Der Profi-Fußball sucht GeldquellenSamstagsspiele zur Mittagszeit? "Ich bin entsetzt"
München (rpo). Liga-Präsident Werner Hackmanns Idee einer Vorverlegung von Samstagsspielen auf die Mittagszeit, stößt auf heftige Kritik. Schalke-Manager Rudi Assauer etwa sagt klar: Nein. "Samstag 15.30 Uhr - das ist unantastbar. Das ist Gesetz." Die Vereine diskutieren voller Skepsis über den Vorschlag, Samstagsspiele auf die Mittagszeit vorzuziehen, RTL schließt ein Bundesliga-Comeback offensichtlich nicht mehr aus, Bayer Leverkusens Finanzmanager Wolfgang Holzhäuser sorgt mit seiner Forderung nach einer Integration des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in die Deutsche Fußball Liga (DFL) für Unverständnis. Im TV-Poker um die Übertragungsrechte jagt derzeit eine Meldung die andere. Nach dem Ausstieg der Netzer-Agentur Infront suchen führende Klubvertreter hektisch nach neuen Geldquellen. Kritik an Vorverlegung der SamstagsspieleDabei ist die Idee von Liga-Präsident Werner Hackmann, zur Steigerung der Fernseh-Erlöse auf dem asiatischen Markt wie in England auf 12.30 Uhr vorzuverlegen, auf große Skepsis gestoßen. "Man darf unter keinen Umständen daran rütteln, dass man Bewährtes erhält. Deshalb sage ich entschieden nein. Samstag 15.30 Uhr - das ist unantastbar. Das ist Gesetz", stellte Schalke-Manager Rudi Assauer klar. "Ich bin fassungslos. Von diesen Plänen weiß ich nichts", erklärte Werder Bremens Aufsichstsratschef Franz Böhmert, der als Mitglied des Ligavorstandes eigentlich hätte eingeweiht sein müssen, gegenüber dem Express. Präsident Karl-Heinz Wildmoser von 1860 München, ebenfalls Vorstandsmitglied, hält solche Pläne für wenig stichhaltig. "Wir brauchen keine Spiele am Mittag. Wir Sechziger sind schon live nach China übertragen worden - und hatten 230 Millionen Zuschauer. Das reicht", erklärte der Klubchef der Münchner Abendzeitung. Und HSV-Trainer Klaus Toppmöller fügte hinzu: "Diese Idee finde ich gar nicht gut. Die deutschen Fans wollen ihre Spiele am Nachmittag oder Abend sehen." "Eine Schnapsidee"Während Gregor Weinreich von der Fan-Aktion "Pro 15.30" das Anliegen des Ligachefs einfach nur für "eine Schnapsidee" hält, warnt Kölns Manager Andreas Rettig: "Ich hoffe, dass die Belange der Fans berücksichtig werden. Pure Kommerzialisierung schadet dem Fußball." Das meint auch Bremens Trainer Thomas Schaaf: "Schließlich will man ja in vollen Stadien spielen, und Samstagmittag ist in Deutschland traditionell Einkaufszeit." Für Verwirrung sorgte derweil Holzhäuser, der bei der Revision des Grundlagenvertrags dem DFB künftig als Gesellschafter mehr Mitsprache in der DFL zubilligen will. Doch weder DFB noch Liga wollten von diesem Vorstoß etwas wissen. "Wie ich Herrn Holzhäuser kenne, hat er das nicht ernst gemeint, sondern wollte per Schlagzeile eine Diskussion anschieben", sagte DFB-Vizepräsident Dr. Theo Zwanziger, der als Kommissionsvorsitzender unter anderem zusammen mit Holzhäuser und Hackmann den bestehenden Vertrag ausgehandelt hatte. "Wenn der DFB das 37. Mitglied der DFL würde, gäbe es einen Aufschrei unter den 27.000 Amateurvereinen. Und es gäbe ein Konfliktpotenzial, welches wir nicht brauchen. DFL und DFB sind bislang fair und anständig miteinander umgegangen. Und so soll es bleiben", fügte Zwanziger hinzu. Und auch Hackmann ist distanziert: "Das Thema kenne ich nicht. Damit kann ich nichts anfangen." RTL erwägt erneutes BundesligaengagementFreuen können sich die Profi-Klubs dagegen, dass der deutsche TV-Marktführer ein erneutes Engagement in der deutschen Eliteklasse zumindest nicht grundsätzlich ablehnt. "Wir warten die Entwicklung erst einmal ab", heißt es dazu auf Anfrage in der RTL-Pressestelle, nachdem der Sender sich im vergangenen Jahr durch seinen Ausstieg aus der Champions League zunächst vom Fußball-Geschäft verabschiedet hatte. Für RTL kommen indes wohl nur Live-Übertragungen in Frage, schließlich hat sich der Kanal aus Köln schon in den vergangenen Jahren vor allem als "Event-Fensehen" gesehen. Für den Bezahlsender Premiere, dessen Chef Georg Kofler schon die Wiedereinführung von Freitagsspielen vorgeschlagen hat, würde dies indes zusätzliche Konkurrenz bedeuten - was der DFL sehr recht sein dürfte, schließlich könnte so der Preis deutlich gesteigert werden.