei Sätze für ihre Siege benötigt hatte, kaum Nervosität anmerken.

Kerber wird nun lernen müssen, mit der Rolle der Favoritin umzugehen. Im vergangenen Jahr stürmte sie ohne große nervliche Belastung als Außenseiterin an die Spitze der Weltrangliste.

(sid)
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