Aufstieg in die 2. Bundesliga Heidenheim wächst über sich hinaus

Düsseldorf · Vater des Erfolgs ist Trainer Frank Schmidt, der in der Kleinstadt geboren wurde, dort gespielt und die Mannschaft in der Fußball-Oberliga übernommen hat. Künftig spielt der 1. FCH im Konzert der Großen in der zweiten Liga.

Heidenheim feiert Aufstieg in die 2. Bundesliga
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Walter Kasper ist kirchennahen Christen ein Begriff. Der inzwischen emeritierte Kurienkardinal wirkte jahrelang in Rom und nahm an den beiden letzten Papstwahlen teil. Horst Blankenburg ist Fußballexperten ein Begriff. Der Verteidiger gewann dreimal in Folge mit Ajax Amsterdam den Europapokal der Landesmeister, den Vorläufer der Champions League. Was diese beiden unterschiedlichen Typen verbindet, ist ihr Geburtsort: Heidenheim.

Die bislang eher dezent in Erscheinung getretene Stadt in Baden-Württemberg, nahe der Grenze zu Bayern, steht kopf. Die Mannschaft des nicht einmal 50 000 Einwohner zählenden Ortes spielt in der kommenden Saison in der zweiten Fußball-Bundesliga und wird dann möglicherweise Gastgeber des Hamburger SV oder des 1. FC Nürnberg sein, sicher aber Fortuna Düsseldorf und den FC St. Pauli empfangen.

Was überraschend klingt, ist von langer Hand bestens vorbereitet und untrennbar mit dem Namen Frank Schmidt verbunden. Er ist vor 40 Jahren in Heidenheim geboren, hat dort - aber u.a. auch in Ulm, Nürnberg, Fürth und Aachen - Fußball gespielt und ist seit September 2007 Trainer des 1. FC, den er aus der Oberliga über die Regionalliga und dritte Liga bis in die zweite Liga geführt hat.

Mit einem selbst gemalten Plakat haben ihn seine beiden Töchter Lara (12) und Julia (15) empfangen, als er nach ausgiebiger Aufstiegsfeier am frühen Morgen nach Hause kam. "Was ich heute an Getränken auf den Kopf bekommen habe, hätte ich lieber gerne selber getrunken", hatte er noch am Abend gesagt. Am anderen Morgen räumte er ein, dass es nicht schlimm gewesen wäre, wenn "ich das ein oder andere Bier weniger getrunken hätte". Sie haben es halt richtig krachen lassen.

Der Durst war groß nach langer Arbeit. Der Erfolg ist dem Verein nicht in den Schoß gefallen, er wurde auch nicht erkauft. "Wir sind schwäbische Schaffer, erarbeiten uns alles hart", sagt Frank Schmidt. "Das ist hier die raue Ostalb, es liegt drei bis vier Monate Schnee."

Seine Mannschaft ist drei Spieltage vor dem Saisonende Meister, hat nur dreimal verloren, die meisten Tore geschossen und die wenigsten kassiert. Seine Mannschaft ist gewachsen. Der 28 Jahre alte Kapitän Marc Schnatterer spielt seit 2008 dort, Verteidiger Tim Göhlert (29) bereits seit 2005.

Sportlich will der Coach Kurs halten. "Es war immer so", erzählt er. "Die Leistungsträger gehen mit in die nächsthöhere Liga, aber wir werden auch Neuzugänge holen, maximal sechs." Einer, der vor zwei Jahren neu hinzu kam, ist Michael Thurk. Der inzwischen 37 Jahre alte Torjäger, der zuvor u.a. für Mainz, Frankfurt und Augsburg spielte und einzige prominente Kicker in dem Team ist, sah ausgerechnet beim Aufstieg in Elversberg wegen einer Tätlichkeit die rote Karte und ist bis zum Saisonende gesperrt.

Das Konzept des 1. FCH hat sich bewährt, die Identifikation mit dem Verein enorm hoch. 11 000 Zuschauer kamen in die Voith-Arena, die 13 000 Platz bietet und um 2000 Plätze erweitert werden soll. Der Verein ist breit und gut aufgestellt, auch im wirtschaftlichen Bereich. Hauptsponsor, Co-Sponsor, Team-Sponsor, Top-Sponsor, Exclusiv-Partner, Premium-Partner, Classic-Partner - in Heidenheim gibt einiges, was es woanders nicht gibt.

(RP)
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