Kostner auf Rang zweiSki alpin: Riesch fährt zum ersten Weltcup-Sieg
Haus (rpo). Der deutsche Ski-Nachwuchs sorgt für Furore: Maria Riesch ist bei der Weltcup-Abfahrt im österreichischen Haus auf Platz eins gefahren - und verwies die erfahrene Konkurrenz auf die Plätze. Als der Sieg feststand, war Riesch überglücklich. Strahlend reckte die junge Maria Riesch nach dem ersten Weltcupsieg ihrer Karriere beide Fäuste in den blauen Himmel über Haus im Ennstal und küsste immer wieder ihre Ski. Dann kullerten ein paar Freudentränen über ihr Gesicht. "Es ist einfach toll. Der erste Sieg ist etwas ganz Besonderes, diesen Tag werde ich sicher nie vergessen", sagte die 19-jährige Partenkirchnerin und lächelte fast schon ein bisschen verlegen. "Am Abend werde ich ein Flascherl aufmachen. Diesmal war ich nicht so aufgeregt wie nach meiner letzten Trainingsbestzeit. Heute hat alles zusammengepasst." Unbeeindruckt von einer langen Unterbrechung nach einem schweren Sturz der Amerikanerin Kirstin Clark ging Maria Riesch auf der längsten Damen-Abfahrt im Frauen-Weltcup (3107 m) ins Rennen und stellte mit der hohen Nummer 31 das Klassement auf den Kopf. In 1:39,30 Minuten siegte der blonde Teenager aus Oberbayern mit fast einer halben Sekunde Vorsprung vor der Italienerin Isolde Kostner (1:39,76) und der Österreicherin Renate Götschl (1:39,78). Gerg mit Rang vier zufriedenHilde Gerg (1:40,06) musste sich nach acht Podestplätzen in diesem Winter diesmal zwar mit Platz vier zufrieden geben, war aber dennoch zufrieden. "Ich freue mich echt für die Maria. Sie war schon ein paar Mal so nah dran. Heute hat sie es wirklich cool gemacht", lobte die 28-jährige Lenggrieserin. Außerdem half ihr Maria Riesch im Kampf um den Abfahrts-Weltcup gegen Götschl. Vor den letzten beiden Abfahrten des Winters führt die Österreicherin mit 500 Punkten nur mit 15 Zählern vor Gerg (485). Petra Haltmayr (Rettenberg) machte mit einem guten zehnten Platz (1:40,87) den starken Auftritt der deutschen Mannschaft komplett. Die Heldin des Tages aber hieß Maria Riesch. Schon vor den Abfahrten in Lake Louise und Cortina d Ampezzo hatte die frühere Junioren-Weltmeisterin mit Trainingsbestzeiten geglänzt, dann aber im Rennen die eigenen Erwartungen nicht erfüllt. "Dieses Mal war es schon das dritte Mal, deshalb war ich heute schon viel lockerer am Start", erklärte sie ihre ungewöhnliche Ruhe. Der erste große Sieg war nur eine Frage der Zeit. Schon bei der Abfahrt in St. Moritz und beim Super-G in Cortina hatte sie als Dritte und Zweite erstmals in ihrer Karriere den Sprung aufs "Stockerl" geschafft. Wenn der Augenblick nicht täuscht, hat "Ski Deutschland" neben Hilde Gerg und Martina Ertl schon jetzt eine dritte Siegläuferin. Immerhin hat Maria Riesch ihr großes Vorbild Katja Seizinger mit dem ersten Weltcupsieg schon mal abgehängt. Mit 19 Jahren und zwei Monaten ist sie fünf Monate jünger als Katja Seizinger bei ihrem ersten Weltcupsieg im Dezember 1991 in St. Caterina/Italien. Seizinger als Vorbild"Die Katja ist mein großes Vorbild", redet dann auch Maria Riesch nicht lange um ihre Ziele herum: "Auch sie hat alle vier Disziplinen bestritten, das habe ich an ihr immer bewundert. Ich hoffe, auch für mich geht es ganz nach oben." In diesem Winter deutete die Zollhauptwachtmeisterin des Bundesgrenzschutzes ihre Vielseitigkeit schon an. Abfahrtssieg, Zweite im Super-G, Vierte im Riesenslalom, 13. im Slalom - als eine von vier Läuferinnen schaffte sie es, in allen vier Disziplinen zu punkten. Geht es nach Bundestrainer Wolfgang Maier, hat Maria Riesch die wirklich große Karriere noch vor sich. "Das war eine extrem starke Vorstellung, von oben bis unten. Ich habe noch nicht mit ihrem Sieg gerechnet, aber sie hat es konsequent durchgezogen", lobte der Coach die "ehrgeizige Athletin". "Man sieht, dass sie die Extra-Klasse hat. Auch Katja, Hilde oder Martina haben mit 18 oder 19 ihre ersten Rennen gewonnen, und sind dann zum deutschen Hero aufgestiegen." Zugleich warnte Maier vor zu hohen Erwartungen. "Wir werden trotzdem bescheiden bleiben und die Latte nicht zu hoch legen. Aber in den letzten drei Monaten hat sie einen extremen Sprung gemacht. Sie ist jetzt schon weiter als ich dachte." Nur eines fand Maria Riesch schade am bisher schönsten Tag ihres Sportlerlebens. Ihre Eltern Sigi und Monika, die sonst fast alle Rennen vor Ort verfolgen, kamen erst am Freitagabend nach Haus im Ennstal. Dafür konnten sie ihrer Tochter, die im vergangenen Mai das Abitur mit einem Notendurchschnitt von 3,0 gemacht hatte, bei der Abfahrt am Samstag und dem Super-G am Sonntag live die Daumen drücken. Noch wohnt Maria Riesch in Garmisch-Partenkrichen bei den Eltern. die Adresse des Hauses passt zum Beruf der 1,81 m großen Blonden: Schussangerweg 9. STATISTIK:1. Maria Riesch (Partenkirchen) 1:39,30 Minuten, 2. Isolde Kostner (Italien) 0,46 Sekunden zurück, 3. Renate Götschl (Österreich) 0,48, 4. Hilde Gerg (Lenggries) 0,76, 5. Bryna McCarty (USA) 0,96, 6. Nadia Styger (Schweiz) 1,00, 7. Carole Montillet (Frankreich) 1,11, 8. Fränzi Aufdenblatten (Schweiz) 1,25, 9. Michaela Dorfmeister (Österreich) 1,32, 10. Petra Haltmayr (Rettenberg) 1,57, ... 18. Isabelle Huber (Ruhpolding) 2,02, ... 28. Ellen Hild (Königssee) 2,81, ... 33. Stefanie Stemmer (Rottach-Egern) 3,05 Stand im Abfahrts-Weltcup (nach 7 von 9 Rennen): 1. Götschl 500 Punkte, 2. Hilde Gerg 485, 3. Montillet 452, 4. Dorfmeister 316, 5. Riesch 261, 6. Kirsten Clark (USA) 228, 7. Styger 188, 8. Kostner 188, 9. Sylviane Berthod (Schweiz) 184, 10. Alexandra Meissnitzer (Österreich) 178, ... 17. Haltmayr 91, ... 21. Huber 76, ... 24. Martina Ertl (Lenggries) 67, ... 31. Regina Häusl (Bad Reichenhall) 43, ... 51. Hild 3 Stand im Gesamt-Weltcup (23 von 35 Rennen): 1. Anja Pärson (Schweden) 998 Punkte, 2. Götschl 953, 3. Hilde Gerg 818, 4. Montillet 737, 5. Dorfmeister 683, 6. Ertl 584, 7. Nicole Hosp (Österreich) 566, 8. Meissnitzer 524, 9. Riesch 504, 10. Clark 456, ... 20. Monika Bergmann-Schmuderer (Lam) 235, ... 45. Haltmayr 112, ... 47. Annemarie Gerg (Lenggries) 100, ... 51. Huber 93, ... 69. Häusl 59, ... 109. Hild 3